PFC: Hier muss zeitnah informiert werden

14.05.2021 | Stand 14.05.2021, 20:22 Uhr

Zum Artikel "PFC: Aufarbeitung kommt voran" (DK vom 28. April):

Am 27. April fand per Videokonferenz der fünfte Runde Tisch zur PFC-Belastung, ausgehend vom Flugplatz Neuburg, statt. Teilnehmer waren unter anderem als Vertreter der Anrainer die Ortssprecher aus Bruck, Marienheim und Zell. Wie mir von Roland Habermeier, dem Zeller Ortssprecher, berichtet wurde, befinden sich die Untersuchungen laut Angaben von Thomas Backes (Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr) in den Phasen IIb (Detailuntersuchung) sowie IIIa (Sanierungsplanung). Im Spätsommer oder Herbst 2021 ist die Durchführungs-Ausschreibung durch das Staatliche Bauamt Ingolstadt (StBA IN) geplant. Auch hier werden deutliche Parallelen zu Manching erkennbar: Wer als Terminvorgabe dehnbare Jahreszeiten setzt, muss sich nicht wundern, wenn sich alles unnötig in die Länge zieht. Ein konkreter fester Termin könnte Abhilfe schaffen. Überall gibt es Zeitschienen, an denen man sich orientieren kann, ob ein Vorhaben planmäßig, zügig oder schleppend abläuft. Bei der PFC-Bearbeitung wird die vehemente Forderung der Bürger zur Vorlage einer Zeitschiene einfach ignoriert, was unverständlich und inakzeptabel ist. Die Forderung eines breiter angelegten Ernte- und Fischmonitorings erhielt in Neuburg Zustimmung und wird von der Bundeswehr in Auftrag gegeben. Wie das in der Praxis aussieht, zeigt sich im Fall Manching: Ende April, immerhin sieben Monate nach der Probenahme im September 2020, liegen den Gewässereigentümern und Anglern noch keine Ergebnisse des Fischmonitorings vor. Auch die Untersuchung der Eier aus Neuburg dauerte von der Probenahme im Juli vergangenen Jahres bis zur Veröffentlichung der Ergebnisse im März 21 unverhältnismäßig lange. Zumal kurz danach bewiesen wurde, dass es bedeutend schneller gehen kann, wenn Ostern vor der Tür steht, wo bekanntlich der Eierkonsum immens steigt.

Bei PFC-belasteten Lebensmitteln, die über die Nahrung in den menschlichen Organismus gelangen und die Gesundheit schädigen könnten, hat die Toleranz der Bürger ihre Grenzen. Hier muss zeitnah informiert werden! Eine Warnung zum Verzehr, die acht Monate später erfolgt, kommt eindeutig und indiskutabel zu spät, denn Bürgerschutz sieht anders aus! Die Fokussierung auf die Leitsubstanz Perfluoroctansulfonsäure (PFOS) bereitet den Ortssprechern zusätzlich Kopfzerbrechen, da sie ein eher harmloses Gesamtbild auf einer anschaulich in grün dargestellten Bewässerungskarte suggeriert. Alle möglichen anderen Stoffe der Per- und polyfluorierten Alkylverbindungen (PFAS) wie Perfluorhexansulfonsäure (PFHxS), die aufgrund ihrer Struktur sogar mobiler als die langkettigen Vertreter in der Verfrachtung sein sollen, gehören ebenso berücksichtigt wie die anfangs viel niedriger eingeschätzte Geschwindigkeit beim Grundwasserfluss.

Im Fall Manching zeigt sich dies im benachbarten Knodorf, wo im Gegensatz zu PFHxS anscheinend PFOS noch gar nicht angekommen ist, was das Ansinnen der Neuburger unterstützend begründen dürfte. Auch in Westenhausen und Lindach beschränkte sich die Weitergabe der Ergebnisse der Fisch-Proben anfangs nur auf PFOS, was erst durch schriftliche Aufforderung auf 22 Stoffe erweitert wurde.

In Neuburg können bis 31. Dezember 2024 vorerst auch ohne Bezifferung der Schadenshöhe Ansprüche an folgende Adresse geltend gemacht werden: Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr, Referat GS II 1, Fontainengraben 200, 53123 Bonn. Die Beweislast liegt beim Antragssteller, obwohl der Verursacher zweifelsfrei feststehen dürfte. Für uns Bürger stellt diese "Trägheit" bei der Ergreifung von zeitnahen Maßnahmen zur Verhinderung einer großflächigen Verfrachtung von Schadstoffen in Neuburg wie auch anderenorts, an denen ein Schaden auf Liegenschaften des Bundes festgestellt wurde, eine unverständliche und nicht hinnehmbare Ungleichbehandlung dar. Unser Staat, der die Gesetze zum Boden- und Gewässerschutz erlassen hat, lässt sich selbst als unbestrittener Verursacher unverhältnismäßig viel Zeit zur Behebung seiner Umweltdelikte. Er beruft sich auf interne Phasen, die Punkt für Punkt abgearbeitet werden müssen, verweist auf notwendige Ausschreibungen und besondere Anforderungen im militärischen Sicherheitsbereich.

2006 wurde die EU-Richtlinie hinsichtlich einer Verwendung PFC-haltiger Löschschäume erlassen. Seit spätestens 2012 weiß man bei der Bundeswehr in Neuburg und Manching von den Kontaminationen auf den Flugplätzen. Mit etwas mehr gutem Willen, Verantwortungsbewusstsein und Flexibilität müssten wir uns heute außerhalb der Flugplatzzäune keine Sorgen um unser Grund- und Trinkwasser, unsere Obst- und Gemüseernten, unsere Weiher, Bäche und Tiere und letztendlich um unsere Gesundheit sowie die unserer Kinder Sorgen machen. Rasches Handeln hätte die heutige Situation, in der es nur noch um Schadensbegrenzung gehen kann, gar nicht erst entstehen lassen. "Hätten wir damals gewusst, was wir heute wissen" - dieser Satz, der bei einer Informationsveranstaltung in Manching ausgesprochen wurde, hat sich bei mir ins Gedächtnis gebrannt. Wirklich verinnerlicht wurde dieses Lippenbekenntnis durch die Verantwortlichen wohl nicht, denn sonst hätte man Lehren daraus gezogen.

Gudrun Lemle,
Manching-Westenhausen

Zum Artikel "Ein Leben für die Natur ist zu Ende", DK vom 4. Mai:

Ein Leuchtturm des Naturschutzes und der Humanität ist erloschen.Die große alte Dame des bayerischen Naturschutzes und liebenswerte Kollegin, Pauline Abt, ist nicht mehr.Vor wenigen Wochen erst hat sie mir bei klarem Geiste noch für den Naturschutz geholfen, wie auch schon vor Jahrzehnten in meinem Anwesen. Ich bin sicher,dass dort in Burgheim für immer eine Blumenwiese blüht und der Vogelgesang, das Summen der Insekten und das Lied der Frösche nie verstummt; auch wenn unser blauer Planet zu einem leuchtenden Stern unseres Universums geworden ist.

Peter von Heßling,
Neuburg