Ingolstadt
Pop-Art für Justin Bieber

Tobias Schoberth aus Ingolstadt verkauft seine Disney-Bilder dank Instagram auch an Promis

12.07.2020 | Stand 23.09.2023, 12:53 Uhr
Goofy mit Goldzähnen und der steinreiche Geizhals Dagobert Duck: Das sind die Motive, die Tobias Schoberth für seine Kunden malt. Über Instagram hat ihn auch Justin Bieber kontaktiert. −Foto: Bird

Ingolstadt - Angefangen hat alles vor etwa zwei Jahren.

 

Als Geschenk zum 20. Geburtstag seiner Schwester Laura malte Tobias Schoberth (28) Walt Disneys Minnie Maus im Pop-Art-Stil und schenkte es ihr. Das Bild auf Leinwand kam gut an, ein Party-Gast bot ihm 1500 Euro für etwas Ähnliches an. Und jetzt soll sogar der kanadische Popstar und Mädchenschwarm Justin Bieber an einem Bild für seine private Sammlung interessiert sein.

Ein rasanter Aufstieg, von dem der Ingolstädter Künstler bei einem Cappuccino im Digitalen Gründerzentrum brigk in der Innenstadt erzählt. Hier arbeitet der ehemalige Mechatroniker beim Start-up Kiwilabs, in seiner Freizeit macht er Pop-Art. "Die Technik ist ähnlich wie beim Graffiti", sagt Schoberth. Die Figuren malt er mit Acrylfarben. Der 28-Jährige trägt weiße Sneakers, eine schwarze Baseball-Mütze und Tattoos am Handgelenk. Auf dicke Hose - so wie viele seiner Kunden - macht er an diesen Vormittag nicht.

Auf Facebooks Fotoplattform Instagram sieht das ein wenig anders aus. Hier zählt auch die Show. Auf einigen Bildern posiert "toskill", so sein Alias, mit seinen Werken vor einem neuen Porsche-911-Cabrio für seine knapp 1300 "Follower". Das ist Kalkül, ein Teil seiner Marketing-Strategie. Um bekannter zu werden, will er auffallen im Netz.

Und das funktioniert offenbar: So habe sich zum Beispiel schon der bekannte Podcast-Moderator und Stand-Up-Comedian Felix Lobrecht per Instagram-Nachricht gemeldet und ein Bild gekauft, ebenso eine Gewinnerin der RTL-2-Kuppelshow Love Island. Auch ein bekannter Ingolstädter hat schon ein Bild: Der Kickbox-Weltmeister Dardan Morina. Wenn Promis Fotos seiner Bilder veröffentlichen und "toskill" damit Reichweite verschaffen, bekommen sie Rabatt.

Eines haben fast alle seiner Bilder gemeinsam: Es geht ums Geld, Statussymbole und Protz. Und um beliebte Disney-Figuren. "Ich habe über 200 Lustige Taschenbücher Zuhause", sagt Schoberth - die Disney-Comics sind auch als "LTB" bekannt und stehen in vielen Kinderzimmern. Die Comics nimmt Schoberth als Anregung, er malt die Motive ab. Urheberrechtliche Konsequenzen fürchtet der Ingolstädter nicht. "Ich habe Disney eine E-Mail geschrieben und keine Antwort bekommen. "

Also malt er munter weiter, und verdient damit Geld: Minnie Maus, Dagobert Duck oder Goofy, dazu Geldscheine, Dollarzeichen oder eine dicke Rolex. Eine Kundin habe sich Minnie Maus mit einer Louis-Vitton-Handtasche gewünscht, Schoberth hat geliefert. Er produziert seine Werke vor allem auf Bestellung, die potenziellen Käufer melden sich meist via Instagram. So auch ein Popstar. Schoberth zieht sein Smartphone aus der Hosentasche und zeigt mit dem Finger darauf. Zu sehen ist ein Emoji mit Herzen in den Augen. Absender: Justin Bie-ber.

Seither ist Schoberth mit Bie-bers Management in Kontakt, sagt er. Für den weltbekannten Kanadier würde er auch kostenlos ein Bild vom reichen Geizhals Dagobert Duck malen. Normalerweise kostet ein Werk zwei bis vier Tausend Euro. "Und dann würde ich es ihm gerne vorbeibringen", sagt Schobert und lächelt. Dafür müsste er über den Atlantik, aber das will der Künstler sowieso. "Ich suche ein Atelier in Amerika, um Bilder auszustellen. " Am besten in Los Angeles oder Miami.

Auch in der Schanz sucht Schoberth eine künstlerische Bleibe. Seine Bilder stellt er bisher in einem "gehobeneren" Restaurant in Bad Aibling (Landkreis Rosenheim) aus, auch im Xaver Mayr waren zwei seiner Werke zu sehen. In Ingolstadt gestaltet sich die Suche nach einem eigenen Atelier aber schwierig, sagt der 28-Jährige. Im Moment sprüht und malt er im Garten seiner Eltern oder im eigenen Wohnzimmer, einen Ausstellungsraum samt Arbeitsplatz soll deshalb bald her.

Dann dürfte auch der Gedanke weiter reifen, in Zukunft mit der Kunst seinen Lebensunterhalt zu bestreiten.

DK

Julian Bird