Panik am Markt

Kommentar

14.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:40 Uhr

Was sich bereits in der vergangenen Woche angedeutet hatte, ist nun eingetreten: Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe ist erstmals ins Minus gerutscht, Anleger zahlen nun schon Gebühren, um an die relativ sicheren Staatspapiere zu kommen. Was allerdings nichts anderes bedeutet, als dass sich an den Finanzmärkten schon wieder Panikstimmung breit macht.

Auslöser ist diesmal vor allem die wachsende Furcht vor einem immer realistischer erscheinenden Ausstieg der Briten aus der EU - kurz Brexit. Der nämlich wird mit hoher Wahrscheinlichkeit zu massiven Turbulenzen an den internationalen Märkten führen. So lautet bei den Anlegern derzeit die Parole: Rette sich, wer kann.

Verschärft wird die höchst unsichere Lage noch durch die Negativzinsen der Europäischen Zentralbank und deren massive Bond-Käufe. 80 Milliarden Euro pumpen die Währungshüter so Monat für Monat in die Märkte, um die eher müde Konjunktur im Euro-Land in Schwung zu bringen und die seit Längerem gegen null tendierende Inflation wieder in Richtung zwei Prozent zu hieven. Das Bemühen war bislang allerdings nur mäßig erfolgreich. Deshalb kauft die Zentralbank nun auch Unternehmensanleihen auf - und bringt damit einen weiteren Markt in Unordnung.

Die Flucht in den relativ sicheren Hafen deutscher Staatsanleihen wirkt sich dank des niedrigeren Zinsaufwands zwar segensreich auf den Berliner Haushalt aus, birgt aber zunehmend Gefahren für Banken, Versicherungen und Normalanleger. Den Geldinstituten, die Staatsanleihen als Sicherheit für schlechtere Zeiten halten müssen, geht es ans Anlagevermögen. Lebens- und Rentenversicherer geraten noch mehr unter Druck, wenigstens den Garantiezins zu erwirtschaften. Und wer angesichts historisch niedriger Zinsen wenigstens noch eine Minirendite erwirtschaften will, wird zunehmend in risikoreichere Anlageformen gedrängt.

Damit wächst - irgendwo muss das viele Geld ja hin - auch die Gefahr der Bildung neuer Blasen. Und weil die irgendwann zu platzen pflegen, drohen Investoren massive Verluste. Und davor sind, wenn es hart auf hart kommt, nicht einmal Besitzer von Staatsanleihen gefeit.