Neuburg
Räumung unter der Startbahn

17.12.2009 | Stand 03.12.2020, 4:24 Uhr

Mit Minibaggern wird der Schlamm des Längenmühlbachs aus der Unterquerung der Start- und Landebahn geräumt. Insgesamt 750 Kubikmeter fallen nach zehnjähriger Räumpause an. Das staatliche Bauamt rechnet mit Kosten in Höhe von 70 000 Euro. - Foto: oh

Neuburg (kpf) Spaziergängern ist schon vor einigen Tagen aufgefallen, dass der Längenmühlbach Niedrigwasser führt. "Da ist fast nichts mehr drin", wunderte sich ein Hundebesitzer beim Gassigehen. Hintergrund sind weder fehlende Niederschläge noch der Klimawandel.

Das Staatliche Bauamt Ingolstadt, fachlich auch für die Liegenschaften der Bundeswehr zuständig, räumt den Bach und musste dazu das Wasser in den Zitzelheimer Graben umleiten. Es ist keine 08/15-Räumung. Mit Minibaggern wird der Schlamm unter der Start- und Landebahn des Geschwaders herausgeräumt. Mit "750 Kubikmeter", gibt Bauoberrat Andreas Dormeier vom Staatlichen Bauamt die Schlammmenge an, die sich in der Unterquerung angesammelt hat. Zuletzt wurde vor zehn Jahren geräumt, aber unablässig bringt der Längenmühlbach, der von Hollenbach an Baiern vorbei, den Flugplatz unterquerend Richtung Marien heim fließt, Feinmaterial aus dem Moos heran. Je nach Wassermenge und Strömung setzt es sich mehr oder minder stark ab. Das entnommene Sediment wird labortechnisch auf Schadstoffe untersucht. Die Analysen ergaben laut Dormeier keine Besonderheiten.

Der Bach strömt in einem Rechteckprofil mit etwa 1,60 Metern lichter Höhe unter der Startbahn durch. 220 Meter lang ist dieser Tunnel. "Die Arbeiter konnten auch bei Starts und Landungen weitermachen", berichtet Oberleutnant Klaus Dürrbeck, Presseoffizier des Jagdgeschwaders.

In Absprache mit der Unteren Naturschutzbehörde wurde dem Bach nicht das gesamte Wasser entzogen. Im Längenmühlbach ist wie in der Donaumoos-Ach die sehr seltene Bachmuschel beheimatet. "Das ist eine der wichtigsten Arten im Landkreis und für ganz Bayern", erklärt Siegfried Geißler, Naturschutzfachmann am Landratsamt in Neuburg. Die Muschelbestände aber auch andere Bachlebewesen sollten durch die Räumung nicht gefährdet werden. Die abgesprochene Vorgehensweise mit einem Restwasserpegel, der auch das Durchfrieren des Bachbettes verhindert, sei um diese Jahreszeit unproblematisch, versichert Geißler.

Die Stadt Neuburg hat von der Umleitung erst mit Verzögerung erfahren. Dann aber die Gelegenheit genutzt. "Wir haben den Bach zwischen Flugplatz und Kläranlage entrümpelt und alle sperrigen Gegenstände rausgeräumt, berichtet Stadtingenieur Paul Leikam.

Die mühsame Räumung unter der Startbahn soll in einigen Jahren überflüssig werden. Wenn die Bahn komplett erneuert wird, soll eine doppelte Unterquerung eingebaut werden. Dann kann jeweils ein Tunnel verschlossen und eine größere Wassermenge durch den zweiten geleitet werden, die den Durchlass dann ganz natürlich freispült.