München
Rechte Szene offiziell unterstützt?

15.11.2012 | Stand 03.12.2020, 0:49 Uhr

München (dapd) Der bayerische Verfassungsschutz hat in den 90er Jahren möglicherweise aktiv am Aufbau der rechtsextremen Szene mitgewirkt. Der Nachrichtendienst habe einen Mitarbeiter in die Szene eingeschleust, der am Aufbau des Thule-Netzes, einem Mailbox-System für Neonazis zum Austausch von Informationen, beteiligt gewesen sei, berichtete die „Süddeutsche Zeitung“ gestern.

Eine konkrete Quelle nannte sie nicht.

Dem Bericht zufolge war der Computerfachmann Kai D. aus dem oberfränkischen Landkreis Kronach von 1987 bis 1998 für den bayerischen Verfassungsschutz tätig. Kurz bevor er enttarnt zu werden drohte, sei er „abgeschaltet“ worden. Ob Kai D. auch im Umfeld des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU) installiert wurde, prüft derzeit ein Untersuchungsausschuss des Bayerischen Landtags. Der gebürtige Berliner Kai D. soll kein überzeugter Rechtsextremist gewesen sein. Ehe er in Bayern in der Neonazi-Szene aufstieg, habe er für den Berliner Verfassungsschutz die linke Szene ausspioniert. Nun steht die Frage im Raum, ob der Mann gezielt zu einem führenden Neonazi aufgebaut worden oder den Behörden mit der Zeit schlicht aus dem Ruder gelaufen ist.