Pflanzlicher Döner in Ingolstadt

10.02.2015 | Stand 02.12.2020, 21:40 Uhr

Ingolstadt (dk) Seit Ende vergangenen Jahres eröffnen in Ingolstadt Lokale, die eine ganz spezielle Speise verkaufen: Cigköfte, ein türkisches Gericht, das umgangssprachlich auch als veganer Döner bezeichnet wird. Wir haben einen der Läden besucht und festgestellt: Nicht nur Veganer erfreuen sich an dieser Spezialität.

In Deutschland kennt man die türkische Küche vor allem wegen ihrer fleischlastigen Gerichte wie Döner, Dürüm oder Lahmacun. Dass es auch anders geht, beweist unter anderem ein kleiner Laden in der Ingolstädter Innenstadt. Hinter der Theke stapeln sich frische Minz- und Rucolablätter, Tomatenscheiben und Salatköpfe. Davor liegt ein Berg brauner, undefinierbarer Masse auf einem großen Teller. Ayten Aydin, die Inhaberin des Imbisses, bedient gerade eine Gruppe von Schulkindern, die sich neugierig um die Theke drängeln. Aydin strahlt sie an und reicht jedem ein kleines Stück der braunen Masse, eingewickelt in ein Salatblatt. "Zum Probieren!" Vorsichtig beißt einer nach dem anderen hinein. „Schmeckt das?“ Bedächtiges Kauen, dann ein pausbäckiges Nicken. Und schon geben die fünf Schüler ihre Bestellungen auf.



Die braune Masse, die in dem Imbiss mit dem schwierig auszusprechendem Namen „Cigköfteci“ verkauft wird, nennt sich „Cigköfte“. „Das ist ein südanatolisches Gericht, das es seit etwas 1400 Jahren gibt“, sagt Aydin. Der Inhalt? Bulgur, Walnüsse, Haselnüsse, Zwiebeln, Knoblauch, Minze und Gewürze. „Ursprünglich macht man das Gericht aus rohem Hackfleisch, das mehrere Stunden geknetet werden muss“, erklärt Aydin, „aber weil das im Verkauf wegen der Salmonellen-Gefahr nicht geht, lassen wir das Fleisch weg“. Die braune Masse wird gemeinsam mit Salat, Kräutern, Tomaten, Zitrone und Granatapfelsoße in ein Dürüm-Brot eingerollt.

Weil das Cigköfte keinerlei tierische Bestandteile enthält, ist es gerade bei Veganern beliebt. Die Reaktionen der veganen Interessensgruppe in Ingolstadt reichen von „Gut, dass es diese Möglichkeit jetzt für den Hunger  zwischendurch gibt“ bis hin zu „Sooooooo lecker!“. Weil die 39-jährige Inhaberin so viel Lob, aber auch Anregungen von den Fans der fleischlosen Küche erhalten hat, hat sie mittlerweile auch veganes Gebäck in ihr Sortiment aufgenommen.

Neben Veganern und Schülern freuen sich auch die Kunden über die neue Speise, aus deren Heimatland das Gericht stammt. "In der Türkei verkaufen verschiedene Ketten Cigköfte seit über 20 Jahren", erzählt Aydin. Sie und Sahin Pamukci, der Geschäftsführer von Cigköfteci, wollen dem türkischen Original Nichts nachstehen und erstehen deshalb alle ihre Zutaten in der Türkei. "Außerdem mischt bei uns nicht irgendein Angestellter das Cigköfte zusammen, sondern ein eigener Koch bereitet es jeden Morgen frisch zu." Dies dauert etwa fünf bis sechs Stunden, da der Teig zu einer homogenen Masse geknetet werden muss. Doch die Mühen lohnen sich offenbar. "Jeder Türke, der zu uns kommt, sagt, dass es wie zu Hause schmeckt", erzählt Pamukci.

Viele, die Cigköfte probiert haben, sind offenbar überzeugt und erzählen es weiter. "Wir profitieren sehr von der Mundpropaganda. Unsere Kundschaft wächst immer weiter an", berichtet Aydin. So ist auch die zehnjährige Esma zur Stammkundin geworden: "Ich komme jeden Donnerstag und Freitag", erzählt sie. "Ich möchte nicht jeden Tag Döner essen, sondern mag Abwechslung."

Weil sich Cigköfte in Ingolstadt gut verkauft, haben mittlerweile auch andere Imbisse in Ingolstadt eröffnet, die die türkische Spezialität in ihrem Sortiment anbieten. Cigköfteci ist in der Innenstadt in der Schmalzingergasse zu finden; daneben gibt es aber noch andere Geschäfte am Nordbahnhof und in der Hindenburgstraße.
 

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