Kirchbuch
Prächtiges Gotteshaus und Blasiusbrötchen

Das gläubige Leben spielt im kleinen Dorf Kirchbuch nach wie vor eine wichtige Rolle

19.05.2020 | Stand 02.12.2020, 11:19 Uhr |
Das Dorf wird durch die prächtige Blasius-Kirche geprägt. Kirchbuch ist seit 1476 eine eigene Pfarrei. − Foto: Patzelt

Kirchbuch - Rund 60 Einwohner verzeichnet Kirchbuch - nur Gösselthal, Kaldorf und Leising sind in der Großgemeinde Beilngries noch kleiner.

Und dennoch ist das Dorf auf dem Altmühlberg etwas ganz Besonderes, nämlich bereits seit 1476 eine eigene Pfarrei. Das hat die Ortschaft vor allem ihrem prächtigen Gotteshaus zu verdanken. Der ehemalige Ortsgeistliche Markus Harrer bezeichnete die Kirche bei der großen Renovierung im Jahr 1999 als "echtes Rarissimum und Juwel für das gesamte Bistum Eichstätt". Sie ist mit dem heiligen Blasius geweiht. Sein Gedenktag am 3. Februar wird von den Pfarrangehörigen groß gefeiert. Im Tabernakel wird eine prachtvolle Monstranz mit der Reliquie des Heiligen aufbewahrt. Zur Pfarrei gehören noch die Filialen Aschbuch mit der Kirche St. Ägidius und Arnbuch mit der dem heiligen Rupertus geweihten Kirche.

Aus alten Unterlagen geht hervor, dass 1304 Graf Gebhard von Hirschberg den Ort Kirchbuch dem Fürstbischof vermachte. Über das Dorf selbst heißt es in historischen Aufzeichnungen des Bischöflichen Archivs Eichstätt aus dem Jahr 1602: "Kirchbuch hat zehn Häuser. Die Dorfbewohner haben nur Regenwasser, das sie in Rinnen auffangen. In einer einsamen Gegend ist dies der letzte Ort gegen die Bayerische Grenze. " Über das Pfarrhaus kann man lesen: "Es ist ruinös, da es der Vorgänger samt Scheune und Stallung verfallen ließ. "

Erhalten wurde bis heute das alte Schulhaus neben der Pfarrkirche. Ende des 18. Jahrhunderts hielten die Kirchbucher Pfarrangehörigen an den Freitagen vor Allerheiligen eine Prozession nach Grögling. Allerdings kann der damalige Ortsgeistliche in seinen Aufzeichnungen aus dem Jahr 1793 nichts Gutes darüber berichten: "Ich beobachte dabei meist mehr Unfug als Andacht", gab er zu Protokoll.

"Etwas Wasser, Roggenmehl und viel Zeit. " Das ist das Rezept für eine Kirchbucher Besonderheit - die Blasiusbrötchen. Während die Tradition der Blasiusbrote im Nördlichen Ries oft vorzufinden ist, ist sie im Altmühltal eine Seltenheit. Jahrzehntelang war für das Backen zum Blasiusfest die Mesnersgattin Walburga Vogl zuständig. Nach mehr als 30 Jahren hat sie die Rezeptur nun weitergegeben. Heuer hat Michaela Baier erstmals die Mini-Brötchen, die nach der Segnung durch den Pfarrer vor Halskrankheiten schützen sollen, gebacken.

Als Ortsbeauftragter fungiert nach wie vor Rudolf Vogl. Eine neuerliche Wahl kann wie in den anderen Ortsteilen erst nach der Corona-Krise abgehalten werden. Das ehemalige Pfarrhaus dient heute den Kirchbuchern als Gemeinschaftshaus. Hier finden nicht nur die jährlichen Bürgerversammlungen, sondern auch die gesellschaftlichen Treffen der Dorfbewohner statt - sobald diese wieder möglich sind. Apropos Pfarrhaus: Bereits 1661 erfolgte der Antrag auf "Wiederbebauung des 29 Jahre öd liegenden Pfarrhofs". Die Realisierung des Projekts zog sich allerdings noch 30 Jahre hin. 985 Gulden mussten 1691 für den Bau aufgebracht werden. Für die Dorfbewohner wurde das Fuhrgeld gestrichen. Allerdings sollten sie laut alten Aufzeichnungen "nach Vollendung einen Trunk erhalten". Auswärtige bekamen pro Fuhre fünf Kreuzer ausgezahlt. Am 20. August 1692 wurde das Haus erstmals bezogen. Der Neubau des heutigen Pfarrhofs erfolgte 1894 und verschlang die Summe von 23300 Mark. An Hand- und Spanndiensten leisteten die Dorfbewohner den Gegenwert von 2130 Mark.

DK

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