Schrobenhausen
Präsenz durch solidarisches Handeln und Nahe-Sein

<Blau>WORT ZUM SONNTAG</Blau> heute mit Jugendseelsorger Dominik Zitzler

29.01.2021 | Stand 03.02.2021, 3:34 Uhr
Pfarrer Dominik Zitzler. −Foto: Josef Fehrer

Liebe Leserinnen und Leser,das mit der "Präsenz" ist momentan schwierig. Gilt es doch nach wie vor und sinnvollerweise Abstand zu halten und Kontakte weitestgehend zu beschränken. Diese Zeit, die ganz viel Nähe braucht, aber "social distancing" angezeigt ist, ist eine Herausforderung für die Gesellschaft und für die Kirche.

Wo bleibt denn die Kirche? Wo merkt man, dass sie den Menschen wirklich nahe ist und zum Leben hilft? Wie und wo bekommen vor allem auch Kinder und Jugendliche noch etwas von Kirche mit? Diese Frage höre ich in letzter Zeit immer häufiger und diese Frage stelle ich mir selber auch.

Manche sagen, die Kirche müsste viel mehr machen. Andere sagen, dass überhaupt noch Präsenz-Gottesdienste erlaubt sind, ist zu viel des Guten. Im digitalen Raum ist vor allem kirchliche Liturgie präsent - geleitet von Bischöfen und Priestern. Aber wo bleiben die anderen Bereiche, die Kirche und Gemeinde ausmachen, die Diakonie und Caritas? Wo wird deutlich, dass Kirche alle Getauften sind, nicht nur Bischöfe und Priester?

Das mit der Präsenz ist schwierig - in der Tat. Trotzdem bin ich davon überzeugt, dass Kirche mehr denn je "Präsenzpflicht" hat. Natürlich nicht durch Präsenzveranstaltungen, vielleicht auch nicht so sehr durch noch mehr digitale Impulse oder Gottesdienste, sondern durch solidarisches Handeln und Nahe-Sein.

Präsenz im Sinne Jesu ist erklärt im 25. Kapitel des Matthäusevangeliums. Da heißt es: "Was ihr für einen meiner geringsten Brüder [und Schwestern] getan habt, das habt ihr mir getan!" Kirche kann diese Präsenz leben, wenn alle Getauften, die ja die Kirche zusammen bilden, sich an diesem Motto Jesu orientieren. Wenn wir kreativ, engagiert, hoffnungsvoll und im Rahmen der Vorgaben anderen Nähe schenken. Mit den Möglichkeiten, die wir eben haben. Das geht auch mit Abstand. Das ist meistens ganz unspektakulär und alltäglich, medial und öffentlich oft unbemerkt, aber unglaublich heilsam und wertvoll.

Christliche Präsenzpflicht beginnt mit der Aufmerksamkeit und Rücksichtnahme auf den anderen - und da gibt es immer viel zu tun! Aufmerksamkeit und solidarisches Handeln haben wir Christen nicht gepachtet. So viele leben diese Werte, einfach weil sie Gesellschaft stärken, zusammenhalten und mitaufbauen wollen. Alle, die diese Werte leben und umsetzen, halten unsere Gesellschaft zusammen und tun einen unschätzbaren Dienst. Sie setzen ein Zeichen der "Geschwisterlichkeit" und der "sozialen Freundschaft" von der Papst Franziskus in seiner neuesten Enzyklika "Fratelli tutti" schreibt.

Das mit der Präsenz ist schwierig. Aber es ist trotzdem auf vielen kreativen Wegen möglich, auch momentan solidarisch Präsenz zu zeigen. Die "Präsenzpflicht" im Sinne Jesu täte uns in der Kirche und unserer Gesellschaft jedenfalls sehr gut! Einen gesegneten Sonntag!

Dominik Zitzler ist Jugendseelsorger und BDKJ Diözesanpräses