Riedenburg
Rückenwind für grüne Energie

25.05.2011 | Stand 03.12.2020, 2:47 Uhr

Einzigartig – aber wie lange noch? Geht es nach dem Umweltausschuss des Kreistags könnten unweit der beiden einzigen Riedenburger Windräder schon bald einige weitere Rotoren stehen. An eine mögliche Herausnahme der benötigten Flächen aus dem Naturpark Altmühltal knüpfen die Politiker aber mehrere Voraussetzungen. - Foto: Janda

Riedenburg (sja) Windräder im Naturpark Altmühltal? Im Landkreis Kelheim ist das seit gestern kein Widerspruch mehr. Der Umweltausschuss des Kreistags einigte sich darauf, entsprechende Flächen problemlos aus der Schutzzone des Naturparks herauszunehmen – sofern die Voraussetzungen stimmen.

Josef Böhm war die Erleichterung nach der Sitzung im Riedenburger Rathaus sichtlich anzusehen. "Das ist um 100 Prozent besser als die letzte Sitzung", erklärte Böhm kurz nach der Abstimmung der Ausschussmitglieder, die mit sieben zu fünf Stimmen endete.
 

Der Landwirt aus Echendorf, der auf dem Areal des früheren Munitionsdepots bei Schaitdorf eine 138 Meter hohe Windkraftanlage errichten will, kann nun wieder neue Zuversicht für sein Projekt schöpfen, dessen Realisierung bislang am Standort in der Schutzzone des Naturparks Altmühltal gescheitert war. "Ich hoffe jetzt, dass der Kreistag genauso entscheidet", erklärte Böhm gegenüber dem DONAUKURIER. Dass es trotzdem noch mehrere Monate dauern kann, bis die Aufbauarbeiten im früheren Bundeswehr-Areal beginnen, ist ihm bewusst.

Der Grund für diesen langen Zeitraum ist eine der Voraussetzungen, mit denen der Umweltausschuss seine Empfehlung an die Mitglieder des Kreistags verknüpft hat. Denn vor einer möglichen Herausnahme aus der Schutzzone sind zunächst die Kommunen am Zug – im Landkreis Kelheim verfügen neben der Stadt Riedenburg wohl lediglich Essing und Ihrlerstein über mögliche Standorte für Windkraftanlagen. Sie müssen nun per Flächennutzungsplan sämtliche geeigneten Gebiete aufzeigen. Bis das geschehen ist, dürften laut Landrat Hubert Faltermeier (Freie Wähler) noch einige Monate vergehen.

Der Kreisschef sieht in dem von der Verwaltung des Landratsamtes ausgearbeiteten Vorschlag nicht nur "ein klares Ja zur Windkraft", sondern auch einen deutlichen Vorteil. "Wir möchten kein sukzessives, sondern ein paralleles Verfahren ermöglichen", erklärte er. Sobald die Flächennutzungspläne erstellt sind, würden langwierige Einzelfallentscheidungen der Vergangenheit angehören.

Der Riedenburger Bürgermeister Michael Schneider (CSU), der als Kreisrat zwar nicht im Umweltausschuss sitzt, aber der Sitzung in seinem Rathaus als Hausherr beiwohnte, begrüßte das Votum des Ausschusses. "Wenn der Landkreis die Möglichkeit schafft, Flächen aus dem Naturpark herauszunehmen, dann ist das für uns eine sinnvolle Planungsgrundlage", erklärte er.

Der Kelheimer Vize-Bürgermeister Franz Peter Sichler (SPD) sah den Landschaftsverbrauch auf dem Areal bei Schaitdorf als ohnehin schon gegeben an. Er sprach sich deshalb dafür aus, "die Steine möglichst aus dem Weg" zu räumen.

Eben das hat das Landratsamt nach Meinung von Josef Hofmeister (CSU) bisher nicht getan. "Wir haben eine Verwaltung voller Vorurteile", kritisierte der Bad Abbacher, der in den Ausführungen der Mitarbeiter eine vernünftige Argumentation vermisste. Auch seine Parteikollegin Gertraud Schretzlmeier war mit dem Vorgehen der Kreisbehörde nicht zufrieden. "Warum haben wir den Beschluss nicht schon das letzte Mal gefasst", spielte sie auf eine Sitzung von Anfang März an, als der Umweltausschuss eine Verkleinerung der Naturpark-Schutzzone abgelehnt hatte. "Plötzlich geht alles parallel, vorher ging’s nicht", wunderte sie sich. Ursula Brandlmeier (CSU) drängte schließlich zur Eile. "Ich möchte endlich etwas vorwärtsbringen", erklärte sie. Andernfalls würde das Gremium ihrer Meinung nach seine politische Glaubwürdigkeit verlieren.

Zuvor hatten die Mitarbeiter des Landratsamtes verdeutlicht, dass an die neue Regelung natürlich auch die üblichen Voraussetzungen für Windkraftanlagen geknüpft sind. Weiter gilt es laut Klaus Blümlhuber, dem Geschäftsführer des Tourismusverbands im Landkreis Kelheim, auch die Gesamtgröße der Naturpark-Schutzzone im Auge zu behalten. Sollte deren Anteil an der Kreisfläche unter 50 Prozent sinken, würde Kelheim den Naturpark-Status verlieren. "Aktuell liegen wir bei etwa 55 Prozent", berichtete er.

Windräder wie die beiden, die seit rund 15 Jahren beim Riedenburger Ortsteil Jachenhausen stehen, lehnte Blümlhuber aus touristischer Sicht ab – wegen der Lage am Talrand. "Davon sollten wir uns ebenso fernhalten wie von Sehenswürdigkeiten."

Ob zusätzlich zu diesen beiden Anlagen, die in Riedenburg bisher einzigartig sind, bald weitere Windräder in der Dreiburgenstadt entstehen können, liegt nun in den Händen der Kreisräte. Wie berichtet, liegt der Stadt Riedenburg bereits eine Voranfrage für drei weitere Anlagen bei Jachenhausen vor.