Eichstätt
Ranger für den Naturpark

Umweltminister Huber: Hüter kommen im Oktober - Artenschutz und Blühflächen weitere Themen

30.08.2018 | Stand 23.09.2023, 3:56 Uhr
Ein Gastgeschenk zum Abschied: Die Landtagsabgeordnete Tanja Schorer-Dremel übergab dem Bayerischen Umweltminister Marcel Huber einen Korb mit regionalen Produkten. −Foto: Bird

Eichstätt (EK) Gesprächsbedarf gab es viel: Gestern stand der Bayerische Umweltminister im Infozentrum des Naturparks Altmühltal Rede und Antwort. Neben verschiedenen Maßnahmen, die Marcel Huber zum Arten- und Umweltschutz offenlegte, kündigte er so genannte Naturpark-Ranger an, die bereits im Herbst ihren Dienst antreten sollen.

"Feuer frei" ist eine Formulierung, die Tanja Schorer-Dremel (CSU) gerne metaphorisch nutzt, sobald eine Runde dazu aufgefordert ist, Fragen an Politiker zu richten, die zuvor einen Vortrag gehalten haben. Gestern war dies beim so genannten Umweltgespräch, zu dem die Landtagsabgeordnete unter anderem einige Mandatsträger und Bürgermeister des Landkreises sowie ausgewählte Vertreter von Verbänden und Behörden eingeladen hatte, erneut der Fall. Stargast der Runde - und gleichzeitig Adressat vieler Fragen und Anregungen - war Staatsminister Huber, seit April dieses Jahres wieder in der Funktion des Bayerischen Umwelt- und Verbraucherschutzministers. Bereits unter drei verschiedenen Ministerpräsidenten leitete der gelernte Tierarzt das Umweltministerium, im Kabinett Seehofer war er zuletzt vier Jahre lang als Chef der Staatskanzlei tätig.

Doch der Reihe nach: Der 60-jährige Mühldorfer begann nach der obligatorischen Begrüßung seine Worte im Informationszentrum des Naturparks Altmühltal mit einer bajuwarisch-selbstbewussten Aussage. "Dass Bayern schee is, da san mir uns einig!" Das liege vor allem daran, dass Natur und Landschaft so schön seien, das habe eine Umfrage des Bayerischen Rundfunks vor ein paar Jahren ergeben.

Seit seiner Kindheit habe sich die Landschaft jedoch deutlich verändert, keineswegs nur zum Schlechten, wie Huber betonte. Nach diesem kurzen Exkurs sprach der CSU-Minister jene Themen an, die derzeit in der Öffentlichkeit vielfach diskutiert werden: Klimawandel, Naturschutz und Artenschwund. Letzteres betreffe vor allem Insekten, doch das könne man "durchdeklinieren" - Huber sprach vom Dominoeffekt. "Die Funktionen der Naturparke sind unersetzbar", konstatierte der 60-Jährige deshalb. Dennoch, so betonte der Minister, "nicht gegen den Willen des Volkes", und spielte dabei auf den Nationalpark Donau-Auen an, der, das ist seit Markus Söders Regierungserklärung im April bekannt, nicht kommen wird. Wichtig sei jedoch, der Bevölkerung die Wertigkeit der Naturlandschaften näherzubringen. "Ein ganzer Strauß an Maßnahmen" soll dabei helfen. Das Ganze läuft seit einem Kabinettsbeschluss Ende Juli unter dem Stichwort "Naturoffensive Bayern", die, so Huber, "die vorhandenen Strukturen stärken und die Vernetzung weiterführen" soll. Ein Aspekt dieser Offensive sind die so genannten Naturpark-Ranger, die ersten sollen bereits ab Oktober zum Einsatz kommen. Nach einer Frage des Beilngrieser Bürgermeisters Alexander Arnetsberger wurden weitere Details zu dieser neuen Funktion etwas klarer: Mit 65000 Euro bezuschusst der Freistaat eine Ranger-Stelle, zwischen zwei und vier dieser Posten soll es pro Naturpark geben - je nach Größe. "Der Naturpark muss damit zurechtkommen", so Huber. Alles weitere sei noch nicht fix, eine entsprechende Tätigkeitsbeschreibung müsse der jeweilige Naturpark in Eigenregie verfassen. Die Ranger sollen jedoch weder Hausmeister noch Aufpasser sein, sondern "alles ein bisschen", sagte Huber. "Wir wollen kein enges Korsett schnüren", fügte Tanja Schorer-Dremel an. Vier Ranger-Stellen könnten es angesichts der Größe für den Naturpark Altmühltal werden. Die Stellen sollen - voraussichtlich naturparkweit - an "bestehende Institutionen angebunden" werden, wie Naturparkchef Christoph Würflein erklärte.

Der Frage nach den Rangern vorangegangen waren einige Wortbeiträge zur öffentlichen Wahrnehmung des Natur- und Artenschutzes. Zum Abschluss seines Vortrags hatte Marcel Huber noch gefordert: "Jeder ist gefragt, seinen Teil beizutragen." Er adressierte dabei Bürger, Unternehmen, Kommunen und die Landwirtschaft gleichermaßen. "Es muss nicht alles gemulcht werden" und: "Sperren Sie den Mähroboter weg!"

"Blühflächen finden alle toll, aber nur wenn sie tatsächlich blühen", merkte die Vize-Landrätin, Rita Böhm (CSU), an. Die Bevölkerung habe oftmals ein falsches Bild von Blühwiesen, die unbewachsen weniger attraktiv erscheinen und für Unmut bei vielen Bürgern sorgen. "Naturschutz ist nicht immer schön", schlug Christina Fehrmann vom Landschaftspflegeverband in dieselbe Kerbe. Die Öffentlichkeit müsse daher anders sensibilisiert werden, das forderten mehrere Gäste der Runde. "Etwas bizarr aussehen zu lassen, muss wieder gelernt sein", wünscht sich daher Marcel Huber. Das heißt unter anderem auch, Mulch wegzulassen oder eine Wiese nicht sofort wieder abzumähen - der Tierwelt zu liebe. Mitte Juni hat der Umweltminister deshalb die Initiative "Blühpakt Bayern" gestartet, ein eigener Blühpakt-Manager soll schon bald die Arbeit aufnehmen. "Eine Samentüte in den Garten werfen macht noch keine Blühwiese", erklärte Huber die Aufklärungsfunktion der neuen Stelle. Während der Gesprächsrunde notierte der Umweltminister eifrig viele Ideen und Anregungen aus der Runde (wie etwa Umweltbildung für Kinder, die Gartenbauvereine mehr einzubeziehen oder Maßnahmen für die Öffentlichkeitsarbeit). Schließlich durften auch zwei Schäfer ihre Anliegen vortragen, bevor sich Huber nach knapp 90 Minuten zum nächsten Termin verabschiedete.

Julian Bird