Riedenburg
Rinder grasen für die Artenvielfalt

Rotes Höhenvieh stößt auf große Begeisterung Projekt Altmühlleiten läuft im nächsten Jahr aus

18.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:32 Uhr

Das Rote Höhenvieh war in Bayern schon ausgestorben - dank des Altmühlleiten-Projekts grasen jetzt wieder 18 der seltenen Tiere oberhalb der Rosenburg.

Riedenburg (DK) 18 Rinder leisten seit einigen Wochen oberhalb der Rosenburg einen wertvollen Beitrag zum Naturschutz. Sie gehören zum Großprojekt Altmühlleiten, das nächstes Jahr ausläuft. Annette Hagius vom Bundesamt für Naturschutz hat jetzt die Ergebnisse in Augenschein genommen.

Auf acht Hektar Fläche weidet das Rote Höhenvieh mit Blick auf die Rosenburg. Eine Rinderrasse, die fast schon ausgestorben war, wie Andreas Frahsek von Kelheims Landschaftspflegeverband VöF erzählt. In Bayern habe es gar keines dieser Rinder mehr gegeben, weiß Rinderzüchter Johann Graml aus Kallmünz, dem die Tiere gehören. Inzwischen leben wieder 600 Stück im Freistaat, 18 davon in Riedenburg. "Sie haben feste Klauen, sind nicht so schwer und damit für magere Standorte sehr gut geeignet", erklärt Graml, warum gerade das Rote Höhenvieh für den Magerrasen auf den Jurahöhen ausgewählt wurde.

Das Ziel hinter der Rinderhaltung oberhalb der Rosenburg ist der Naturschutz - wie bei allen Altmühlleiten-Projekten. Gefördert wird es vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorensicherheit, vom Bundesamt für Naturschutz und vom Freistaat Bayern. Zu dieser staatlichen Förderung engagieren sich auch der Landkreis Kelheim sowie die Städte Kelheim und Riedenburg - mit der Bereitstellung von Flächen, aber auch mit finanzieller Beteiligung. Alles in allem verfügt das Naturschutzgroßprojekt Altmühlleiten über ein Budget von 6,4 Millionen Euro. Jetzt haben die Verantwortlichen die einzelnen Projekte besucht - der einzige Bürgermeister, der den Termin wahrnimmt: Josef Häckl aus Ihrlerstein.

Für den Landkreis Kelheim berichtet Landrat Hubert Faltermeier (FW) Positives zu Altmühlleiten: Hier werde es aller Voraussicht nach eine finanzielle Aufstockung geben. "Wir sprechen dabei von zusätzlichem Grunderwerb in einer Größenordnung von rund 18 Hektar zu einem Preis von etwa 300 000 Euro", so Faltermeier. Dazu sollen weitere Landschaftspflegemittel in Höhe von knapp 170 000 Euro kommen.

Seit 2009 gibt es das Projekt Altmühlleiten, jetzt kommt es langsam in die Endphase. Im Oktober 2017 soll es auslaufen. "Wir wollten herausragende Gebiete schützen", beschreibt die Projektbetreuerin des Bundesamts für Naturschutz, Annette Hagius, das Ziel hinter Altmühlleiten. Gerade in Riedenburg habe das Projekt eine hohe Qualität erreicht - jetzt sind die Gemeinden gefragt, das Nachpflegemanagement zu betreiben, so Hagius.

Im Landkreis Kelheim gibt es dafür den Landschaftspflegeverband VöF, im Landkreis Eichstätt wird eigens ein Verband zur Landschaftspflege gegründet: Am 10. Oktober soll es so weit sein, bislang haben 25 Gemeinden ihren Beitritt beschlossen.

"Es ist eine wunderbare Sache, hier eine alte Haustierrasse anzusiedeln und damit die Biodiversität zu fördern", bezieht sich Hagius konkret auf das Rote Höhenvieh. Die Tiere hätten nämlich ein anderes Fressverhalten als beispielsweise Schafe - und somit würden auf diesen Magerrasen auch andere Tier- und Pflanzenarten leben. Die Kühe erhalten somit die Vielfalt der Flora und Fauna auf dieser Fläche. Ein Beispiel dafür ist die Bienen-Ragwurz, eine Orchideenart, die die Naturschützer bereits auf der Fläche entdeckt und ausgezäunt haben, damit sie aussamen kann. Insgesamt ist es ein Anliegen der Naturschützer, nährstoffarme Flächen auf den Jurahöhen zu erhalten. "Sie sind besonders blütenreich", betont Hagius.

Die Projektbetreuerin erinnert sich noch genau an die Anfänge der Idee in Riedenburg. "Vor drei oder vier Jahren waren wir hier draußen und haben uns gefragt: Wie kriegen wir das nur hin? Und jetzt ist es wunderbar!", freut sie sich. Weitere nährstoffarme Flächen sollen das weitere Ziel sein.

Nicht nur für den Magerrasen sind die Rinder gut. "Es ist ein herrliches Fleckerl", schwärmt Landrat Hubert Faltermeier. Und fügt - mit Blick auf seinen baldigen Ruhestand - scherzhaft hinzu, er werde sich demnächst auf dem Rad als ehrenamtlicher Kontrolleur bewerben. "Die Rinder steigern den Wert der Landschaft", bestätigt Andreas Frahsek. Außerdem habe es traditionell immer Kühe auf Hochflächen gegeben. Bei Einheimischen und Touristen kommt das Rote Höhenvieh auf jeden Fall gut an.

Zwischen April und Oktober stehen die Tiere etwa auf der Weide. Doch das kann je nach Wetter variieren. "Es darf auf den Naturschutzflächen nicht zugefüttert werden", erklärt Klaus Blümlhuber vom VöF Kelheim. Ein bisschen wie auf der Alm. Wenn das Nahrungsangebot knapp wird, müssen die Rinder zurück in den heimischen Stall - in dem Fall zu Johann Graml nach Kallmünz.