Manching
Raubgräber: Immenser Schaden für die Wissenschaft

Illegale Sondengänger haben bei Grabung in Manching Löcher gebohrt, Bodenfunde entwendet und zerstört

03.05.2022 | Stand 07.05.2022, 3:34 Uhr
llegale Sondengänger haben am Wochenende 140 Löcher gebohrt und so wertvolle Funde zerstört. Der Schaden für die Wissenschaft ist noch gar nicht abzuschätzen. −Foto: Schmidtner

Manching - Der Verlust für die Wissenschaft ist nicht abzuschätzen: Bislang unbekannte Raubgräber haben eines der bedeutendsten Bodendenkmäler nördlich der Alpen beschädigt.

Wie das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege mitteilt, haben illegale Sondengänger im Oppidum Manching am ersten Maiwochenende eine unbekannte Zahl von Funden geplündert. Wie auch die Polizei bittet es um Hinweise aus der Bevölkerung.

An 140 Stellen haben die Täter auf einem Areal im Osten Manchings Löcher in den Boden gegraben und archäologische Funde entwendet. Dabei handelt es sich die Fläche, die für die Höhenfreimachung der Einmündung der Geisenfelder Straße in die B16 vorbereitet wird. Das Landesamt geht davon aus, dass die Täter Sonden eingesetzt haben, um gezielt Metallobjekte aus keltischer Zeit zu finden. Die beauftragte Grabungsfirma hat sofort Anzeige erstattet, nachdem sie die Schäden festgestellt hatte. Die Polizei ermittelt und wird dort verstärkt kontrollieren.

Die Verluste lassen sich derzeit weder materiell noch ideell bewerten. "Noch ist der Schaden nicht abzusehen, aber für die Wissenschaft dürfte er immens sein", sagte Generalkonservators Prof. Mathias Pfeil, Leiter des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege.

Das Betreten der Grabungsfläche ist untersagt und Sondengehen auf Bodendenkmälern generell gesetzlich verboten. Verstöße können als Ordnungswidrigkeit mit Geldstrafen bis zu fünf Millionen Euro geahndet werden. "Zudem kann das Graben in diesem Falle lebensgefährlich sein, da sich im Boden noch Kampfmittel aus dem Zweiten Weltkrieg befinden", so das Landesamt weiter. Falls außerhalb der regulären Arbeitszeiten am Wochenende oder in der Nacht auf der Grabungsfläche unbefugte Personen gesichtet werden, bittet Stefanie Berg, die zuständige Archäologin am Landesamt, die Bevölkerung, die Polizei sofort zu informieren.

Das Oppidum Manching zählt zu den bedeutendsten Bodendenkmälern nördlich der Alpen. Raubgrabungen zerstören Bodendenkmäler wie diese, ohne dass die im Erdreich enthaltenen Informationen erfasst und untersucht werden können. Doch aus dem Zusammenhang gerissene archäologische Funde sind wissenschaftlich weitgehend wertlos.

Die Ausgrabungen in Manching dienen der Vorbereitung der Bauarbeiten an der Bundesstraße 16, damit etwaige archäologische Befunde und Funde dokumentiert und, wenn möglich, konserviert werden können. Für den Schutz der dort noch im Boden erhaltenen keltischen Stadt wird die neue Straße so gebaut, dass auf Bodeneingriffe soweit wie möglich verzichtet werden kann.

peh