Ingolstadt
Ramadan im Rittersaal

Schüler-Eltern-Verein Atlantik lud in ungewohnter Kulisse zum Fastenbrechen

01.08.2013 | Stand 02.12.2020, 23:50 Uhr

 

Ingolstadt (DK) Die Muslime begehen derzeit ihren Fastenmonat Ramadan. Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang dürfen die Gläubigen weder essen noch trinken. Zum abendlichen Fastenbrechen trafen sich am Mittwoch Ingolstädter Muslime und ihre Gäste im Stadtmuseum.

In den Wintermonaten ist der Saal, der dem Innenleben einer Burg nachempfunden ist, das Domizil der Ingolstädter Schlaraffen, die dort normalerweise traditionell Freundschaft, Kunst, Humor und Rittertum hochleben lassen. Am Mittwoch erschien der Schlaraffensaal im Stadtmuseum jedoch in ganz anderem Licht: Der Verein Atlantik (Donau Schüler Eltern ) der – wie mehrfach berichtet – in Ingolstadt die Trägerschaft eines interkulturellen Kindergartens übernehmen möchte, wegen seiner angeblichen Nähe zur umstrittenen Gülen-Bewegung jedoch in die Diskussion geriet, hatte rund 70 muslimische und andersgläubige Gäste ins Museum geladen, um mit ihnen gemeinsam das abendliche Fastenbrechen zu begehen. Auch neue Freundschaften durften dabei natürlich geschlossen werden.

Um genau 21.02 Uhr war es so weit: die Sonne über Ingolstadt ging unter, und das bis dahin noch leere Buffet im Saal füllte sich mit ausgesuchten Speisen, die sogleich zahlreiche Abnehmer fanden.

Es ist die Zeit, zu der streng gläubige Muslime das durch den Koran auferlegte Fasten im Ramadan unterbrechen, um zu essen und zu trinken. Das 30-tägige islamische Ritual dauert heuer noch bis zum 7. August.

„Unsere Erwartungen sind erfüllt. Wir sind hoch zufrieden“, sagte Sahin Ilgen, Vorsitzender von Atlantik, am Rande der Veranstaltung dem DK. Besonders freute er sich darüber, dass Vertreter aller eingeladenen Parteien – bis auf die Linke, die die Diskussion um den Verein in Ingolstadt ins Rollen brachte – zum Fastenbrechen erschienen waren.

„Wir sind gerne gekommen“, ließ denn auch Bürgermeister Sepp Mißlbeck in seiner Begrüßungsrede verlauten. Die Resonanz auf die Einladung zeige, dass die Kommunikation zwischen den verschiedenen Religionen in Ingolstadt funktioniere. „Wir demonstrieren damit, dass Ingolstadt eine lebens- und liebenswerte Stadt ist, in der es kein seelenloses Miteinander gibt.“

Ähnlich sah dies auch Robert Templer, Gitarrenlehrer aus Ingolstadt, der schon einmal an einem Fastenbrechen teilgenommen hat: „Es ist toll, wenn Kulturen so aufeinandertreffen und Vorurteile dadurch abgebaut werden.“ Auch persönlich machte er schon positive Erfahrungen im interkulturellen Austausch. So bekomme er von türkischen Freunden sogar Weihnachtsgeschenke überreicht, berichtete er.

Auch Harun Danaci, türkischer Fachberater aus Ingolstadt, findet das gemeinsame Essen „super“, wie er sagte. „Es ist ein Zeichen, dass die Mitbürger keine Vorurteile gegen uns haben.“