Olympiasieger Christoph Harting: „Stillstehen war nicht so meins“

14.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:25 Uhr

Rio de Janeiro (dpa) Christoph Harting hat seinen viel diskutierten Auftritt bei der Siegerehrung in Rio de Janeiro mit der Ausnahmesituation des Olympiasieges zu erklären versucht.

„Wie bereitet man sich darauf vor, Olympiasieger zu werden? Ich meine, selbst bei aller Tagträumerei, die man irgendwie vollziehen kann - sowas kannst du dir nicht vorstellen, sowas kannst du dir nicht ausmalen“, sagte der 25 Jahre alte Berliner in einem Interview der ARD. „Ich meine, die haben die Hynme nur für mich gespielt. Es war unfassbar“, sagte Christoph Harting: „Stillstehen war nicht so meins, deswegen ist das vielleicht falsch angekommen.“

Er hatte geschunkelt und gefeixt, als die Nationalhymne für seinen Olympiasieg im Diskuswerfen abgespielt worden war. Sein befremdliches Verhalten löste große Kritik aus. „Was er da aufgeführt hat bei der Siegerehrung, das war nicht gut, denn er ist ein Mitglied unserer Mannschaft und Botschafter unseres Landes“, kritisierte Chef de Mission Michael Vesper.

Christoph Harting sagte weiter zu seiner Erklärung: „Du bist auch noch halb im Wettkampfmodus, du bist im Kopf eigentlich völlig woanders, du bist hormon-technisch völlig übersteuert.“ Damit umzugehen sei natürlich eine Kunst für sich, befand der EM-Vierte von 2016 und WM-Achte von 2015, der für sich dank seines Erfolges bei den Spielen in Rio aber einen Legendenstatus reklamierte.

„Ich bin zur Legende geworden. Ich denke, ich bin in jedem Sportgeschichtsbuch. In allen sportpolitischen Magazinen kann man nachlesen, wer wann Olympiasieger war“, sagte der 2,07 Meter große Athlet. „Diesen Titel hast du dein Leben lang. Dein Leben lang bist und bleibst du Olympiasieger, nicht so wie Weltmeister, der alle zwei Jahre wechselt, oder Europameister.“

Der jüngere Bruder von Peking-Olympiasieger Robert Harting äußerte sich in dem knapp vierminütigen Gespräch auch noch mal dazu, warum er nach seinem größten Triumph zunächst kein Interview geben wollte. „Ich habe dieses Jahr überhaupt keine Interviews gegeben, niemandem. Dass das natürlich ein bisschen anders läuft, habe ich erst im Nachhinein erfahren. Doof gelaufen.“ Wenn er jemandem auf den Fuß getreten sei, tue ihm das leid, „war nicht so gemeint“.