Partisanen in einer säkularen Welt

25.09.2009 | Stand 03.12.2020, 4:38 Uhr

Professor Michael N. Ebertz aus Freiburg ermutigte die Kolping-Delegierten zu einem Aufbruch in der kirchlichen Pastoral. - Foto: oh

Eichstätt (EK) "Aufbruch" war nicht nur eine Forderung im Vortrag des Freiburger Professors Dr. Michael N. Ebertz, Aufbruch war auch die Grundstimmung der Delegierten der Kolping-Diözesanversammlung.

Hervorgerufen wurde diese Aufbruchsstimmung durchaus durch die Analyse, die Professor Ebertz vortrug und die Anregungen, die er in die Köpfe der Kolping-Verantwortlichen pflanzte. Basierend auf der Sinus-Milieu-Studie, die religiöse und kirchliche Orientierungen in Deutschland untersucht hat, erklärte der Freiburger Religionssoziologe das Ende der überkommenen Volkskirche. Heutige kirchliche Phänomene wie das selbstgenügsame "Immer weiter so" kritisierte Ebertz ebenso wie das Überleben mit reduzierten Erwartungen an die Kirche oder die elitäre Minorisierung, die er als "Option für die Sektenwerdung der Kirche" geißelte.

Aufbruch und Neugestaltung seien gefordert in der Kirche und in den Verbänden. Ausdrücklich lobte Ebertz das Papier der Kolping-Bundesversammlung aus dem Jahr 2008 mit dem Titel "Für einen Aufbruch in der kirchlichen Pastoral". Kolping habe es wie kein anderer Verband verstanden, "Orte der communio und der ministratio" – der Gemeinschaft und der Dienstleistung – zu bilden.

Allerdings müssten auch die Kolpingfamilien, wie die Pfarreien, in der Weiterentwicklung der alten pastoralen Orte zu neuen Kooperationen kommen, sagte Ebertz. Konzertierung lautet nach Ebertz die Chance der Kolpingfamilien, in neuen pastoralen Räumen die Gestaltungschancen wahr zu nehmen.

In Gesprächskreisen erarbeiteten die Kolping-Delegierten die Möglichkeiten der Umsetzung der Vorschläge von Ebertz. In der modernen, säkularen Gesellschaft müssten wie im Partisanenkampf konkrete, erreichbare und lebensortsnahe Ziele formuliert werden. Kolping als Verband habe es verstanden, Tradition und Zukunft zusammen zu binden; die Kolpingmitglieder müssten als Kundschafter mit ihrer Leitidee auf die Menschen zugehen, meinte Ebertz. Aus der Angst, etwas zu verlieren, werde mit dieser Geisteshaltung eine positive "Angst", nämlich: Wenn wir uns nicht verändern, verlieren wir alles. Pastoral, verstanden als evangeliumsgemäßes Handeln aller Glieder der Kirche in der Welt von heute ist der Auftrag jedes einzelnen von uns."

Unter tosendem Applaus dankten die Kolping-Delegierten dem Redner für diesen nachdenklichen und motivierenden Vortrag, der sie in ihrer Arbeit vor Ort bestärke.

Wie in jeder Diözesanversammlung standen nach dem Studienteil die Rechenschaftsberichte des Vorstandes und der Arbeitsgebietsleiter ebenso wie der Finanzbericht auf dem Programm. Geehrt für ihr Engagement für Kolping wurden Heinz Kröplin (Dollnstein) und Claudia Wasser (Ellingen) mit einer Dankurkunde. In der anschließenden Austauschrunde wurden die vielfältigen Aktivitäten der Kolpingsfamilien, des Bezirks und des Diözesanverbandes deutlich.

Für die Kolpingjugend, die mit einem Bus gleichzeitig an der großen Jugendwallfahrt "wegweisend" in Köln teilnahm, präsentierte Sarah Graf aus Dietfurt das Kalenderprojekt "Einblick", bei dem sich verschiedene Ortsgruppen in einem Fotokalender für 2010 vorstellen.