Scheyern

Orgel und Tuba in Perfektion

Barbara Schmelz und Andreas Martin Hofmeir geben gefeiertes Silvesterkonzert in Scheyern

01.01.2016 | Stand 02.12.2020, 18:51 Uhr

Barbara Schmelz und Andreas Martin Hofmeir ersetzen beim Silvesterkonzert nur mit Orgel und Tuba mühelos ein ganzes Orchester - und lassen sich auch vom Baugerüst auf der Basilikaempore nicht stören. - Foto: Zurek

Scheyern (PK) Das traditionelle Silvesterkonzert in der Basilika zu Scheyern wurde heuer - dank Andreas Martin Hofmeir an der Tuba und Barbara Schmelz an der Orgel - zu einem bewegenden Hörgenuss: außergewöhnlich, authentisch und von herausragender Perfektion.

In weiches Licht getaucht empfing die Basilika die rund 300 Besucher, die von Abt Markus eingeladen wurden, Gedanken und Gefühle des vergangenen Jahres noch einmal zu sortieren und mithilfe der Musik der Botschaft Jesu nachzuspüren. Als Einstieg in ein überwältigendes Konzert hatten die beiden Interpreten den "Winter" aus Antonio Vivaldis "Vier Jahreszeiten" gewählt. Und schon da zeigt sich die bildhafte Kraft des Zusammenspiels, bei dem sich Basilikaorganistin Schmelz als kongeniale Partnerin des Echo-Klassik-Preisträgers Hofmeir erweist. Bibbernd erzählt hier die Tuba von der Kälte, die Orgel lässt Schneekristalle hörbar werden und man fühlt sich eingeladen auf einen Spaziergang durch verschneite Landschaften.

Hofmeir, gebürtiger Geisenfelder und Dozent am Mozarteum in Salzburg, macht seinem Ruf als einer der besten Tubisten unserer Zeit mit Stücken von Tomaso Albinoni bis Ralph Vaughan Williams alle Ehre. Bisweilen mag man nicht glauben, dass es tatsächlich jenes sonst so behäbig daherkommende Instrument ist, das von der (leider vom sanierungsbedingten Baugerüst verdeckten) Empore erklingt. Mal filigran, mal voller Fülle, ungeheuer vielfältig im Ausdruck, baut es spannungsreiche Bögen über fundamentale Orgelpassagen oder webt voller Dynamik und bisweilen in atemberaubendem Tempo Verzierungen und Koloraturen in die von den Tasten vorgegebenen Melodien ein. Sogar als brummelnden Tanzbär, der sich von der Orgel angestachelt zum energiegeladenen Czardas aufschwingt, kann man das Blasinstrument erleben.

Gemeinsam ersetzen Hofmeir und Schmelz mühelos ein ganzes Orchester - wie in Jules Massenets Meditation aus der Oper "Thais", die sie von falscher Sentimentalität befreit zur tief berührenden inneren Einkehr werden lassen. Auch Joy Webbs flehentliche Bitte "Share my Yoke" entfaltet ihre volle elegische Wirkung dank der ehrlichen Interpretation.

Zwischen den musikalischen Stücken liest Alfred Märtl aus Gerolsbach nachdenkliche Texte, die in bayrischer Mundart die Bedeutung der Weih- und Silvesternacht beleuchten. Sie enden im Wunsch für einen "Guten Rutsch", der sich, wie man erfährt, vom jüdischen Namen des Neujahrsfestes, Rosch ha-Schana, ableitet.

"Wunderbar" urteilt der stellvertretende Landrat Anton Westner über ein mit Johann Sebastian Bach ausklingendes "ebenso außergewöhnliches wie hervorragendes Konzert". Dass er mit seiner Einschätzung nicht alleine steht, belegt der begeisterte Applaus, mit dem die Zuhörer in der Scheyerer Basilika den Künstlern teils im Stehen ihre Anerkennung zollen.