Eichstätt
"Roten Knopf gedrückt"

Ledvance ist aus Arbeitgeberverband ausgetreten - IG Metall kündigt massiven Widerstand an

09.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:50 Uhr
Das Ledvance-Werk in Eichstätt: Bis zum Jahr 2021 sollen hier rund 250 der 450 Arbeitsplätze abgebaut werden. Aktuell ist das Unternehmen aus dem Arbeitgeberverband und damit aus der Tarifbindung ausgestiegen. −Foto: Knopp

Eichstätt (EK) Nächster Tiefschlag bei Ledvance. Der Lampenhersteller ist am Donnerstag aus dem Arbeitgeberverband ausgetreten. Die Gewerkschaft IG Metall kündigte massiven Widerstand gegen diesen Schritt an.

Der Ausstieg aus dem Arbeitgeberverband bedeutet, dass die soeben neu ausgehandelten Tarifabschlüsse in der Metallindustrie - unter anderem 4,3 Prozent mehr Lohn und verkürzte Vollzeit - für Ledvance-Mitarbeiter nicht gelten. Der Zweite Bevollmächtigte der IG Metall Ingolstadt, Bernhard Stiedl, meinte gegenüber unserer Zeitung: "Die Unternehmensleitung hat einen roten Knopf gedrückt." Freitagnachmittag war im Eichstätter Ledvance-Werk eine Betriebsversammlung zu dieser neuen Entwicklung angesetzt.

Vom Unternehmen hieß es dann am frühen Abend dazu: Angesichts der wirtschaftlich schwierigen Gesamtlage von Ledvance habe man sich entschlossen, die Mitgliedschaft im Arbeitgeberverband der Metall- und Elektroindustrie in Bayern und Berlin mit sofortiger Wirkung zu beenden. Dies sei ein vorläufiger Schritt, der dazu beitragen soll, die Kostenposition des Unternehmens zu verbessern und die Zukunft zu sichern. "Das Unternehmen möchte den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auch zukünftig Einkommenssteigerungen ermöglichen und strebt zeitnah eine entsprechende Regelung an." Für die Tarifmitarbeiter sei der aktuelle Tarifvertrag weiterhin wirksam.

"Wir akzeptieren das nicht. Da gibt es keinen Kompromiss."

Bernhard Stiedl IG Metall

 

 

Zum weiteren Ablauf erklärt Bernhard Stiedl, dass man nun eine Tarifkommission bilden werde, um dann mit der Unternehmensspitze in Verhandlungen zu treten. Die Marschroute der Gewerkschaft sei klar: "Wir akzeptieren das nicht. Da gibt es keinen Kompromiss." Sollte es nicht zügig gelingen, den Eigentümer - ein chinesisches Konsortium mit dem LED-Produzenten MLS, das Ledvance von Osram vergangenes Jahr gekauft hatte - zur Rückkehr in den Arbeitgeberverband zu bewegen, "steht die Mannschaft vor den Toren", droht Stiedl "eine große Auseinandersetzung" an.

Auch aus Mitarbeiterkreisen heißt es an die Adresse der Unternehmensführung: "Das wird ihr nicht gut bekommen. Eichstätt ist gut organisiert." Die Stimmung nach der Versammlung war entsprechend aufgeheizt: "Ich find's scheiße", meinte einer ganz unverblümt. Ein anderer sprach angesichts des Tarifausstiegs von einer "Schweinerei hoch drei". Die Beschäftigten würden nun schon seit Jahren hingehalten: "Nächstes Jahr läuft die Standortsicherung aus. Das ist ein schleichender Tod." Die Belegschaft habe es langsam satt: "Das läuft auf einen Kampf hinaus."

Im November erst hatte Ledvance massive Einschnitte angekündigt: So sollen die Standorte Augsburg und Berlin geschlossen werden, in Eichstätt ist der Abbau von 250 der insgesamt rund 450 Arbeitsplätze bis zum Jahr 2021 geplant. Für Bernhard Stiedl ist das aber keineswegs in Stein gemeißelt: "Es existiert bisher weder ein Interessensausgleich noch ein Sozialplan." Es handle sich lediglich um eine Verlautbarung der Unternehmensführung. "Die Auftragsbücher im Eichstätter Werk sind voll, die Leute arbeiten rund um die Uhr", betont Stiedl. Aussagen der Konzernleitung ließen darauf schließen, dass längerfristig am Standort Eichstätt festgehalten werden solle. Allerdings: Außer blumigen Sprüchen gebe es noch nichts Verbindliches. "Wir drängen darauf, endlich schriftlich festzuhalten, wie es hier in der Zukunft weitergehen soll." Vor allem müssten dringend neue Produkte für das Werk in Eichstätt her, so Stiedl mit Blick auf das 2019 drohende Halogenlampenverbot durch die EU. Davon seien hier rund 200 Mitarbeiter betroffen.

"Das ist eine Schweinerei hoch drei."

Ein Mitarbeiter

 

Die Beschäftigten schweben also weiterhin zwischen Hoffen und Bangen: Einerseits herrsche Zuversicht, "dass Eichstätt nicht fallen gelassen wird", wie zu hören ist. Andererseits gibt es die Befürchtung, dass es der neue Eigentümer ausschließlich auf den Markennamen Osram, den er zehn Jahre lang nutzen darf, und die damit verbundenen Vertriebswege für die Vermarktung der eigenen Produkte abgesehen habe. Die deutschen Standorte würden dann "scheibchenweise" abgewickelt.

Am 1. Februar hat Jacob Tarn den Vorsitz der Geschäftsführung bei Ledvance übernommen. In der entsprechenden Mitteilung hieß es, Tarn werde sich insbesondere darauf konzentrieren, "den Wandel des Unternehmens weg von einem traditionellen Lampenhersteller hin zu einem führenden, innovativen, gesamtheitlichen LED-Beleuchtungsunternehmen zu beschleunigen".