Prozess um Wirtsleute: Dicke Luft im Gerichtssaal

19.12.2006 | Stand 03.12.2020, 7:13 Uhr

Hilpoltstein (rok) Die Stimmung im Saal des Hilpoltsteiner Amtsgerichts ist an diesem Dienstag gereizt. Als Verteidiger Wolfgang Meier im so genannten Kneipen-Prozess Staatsanwalt Alfred Huber erklären will, wer Angeklagter und wer Zeuge ist, platzt Huber der Kragen. Er haut auf dem Tisch und brüllt Meier an: "Für blöd brauchen Sie mich nicht verkaufen. Das ist eine Frechheit. Ich erwarte eine Entschuldigung."

Die verweigert Meier. Richterin Birgit Eckenberger gelingt es trotzdem, den Marathonprozess in Ruhe fortzusetzen. Angeklagt wegen gefährlicher Körperverletzung sind ein 47-Hilpoltsteiner Wirt und dessen 28-jähriger Sohn. Sie sollen gemeinsam in der Nacht zum 11. März im Hinterhof ihrer Wirtschaft einen 49-jährigen Gast mit Fäusten und Fußtritten so traktiert haben, dass dieser einen dreifachen Jochbeinbruch und Rippenserienbrüche erlitt. Das stellte sich aber erst rund zwei Wochen nach dem Vorfall bei einem Arztbesuch heraus.

Gesehen will von der Schlägerei aber bislang niemand etwas haben. Nur der Taxifahrer, der den angetrunkenen Gast nach Hause brachte, bestätigt einen Faustschlag. Auch der nächste Zeuge, der vor Gericht aussagt, kann nur Puzzleteile zum Geschehen beitragen. Er habe sich aufs Kartenspiel konzentriert, sagt der 51-jährige Stammgast , der am 11. März in besagter Kneipe war. Außerdem habe er mit dem Rücken zu Eingang und Tresen gesessen. Beobachtet hat er allerdings, wie ein anderer Stammgast aufgesprungen sei und das spätere Opfer auf die Bank gedrückt habe. Dann habe er sich wieder auf sein Kartenspiel konzentriert, so der Zeuge . Erst als die Türe laut gescheppert habe, habe er sich umgedreht und gesehen, wie der Wirt und dessen Sohn nach draußen in Hof gegangen seien. Nach 10 bis 15 Minuten seien sie zurückkommen. Der Wirt habe sich zu ihm an den Tisch gesetzt und sich den Arm gehalten. Auf die Frage, was mit dem Arm passiert sei, habe der Wirt nur "Nix weiter, das geht schon länger" gesagt. Mehr habe er an diesem Abend nicht beobachtet .

Erst gut zwei Wochen später ha t d er Zeuge das Opfer wieder gesehen. Der 47-Jährige sei nach seiner Operation im Krankenhaus zu ihm gekommen und habe gesagt, dass er Anzeige bei der Polizei erstattet habe. Auf Nachfrage von Rechtsanwalt Meier bestätigte der Zeuge allerdings, dass ihm das Opfer dabei erzählt habe, dass ihm der Wirtssohn mit Füßen ins Gesicht getreten habe. Von einer Schlägerei des Opfers drei Tage nach der Operation in einer anderen Hilpoltsteiner Kneipe weiß der Zeuge auch nichts.

Allerdings kann er sich an eine handfeste Auseinandersetzung mit dem Opfer erinnern, die allerdings einige Jahre zurückliegt. "Er hat mir über den Tisch rüber eine aufs Maul gegeben."

Die Verhandlung wird am 9. Januar 2007 um 13 Uhr fortgesetzt.