Ingolstadt
"Rassismus geht jeden an"

Kundgebung auf dem Paradeplatz: Politiker positionieren sich einheitlich gegen Fremdenfeindlichkeit

20.03.2021 | Stand 23.09.2023, 17:31 Uhr
Ingolstadt ist bunt: Vertreterinnen und Vertreter mehrerer Parteien, der IG Metall sowie von Attac demonstrierten am Samstag auf dem Paradeplatz gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus. −Foto: Brandl

Ingolstadt - Am Sonntag begeht die Welt den Internationalen Tag gegen Rassismus.

 

Für das Bündnis "Ingolstadt ist bunt" war dies Anlass, am Samstag im Rahmen einer Kundgebung Präsenz auf dem Paradeplatz zu zeigen. Alleine blieben sie damit nicht. Auch die Ingolstädter Kommunalpolitik demonstrierte sichtbar Solidarität und sendete Teilnehmer aus verschiedenen politischen Lagern aus, darunter Sozialdemokraten, Christsoziale, Grüne, ÖDP und Linke sowie Vertreter von Gewerkschaften und politischen Bewegungen.

 

Gesicht zeigen gegen rassistische Muster war die Devise des Tages. Das bekräftige Linke-Stadträtin und Mitinitiatorin Eva Bulling-Schröter in ihrer Begrüßung. Sie erinnerte an die Toten des rechtsextremen Terrorakts von Hanau vor gut einem Jahr, bei dem neun Menschen mit Migrationshintergrund ums Leben gekommen waren. "Zum Glück erleben wir solche Taten nicht auch in Ingolstadt", sagte Bulling-Schröter. Sie stellte jedoch fest, dass es vor Ort durchaus latenten Rassismus gebe.

 

Als Hauptredner trat Ingolstadts OB Christian Scharpf (SPD) vor das Mikrofon. Er erinnerte an das auslösende Geschehen für den Gedenktag, das Massaker von Sharpeville im Jahr 1960, bei dem 69 Demonstranten aus rassistischen Motiven erschossen worden waren. Alltagsrassismus sei in der Gesellschaft auch im Kleinen vorhanden, so der OB, der als Beispiele Probleme bei der Wohnungs- und Arbeitsplatzsuche nannte. "Migranten gehören zu uns und machen unsere Stadt aus, deshalb dürfen wir nicht wegschauen", sagte Scharpf.

 

CSU-Landtagsabgeordneter Alfred Grob sagte, Ingolstadt zeige mit der Veranstaltung, wie wichtig gegenseitiger Respekt sei. "Wir sagen Nein zu Hass, Hetze und Gewalt abseits jeglicher Parteipolitik", so der Politiker, der weiter dazu aufforderte, nicht wegzuschauen und zu schweigen, sondern couragiert einzuschreiten, wenn sich Alltagsrassismus offenbare. Sein Appell provozierte allerdings einen Zwischenruf aus dem Publikum: "Fangt selbst damit an und nehmt das rassistische bayerische Integrationsgesetz zurück", rief ihm ein Teilnehmer entgegen.

 

SPD-Stadtrat und Fraktionsvorsitzender Christian De Lapuente warnte davor, dass gerade in der Corona-Pandemie rechte Kräfte versuchten, mit den Ängsten der Menschen zu spielen. Die Mehrheit würde diese Tricks jedoch durchschauen. "Trotzdem ist es wichtig, dass wir für Menschenrechte und gegen Rassismus eintreten", sagte er.

Joachim Siebler, Bezirksrat und Bundestagskandidat der Grünen, zitierte aus einem aktuellen Text: "Rassismus betrifft nicht jeden, aber geht jeden an. " Er befürwortete klar, dass der Begriff Rasse aus dem Grundgesetz entfernt werden soll. Dieser sei nicht relevant für die Aspekte des Zusammenlebens in der Gesellschaft.

Für Die Partei sprach Jens Rohrer, für die Organisation Attac Francesco Garita. Er sagte, Rassismus sei ein fundamentaler Angriff auf die Menschenrechte und humanistische Werte und forderte staatliches und zivilgesellschaftliches Handeln. Ähnlich äußerte sich Bernhard Stiedl, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Ingolstadt. Er appellierte an den Respekt voreinander und sprach sich für ein deutliches Nein zu Rassismus aus. Die Ingolstädterin Caroline Klapper, Mutter eines Kindes mit Down-Syndrom, machte auf die "Separation im Bildungssystem" aufmerksam, die sowohl Kinder mit Handicap an Förderschulen, als auch in Flüchtlingsunterkünften betreffe. Sie forderte ein Bildungssystem, das nicht ausgrenzt.

DK

 

Michael Brandl