Ingolstadt
Rückrufe auf Rekordniveau

15,6 Millionen Pkw mussten in den USA im vergangenen Jahr nachgebessert werden

15.02.2013 | Stand 03.12.2020, 0:29 Uhr

Ingolstadt (DK) Rund 15,6 Millionen Pkw wurden 2012 in den USA von den Herstellern zurückgerufen. Betroffen waren vor allem japanische Marken – doch auch BMW erwischte es schwer. Schuld waren vor allem Elektronikprobleme. Das zeigt nun eine Studie des Center of Automotive Management (CAM).

Früher waren japanische Autos ein Sinnbild für erschwingliche und trotzdem qualitativ hochwertige Fahrzeuge. Inzwischen hat sich das Bild gewandelt: Auf dem US-Markt führten im vergangenen Jahr gleich vier japanische Marken die Statistik der Rückruf-Quoten an: Suzuki, Subaru, Toyota und Honda. Gleich darauf folgt jedoch schon ein deutscher Hersteller: BMW – mit einer Rückrufquote von 160 Prozent. Über 550 000 Fahrzeuge mussten die Münchner wegen sicherheitsrelevanter Probleme zur Nachbesserung in die Werkstätten zurückholen. Unter anderem wegen Kurzschlussgefahr in Batteriekabeln.

Die meisten anderen deutschen Hersteller wiesen eine unterdurchschnittliche Mängelquote auf, wie das Center of Automotive Management (CAM) mit Sitz in Bergisch Gladbach unter Leitung von Stefan Bratzel ermittelt hat. Volkswagen (inklusive Audi) lag bei drei, Daimler bei sechs Prozent. Porsche dagegen musste nach sehr guten Werten in den Vorjahren eine Mängelquote von 64 Prozent hinnehmen.

Fast die Hälfte (47 Prozent) aller sicherheitsrelevanten Mängel entfielen auf Probleme mit elektrischen Bauteilen. Danach folgten Mängel am Insassenschutz (beispielsweise die Gefahr eines falsch auslösenden Airbags), sowie Mängel an Motor und Antriebsstrang.

Laut CAM ist der US-Markt wegen seiner Absatzgröße, der strengen Sicherheitsauflagen und des hohen Klagerisikos ein aussagekräftiger Indikator für die Produktqualität der globalen Automobilkonzerne. Hohe Rückrufquoten können den Herstellern nicht nur finanziell großen Schaden zufügen, sondern sich auch äußerst negativ auf das Image auswirken.

Die Macher der Studie haben auch Gründe dafür gefunden, warum die Zahl der Rückrufe in den USA 2012 die dritthöchste nach 2005 und 2009 war. Laut den Experten ist daran unter anderem die steigende technische Komplexität der Fahrzeuge schuld. So hat ein Auto heute nicht mehr nur Sicherheitssysteme wie ABS, ESP und Airbags an Bord, sondern auch Start-Stop- oder Energie-Rückgewinnungssysteme. Dazu kommen noch Komfortmerkmale wie Bluetooth und Telefon. Zudem hätten sich in den vergangenen zehn Jahren die Entwicklungszeiten von Autos enorm verkürzt. Dazu komme noch der enorme Kostendruck, der die Hersteller zum Sparen zwingt. Dieser wird oft an die Zulieferer weitergegeben. Hier besteht die große Gefahr, dass dies auch auf Kosten der Produktqualität geht.