München - Es war für München eine Premiere - und für die Olympia-Teilnehmerin Anabel Knoll. Und es war "super cool, aber auch super hart", wie die gebürtige Ingolstädterin zu Protokoll gab. Die Triathlon-Super-League, eine seit 2017 existierende internationale Wettkampf-Serie mit insgesamt vier Veranstaltungen, war nach dem Saisonauftakt in London am vergangenen Wochenende erstmals in Deutschland zu Gast. Knoll erhielt eine Wildcard und wurde im erlesenen Feld der weltweit stärksten Triathleten nach einem spektakulären Wettkampf 13.
Wer am vergangenen Sonntag im Münchner Olympiapark dabei war, konnte durchaus den Eindruck gewinnen, dass er die Zukunft des Kurz-Triathlons gesehen hat. Parallel zu den Langdistanz-Wettbewerben mit dem Mekka Hawaii, versuchen die Super-League-Veranstalter (darunter der zweifache Hawaii-Sieger Chris McCormack) auf der Sprintdistanz mit einem spektakulären Format auf sich aufmerksam zu machen. In der noch jungen Serie absolvierten in München nun jeweils 21 Topathletinnen und -athleten zunächst ein 2,4 Kilometer langes Einzelzeitfahren auf dem Rad, mit dem die Startreihenfolge für den Doppel-Supersprint ermittelt wurde. Es folgten 300 Meter Schwimmen im Olympiasee, 3,6 Kilometer Radfahren und 1,6 Kilometer Laufen - zweimal hintereinander, ohne Pause.
Eine besondere Herausforderung. "Die Distanzen sind zwar recht kurz, aber es geht einfach Schlag auf Schlag. Im Grunde hat man keine Sekunde, in der man nicht 110 Prozent raushaut", erzählt Knoll. Zudem passieren die Athleten fünfmal die Wechselzone - und müssen plötzlich ganz neue Dinge bedenken. Knoll lacht: "Weil man noch mal wiederkommt, sollte man in der ersten Runde zum Beispiel nicht wie sonst die Schwimmbrille wegwerfen, sondern lieber einstecken. Und auf dem Rad muss man daran denken, den richtigen Gang einzulegen, weil man ja gleich noch mal losfahren muss."
All das habe sie aber "ganz gut" hinbekommen, erzählt Knoll, die mit ihrer sportlichen Darbietung und Gesamtrang 13 nach 39:36 Minuten zufrieden war. "Es war insgesamt eine solide Leistung", erklärte die 25-Jährige, die lediglich etwas mit ihrer Laufzeit hadert. "Hier reicht es derzeit noch nicht für ganz vorne. Aber vor mir waren ja auch die Besten der Welt."
Die Medaillengewinner von Tokio, Jessica Learmonth (Team-Gold) und Georgie Taylor-Brown (Silber im Einzel), sowie Beth Potter sorgten im Frauen-Klassement für einen britischen Dreifach-Triumpf, wobei die Siegerin nur 1:11 Minute vor Knoll ins Ziel kam. Bei den Herren triumphierte Vincent Luis (Frankreich, 34:45), vor Jonathan Brownlee (34:46) und Silbermedaillengewinner Alex Yee (beide Großbritannien, 34:59). Die Deutschen Vertreter Schaufler (11.) und Simon Henseleit (Schongau, 12.) lagen beide 1:19 Minuten hinter der Spitze.
Für Knoll zählte indes nicht nur der Vergleich mit der Weltspitze. Die Atmosphäre eines dicht gedrängten Wettkampfes und die ihr als einziger deutschen Teilnehmerin zuteil werdende Aufmerksamkeit taten ebenfalls gut. "Hinsichtlich Zuschauer war Olympia in Tokio ja eigentlich enttäuschend. Deshalb war München hier schon eine kleine Wiedergutmachung, weil Familie, Freunde und ein paar Fans dabei sein konnten. Außerdem zählten hier bei den Themen Interviews und Autogramme mal nicht nur die ersten Drei." Nicht zu vergessen: Die rund 400 Zuschauer auf dem Eventgelände plus die Zaungäste außerhalb sorgten für eine Stimmung, die Triathleten nicht allzu oft erleben.
Diese Umstände führen dazu, dass Knoll die Zukunftsaussichten dieser Veranstaltung sehr positiv bewertet. "Dieses Format ist zeitlich kompakt, außerdem wird der Triathlon so in die Städte gebracht. Für die Athleten ist das super cool und für die Zuschauer sicher auch enorm spannend." Hinzu kommt - auch wenn Knoll als Einmalstarterin davon dieses Mal nicht profitierte -, dass Erfolge bei der Super League selbst für Topathleten lukrativ sind. Rund 20000 US-Dollar gibt es zum Beispiel für einen Einzelsieg, insgesamt werden in der Serie 1,25 Millionen US-Dollar ausgeschüttet.
DK
Norbert Roth
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