Neustadt
Scheugenpflug baut zehn Prozent aller Stellen ab

Der Dosiertechnikspezialist aus Neustadt reagiert damit auf die Krise der Autobauer und Corona – Auch Kurzarbeit ist geplant

01.04.2020 | Stand 02.12.2020, 11:37 Uhr
Vorstandschef Olaf Leonhardt beteuert, dass an den Kündigungen bei Scheugenpflug kein Weg vorbeigegangen sei. Die AG aus Neustadt hat zehn Prozent der Belegschaft entlassen. −Foto: Scheugenpflug

Neustadt - Die Auswirkungen der Corona-Krise werden in der Region rund um Ingolstadt immer deutlicher. Laut Informationen unserer Zeitung hat die Scheugenpflug AG in den zurückliegenden Tagen zehn Prozent ihrer Belegschaft gekündigt. Auf Anfrage bestätigte das Unternehmen mit Sitz in Neustadt an der Donau (Kreis Kelheim) nun die Entlassung von insgesamt 48 Mitarbeitern. „Momentan weiß niemand, wie das Jahr verlaufen wird“, erklärt Vorstandsvorsitzender Olaf Leonhardt. Das Unternehmen müsse nun „auf Sicht fahren“, wie er betont.

Scheugenpflug stellt Dosier- und Vergusstechnik her und beliefert damit vor allem Automobilbauer und die Elektroindustrie weltweit. Laut dem Unternehmen habe die Krise der Autohersteller den Betrieb „härter und nachhaltiger“ getroffen, als man es vor einigen Monaten für möglich gehalten habe.

Die Firmen der Autoindustrie stecken tatsächlich seit geraumer Zeit in einer schwierigen Situation. Vor allem die Diesel-Affäre und der Umstieg auf erneuerbare Antriebe stellen die Hersteller vor Probleme.

Experten gehen wie bereits in unserer Zeitung berichtet davon aus, dass der Markt für Automobile weltweit um bis zu 15 Prozent schrumpfen könnte. Der für die deutschen Hersteller sehr wichtige Markt in Europa könnte gar um bis zu 30 Prozent zurückgehen. Diese Entwicklung geht vor allem auf die Corona-Pandemie zurück. In einer Erklärung teilt Scheugenpflug daher weiter mit, dies habe alle Prognosen Makulatur werden lassen. „Wir gingen davon aus, dass es spätestens 2020 wieder langsam aufwärts gehen und sich unsere Investitionen in Personal dann bezahlt machen würden“, so Leonhardt.

Leonhardt kam im Zuge der Übernahme der Scheugenpflug AG durch den schwedischen Misch- und Industriekonzern Atlas Copco erst zu Beginn des Jahres neu nach Neustadt. Er beteuert aber gegenüber unserer Zeitung, dass die nun ausgesprochenen Kündigungen für viele Beschäftigte des Unternehmens „extrem schmerzhafte Entscheidungen“ gewesen seien, die ihm „sehr an die Nieren gehen“. Ihm sei zudem klar, dass es für jeden Einzelnen, der jetzt gekündigt worden sei, ein harter Schlag sei.

Durch die Übernahme durch Atlas hatten viele bei Scheugenpflug auf eine große Zukunft gehofft. Schließlich ist das Unternehmen nun Teil eines weltweit tätigen Großkonzerns. Erst im Januar dieses Jahres teilten die Neustädter daher mit: „Die globale Präsenz des schwedischen Industriekonzerns eröffnet dem Dosiertechnikspezialisten auch erweiterte Möglichkeiten im Hinblick auf die angestrebten Wachstumsziele.“ Olaf Leonhardt, der seit vielen Jahren in verschiedenen Funktionen bei Atlas gearbeitet hat, erklärt nun: „Fakt ist, dass Scheugenpflug in den letzten Jahren sehr stark auf Wachstum ausgerichtet war und sich ambitionierte Ziele gesteckt hat.“ Das gelte auch für den proaktiven Personalaufbau. „Das alles wäre in normalen Zeiten – zumal mit den Chancen, die die Übernahme durch Atlas Copco bietet – sicher auch gerechtfertigt. Aber wir leben nicht in normalen Zeiten, und wir können momentan nicht langfristig planen“, so der Vorstandschef.

Um das Unternehmen nun in Krisenzeiten als Ganzes schützen zu können, führe an einem Personalabbau kein Weg vorbei. Außerdem, wie Leonhardt ankündigt, wird man für weitere Angestellte voraussichtlich für Mai Kurzarbeit anmelden. Die beschlossenen und nach Informationen unserer Zeitung bereits versendeten Kündigungen sollen aber nach sozialen Kriterien erfolgt sein. Faktoren wie Alter, Schwerbehinderung oder Anzahl der Kinder seien herangezogen worden.