Ingolstadt (peh) Der Segnung der insgesamt ein Dutzend Räume schloss sich bei der Eröffnung eine Podiumsdiskussion zur "dualen Ausbildung als Säule eines starken Mittelstands" an, die von Elke Christian, Leiterin der IHK-Geschäftsstelle, geleitet wurde. Sie rief in Erinnerung, dass allein in der Region rund 1000 Ausbildungsplätze im vergangenen Jahr nicht besetzt werden konnten.
Peter Driessen, Hauptgeschäftsführer der IHK München und Oberbayern, bezeichnete die realistisch wohl 20 000 unbesetzten Lehrstellen in Bayern eine große Herausforderung. Als Gründe nannte er die Jahr für Jahr kleiner werdenden Ausbildungsjahrgänge und die Akademisierung: Mittlerweile gehen nach seinen Worten mehr als die Hälfte jedes Jahrgangs auf eine Hochschule. Daher sei es nötiger denn je, für die duale Ausbildung zu werben, was die IHK mit etlichen Aktionen immer wieder tue.
Gert Bruckner, Leiter der Abteilung Mittelstand im Bayerischen Wirtschaftsministerium, betonte, dass es bei den Ausgaben für berufliche Bildung keine Kürzungen gebe. "Aber wir müssen in den Köpfen was bewegen", forderte er Eltern, Jugendliche, Firmen, Schulen und Behördenvertreter auf. So gebe es viele Ausbildungsberufe wie Brunnenbauer oder Seiler, die kaum bekannt seien.
"Wir in Ingolstadt begleiten das Thema Bildung das ganze Leben lang", betonte Oberbürgermeister Christian Lösel unter Hinweis auf die vielfältigen Unterstützungen der Stadt, die schon mit dem ersten Lebensjahr beginnen. Ziel seiner Politik sei es, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu ermöglichen. Der Fachkräftemangel erfasse in der Region alle Bereiche. Daher baue die Stadt beispielsweise auch Lehrlingswohnheime. Die Hochschulen sind aufgefordert, möglichst viele berufsbegleitende Angebote zu unterbreiten, betonte Lösel.
Hartmut Beutler ist bei der Bauer AG in Schrobenhausen im Vorstand und Vorsitzender des IHK-Gremiums Neuburg-Schrobenhausen. Das deutsche duale Ausbildungssystem bezeichnete er als das beste der Welt. Die oft geführte Diskussion über die Gehaltsunterschiede zwischen Akademikern und Lehrlingen würden sich nach seiner Erfahrung nach 15 Jahren im Beruf praktisch erledigen. Der Studierte bekomme zwar mehr, fange aber erst mit 25 Jahren im Beruf an. Der Lehrling steige in der Regel mit 16 Jahren ein und habe dann noch einige Jahre Zeit, sich zu qualifizieren. Auf die Werte eines Familienunternehmens setzt Jan Hecht, Geschäftsführer der gleichnamigen Technologiefirma aus Pfaffenhofen. Dabei gehe es nicht nur um Geld. Die Firma Hecht bezuschusst beispielsweise sogar Urlaubsreisen ihrer Mitarbeiter, wenn sie sozialen Zwecken dienen oder auch der Fortbildung, um sie im Unternehmen zu halten.
Anschließend wurde auch über die Möglichkeiten und Chancen der Integration von Flüchtlingen und die vielen Aktivitäten der IHK und verschiedener Firmen gesprochen. IHK-Geschäftsführer Driessen sprach hier von einer "großen Ernüchterung", was die anfangs wohl überzogenen Erwartungen angeht. Die IHK beschreitet auch unkonventionelle Wege wie etwa die Förderung für Analphabeten durch Bilder.
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