Ingolstadt - Die Batterie ist voll geladen, die Reichweitenanzeige steht auf exakt 160 Kilometern.
Fahrbereit steht der elektrisch betriebene BMW i3 im Sicherheitsbereich des Polizeipräsidiums Oberbayern-Nord in Ingolstadt. Ob das Auto mit Heizung und Beleuchtung tatsächlich so weit kommen würde, muss es an diesem frostigen Donnerstagvormittag nicht beweisen. Aber jeder Polizist ist schon beim Einsteigen beim Aufblinken dieser Zahl mit einem der größten Mankos des Fahrzeugs konfrontiert: Er wird damit nicht weit kommen. Das ist auch einer der Gründe, weshalb der kleine E-Flitzer bei der bayerischen Landespolizei keine Zukunft haben wird. Zehn Stück sind derzeit in verschiedenen Präsidien im Einsatz.
Lesen Sie hierzu bitte auch den DK-Kommentar "Das Dilemma der Branche".
2017 hatte die Ingolstädter Dienststelle den BMW erhalten. Natürlich war von Anfang an klar, dass er kein vollwertiger Ersatz für einen "Verbrenner" sein würde, der fast rund um die Uhr rollt und bei der Polizeiinspektion gut 60000 Kilometer im Jahr auf den Tacho bringt - rechnerisch entspricht das zwar auf den Tag gerechnet in etwa den (theoretischen) 160 Kilometern des i3, aber dann bliebe keine Zeit zum Laden. Die Grenzen bekam ein Beamter auch gleich zu spüren, als er mit dem E-Mobil einmal zu einem Termin nach München fuhr. Als er es dort bei der Bereitschaftspolizei laden wollte, passte der Stecker nicht. Auf dem Rückweg ging ihm auf der A9 fast der "Saft" aus. Er machte notgedrungen im Privathaus eines Kollegen eine Kaffee- und Ladepause, um zurück nach Ingolstadt zu gelangen. In der Praxis reicht es also kaum für die angegebene Reichweite.
"Wir wissen ja nie, wohin es geht, mal müssen wir in Beilngries oder Schrobenhausen aushelfen, manchmal auch darüber hinaus", sagt Peter Heigl, Chef der Ingolstädter Inspektion. "Da brauchen wir Fahrzeuge, die vollgetankt bereitstehen und genug Reichweite haben. Beim E-Auto kommt dazu, dass Funk und Blaulicht zur Absicherung einer Unfallstelle auch viel Strom ziehen, was die Reichweite weiter reduziert. "
Die zehn BMW i3 der Landespolizei waren ohnehin nicht zur Verbrecherjagd oder für den Dauereinsatz angeschafft worden. "Wir nutzen das E-Auto für planbare Fahrten", sagt Hans-Peter Kammerer vom Ingolstädter Präsidium. Das können zum Beispiel Besprechungen in anderen Behörden, aber auch Nachermittlungen oder Seminare sein. Die meisten Vorzüge sieht Kammerer im Stadtverkehr: Es gibt keinen Schadstoffausstoß, und durch das immer wieder erforderliche Bremsen gewinnt das Auto Energie zurück. "Auf der Landstraße funktioniert es auch noch, aber auf der Autobahn geht es mit dem Stromspeicher schnell dahin. "
Ein weiteres Manko, neben geringer Reichweite und langen Ladezeiten, ist das Platzangebot. "Die Zuladekapazität ist einfach zu begrenzt", sagt Kammerer. Die schwere Schutzausstattung der Beamten, Pylonen, Waffen und Munition, Absperrmaterial - alles das findet schon im Kofferraum eines "Verbrenners" kaum Platz. "Und wenn wir mal eine Festnahme haben, müsste die Streife Verstärkung rufen, weil im BMW i3 hinten nicht genug Platz ist. " Knapp 20700 Kilometer hat der Ingolstädter "Stromer" bisher abgespult.
Neben den zehn mit Blaulicht, Polizeiaufklebern und in Blau-Silber ausgestattenen E-Mobilen bei der Landespolizei gibt es 19 weitere Zivilfahrzeuge desselben Typs bei der Bereitschaftspolizei. Sie kommen für Kurierfahrten zum Einsatz oder um zu auswärtigen Besprechungen zu gelangen. Die E-Mobile hätten sich als Imageträger bewährt, sagt Michael Siefener vom Innenministerium. Aber "die Erfahrungen haben gezeigt, dass Elektrofahrzeuge wie der BMW i3 nicht uneingeschränkt als Standardstreifenwagen geeignet sind. " Das sei schon von vorneherein klar gewesen.
Gegenwärtig, so teilt das Innenministerium weiter mit, seien keine weiteren Anschaffungen von E-Autos für die Polizei vorgesehen. Man beobachte die Entwicklung und natürlich auch die Modelle anderer Hersteller. Neben Reichweite, Motorstärke, Höchstgeschwindigkeit und Ladevolumen spiele dabei vor allem auch die erlaubte Zuladung eine große Rolle.
DK
Horst Richter
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