Biburg
Passion für das bleibende Schöne

Der Biburger Künstler Ludwig Angerer der Ältere wird 80

06.08.2018 | Stand 23.09.2023, 4:19 Uhr
Seinen 80. Geburtstag feiert heute der Künstler Ludwig Angerer der Ältere. −Foto: Foto: Angerer

Biburg (DK) Er ist einer der weltweit bedeutendsten Vertreter des phantastischen Realismus in der Nachfolge von Salvador Dalí (1904 bis 1989).

Sein Lebenswerk beschränkt sich jedoch keineswegs auf die Malerei. Er ist daneben Architekt, Bildhauer, Bühnenbildner und Schriftsteller. Um so schwieriger ist es, seinem ?uvre gerecht zu werden. Er selbst tritt gerne hinter sein Werk zurück, nicht aus Bescheidenheit, sondern aus tiefster Überzeugung. Denn, so schrieb er einmal: "Die Kunst braucht keine Beleuchter, sie strahlt aus sich selbst heraus. " Das beste Beispiel dafür ist er selbst: Ludwig Angerer der Ältere, der heute seinen 80. Geburtstag feiert.

Ludwig Valentin Angerer erblickte am 7. August 1938 in Bad Reichenhall das Licht der Welt. Aufgewachsen in der Kriegszeit mit all ihren Zerstörungen, die er als kleiner Junge miterleben musste, fand er in seinem Leben bald den Weg zur Kunst, die ihn so faszinierte. Das bleibende Schöne zu schaffen, anstatt in dumpfer Rohheit zu vernichten, sollte sein langes Leben fortan prägen. Nach den bleiernen Jahren des Nationalsozialismus wuchs der junge Ludwig Angerer hinein in eine Zeit des Aufbruchs - auch in der Kunst. Doch sollte das tatsächlich sein Broterwerb werden? Diese Lebensentscheidung musste erst in ihm reifen. Zunächst wandte er sich 1957 bis 1961 einem Studium der Architektur in München zu, ehe er vier weitere Jahre die Akademie der Bildenden Künste in der bayerischen Landeshauptstadt besuchte. Es folgte die Zeit als Entwurfsarchitekt bei Alexander Freiherr von Branca (1919 bis 2011), ehe er seit Mitte der 1970er-Jahre als freischaffender Künstler arbeitet. Fortan nennt er sich Angerer der Ältere, zur Unterscheidung zu seinem Bruder Walter Andreas (Jahrgang 1940) als Angerer der Jüngere, der ebenfalls künstlerisch tätig ist.

Der vielseitig tätige Künstler arbeitet für das Theater, als Filmemacher und Schriftsteller - und das oft parallel. Aber das Zentrum seines Schaffens bildet die Malerei. Vor gut 20 Jahren gehörte er zu den Gründungsmitgliedern des Zentrums für Phantastische Künstler, in diese Zeit fällt 1994 die Gestaltung des Bühnenbildes bei der Welturaufführung von "Der kleine Hobbit" von J. J. R. Tolkien in Hamburg. Da ist der Träger des Bayerischen Filmpreises von 1989 für die künstlerische Gestaltung von Michael Endes "Die Unendliche Geschichte II" längst eine bekannte Größe in der Film- und Theaterwelt. 1996 übernimmt Angerer die Gestaltung des Grabmals des 1995 gestorbenen Schriftstellers Michael Ende auf dem Münchner Waldfriedhof. In der internationalen Kunstwelt genießt der Maler Ludwig Angerer einen hervorragenden Ruf. Zusammen mit gleichgesinnten Kollegen gründete er das Zentrum für Phantastische Künstler, das Ausstellungen in ganz Europa organisiert. 2008 wurde ihm der Französische Kunstpreis Trophée Apocalypse Dore des Europäischen Phantastensalons SAFE 2008 verliehen. Drei Jahre später bekam Angerer die Auszeichnung erneut.

Seit vielen Jahren lebt und arbeitet Ludwig Angerer in Biburg. Natürlich hat der Kulturbotschafter Niederbayerns (seit 2004) und Träger des Kunst- und Kulturpreises des Landkreises Kelheim (2008) auch in seiner Heimat tiefe Spuren hinterlassen. Das sichtbarste Zeichen ist die von ihm 1997 erbaute und gestaltete Erlöserkapelle in Biburg, ein christliches Gesamtkunstwerk aus Architektur, Malerei und Bildhauerei. Damals noch als Kardinal Joseph Ratzinger, schrieb der spätere Papst Benedikt XVI. in seinem Grußwort zur Einweihung: "Ich beglückwünsche Sie zu diesem Kunstwerk, das endlich einmal wieder wirklich sakrale Kunst darstellt im Gegensatz zu so Vielem, das nur den Verfall der Seele im Unglauben sichtbar macht. " Aus den Erfahrungen seines langen Lebens als Künstler würde Ludwig Angerer dem nicht widersprechen. Denn da ist sie wieder, die Kindheitserfahrung, die ihn bis heute antreibt: für das bleibende Schöne und gegen die dumpfe Rohheit des Vernichtens.

Harry Bruckmeier