Ingolstadt
Opfer der NS-Militärjustiz erzählt

14.09.2011 | Stand 03.12.2020, 2:24 Uhr |

Ingolstadt (DK) Der Vorsitzende der Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz kommt am heutigen Donnerstag, 15. September, zu einem Zeitzeugengespräch ins Neue Schloss.

Ludwig Baumann wurde 1921 in Hamburg geboren und diente ab 1940 als Marinegefreiter in der Wehrmacht. 1942 floh er mit einem Kameraden von seinem Stützpunkt. Die Deserteure wurden gefasst und zum Tode verurteilt. Nach Folterung und zehnmonatiger Haft in der Todeszelle wurde eine Begnadigung auf zwölf Jahre Zuchthaus erwirkt. Baumann und sein Kamerad wurden in ein Strafbataillon versetzt, das an vorderster Front den Vormarsch der Roten Armee aufhalten sollte. Baumann überlebte verwundet in einem Lazarett in Brünn.

Nach dem Krieg wurde er als Vaterlandsverräter verachtet, obwohl er sich gegen das menschenverachtende Regime der Nazis gestellt hatte. 1990 gründete Baumann mit 37 Betroffenen die Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz mit dem Ziel, eine Rehabilitierung von Deserteuren, Kriegsdienstverweigerern und so genannten „Wehrkraftzersetzern“ zu erreichen. Mit Erfolg: Nach langjährigen Diskussionen hob der Bundestag die „Unrechtsurteile“ der NS-Zeit auf – 2009 schließlich auch die Urteile gegen die „Kriegsverräter“.

Baumann dürfte einer der wenigen noch lebenden Betroffenen sein. Das Zeitzeugengespräch findet im Rahmen der Sonderausstellung „Was damals Recht war . . . Soldaten und Zivilisten vor Gerichten der Wehrmacht“ im Bayerischen Armeemuseum statt.

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