Nürnberg
Ohne Sprit über die A 9

14.05.2014 | Stand 02.12.2020, 22:41 Uhr

An der Ladestation im Ingolstadt Village können E-Autos kostenlos aufgeladen werden, der Betreiber übernimmt die Kosten für seine Kunden. Die Station ist Teil eines Projekts von BMW, Eon und Siemens, das die Elektromobilität entlang der A 9 zwischen München und Berlin voranbringen soll. Dafür werden Schnellladesäulen aufgestellt - Foto: Richter

Nürnberg (DK) Mit dem E-Auto durch Deutschland: Mit neuen Schnellladestationen entlang der Autobahn A 9 sollen die Elektroautos künftig auch die weite Strecke zwischen Leipzig und München zurücklegen können. Gestern wurde das Projekt in Nürnberg vorgestellt.

Die gute Nachricht zuerst: Sie sind alle gut angekommen. Unterwegs auf der A 9 ist den Elektroautos auf der langen Strecke nicht der Saft ausgegangen. Sogar Innenminister Joachim Herrmann (CSU) ist leise und sauber mit dem E-Auto ins Neue Museum nach Nürnberg gekommen. „Auftanken“ mussten die Wagen freilich auch. Auf dem Weg von der Landeshauptstadt in die Frankenmetropole haben die E-Autos in Ingolstadt einen 30-minütigen Zwischenstopp eingelegt, um die Batterien wieder aufzuladen.

Insgesamt acht Schnellladesäulen stehen ab sofort entlang der Autobahn zwischen Leipzig und München für die E-Autofahrer zur Verfügung. In den ersten vier Wochen ist das Laden noch kostenlos. Danach könne entweder mit dem Handy per SMS-Kurznachricht und über die europäische Roaming-Bezahlplattform Hubject bezahlt werden, heißt es. Die Plattform solle im Sommer zur Verfügung stehen.

„Unsere Mobilität soll die Umwelt in der Zukunft so wenig wie möglich belasten“, findet die parlamentarische Verkehrsstaatssekretärin Dorothee Bär (CSU). „Die A 9 ist unser Vorzeigeprojekt“, sagt Bär. Die Verkehrsstaatssekretärin hofft, dass dieses Pilotprojekt gut angenommen wird, damit die Infrastruktur für die Elektromobilität bundesweit vorangetrieben werden kann. Derzeit bereite das Verkehrsministerium ein Elektromobilitätsgesetz vor. E-Autos sollen demnach eine eingebaute Vorfahrt im Straßenverkehr bekommen. Selbst beim Parken sollen die abgasfreien Mobile bevorzugt behandelt werden. Eine Million E-Autos will Bär bis 2020 auf die Straße bringen.

Das Schaufensterprojekt „Elektromobilität verbindet“ ist von Bayern und Sachsen initiiert worden. Federführend ist freilich die Wirtschaft, die das Projekt technisch realisiert hat. Die Firmen Siemens, Eon und BMW haben entlang der A 9 von München über Nürnberg nach Leipzig auf der 430 Kilometer langen Strecke acht Gleichstrom-Schnellladesäulen errichtet und die dafür nötige Infrastruktur aufgebaut. „Wir sind Pioniere in Sachen Elektromobilität“, freut sich auch Hartmut Fiedler. Die Reichweiten-Diskussion sei etwas deutsch, findet der sächsische Wirtschaftsstaatssekretär. Ein Pluspunkt der E-Autos sei der Fahrspaß. „Wer einmal in einem E-Auto gesessen ist, der vergisst schnell die Frage nach der nächsten Ladestation“, sagt Fiedler.

„Die Schnelllade-Achse ist für uns ein weiterer Baustein, um Elektromobilität auch in Deutschland erfolgreich zu machen“, sagt Herbert Diess, Vorstand für die Entwicklung bei BMW. Weltweit sei die Elektromobilität ein Zukunftsmarkt. Freilich sei derzeit die Liebe der Deutschen zum Otto- und Dieselmotor noch ungebrochen. Das liegt auch am hohen Preis für E-Autos. Das weiß auch Herbert Diess. Aber besonders das Problem der geringen Reichweite halte noch viele Menschen davon ab, sich ein Elektroauto zuzulegen.

Die Nachfrage nach E-Autos bei BMW sei aber schon gut, sagt Diess. Beim aktuellen Modell „i3“ müssten Kunden aufgrund der zahlreichen Bestellungen sogar schon Wartezeiten in Kauf nehmen. Diess ist sich sicher: Je mehr Leute selbst einmal mit einem E-Auto gefahren sind, desto mehr könnten von dem großen Drehmoment und dem leisen Gleiten begeistert werden. Diess setzt darauf, dass sich die Elektromobilität spätestens bis zum Jahr 2030 durchsetzt.

Weil Elektromobilität weltweit ein Zukunftsthema sei, wolle Bayern an der Spitze dabei sein, sagt Innenminister Herrmann. „Wir haben entlang der A 9 ein Zeichen gesetzt. Aber wir müssen das ausbauen“, fordert der Minister. Schließlich müsse für ganz Deutschland das Ziel gelten, dass es auf jeder Raststätte eine Ladestation gibt.

Energieunternehmen sind bei dem Projekt dabei, weil Elektromobilität ein Element moderner Energieversorgung sei, erklärt Leonhard Birnbaum, Eon-Vorstand für Märkte und Dienstleistungen. In Zeiten der Energiewende werde es viele Stunden am Tag geben, wo uns in Deutschland der Strom „aus den Ohren“ kommt. Diesen Überschuss könnte man für die E-Autos gut nutzen. Beispielsweise könne man Strom in den Batterien der E-Autos speichern. „Dafür brauchen wir aber viele E-Autos.“

Die Experten aus der Wirtschaft sind sich einig, dass viele neue Ideen noch entwickelt werden müssen. Genauso einig ist man sich, dass die E-Autos endlich aus dem Labor in den Alltag gebracht werden sollen. Der Wirtschaft kann es nicht schnell genug gehen. Gleichzeitig wissen die Autobauer, dass die E-Autos in naher Zukunft noch teurer sein werden als normale Fahrzeuge.

Verkehrsstaatssekretärin Bär will den Bürgern keine E-Autos finanzieren, sondern mit nicht-monetären Anreizen wie kostenlosen Parkplätzen und Elektroauto-Fahrspuren der Technologie zum Durchbruch verhelfen. Die Industrie will auf dem E-Markt den Takt vorgeben. Um dieses Ziel zu schaffen, wird sie die Politik wohl noch um mehr Unterstützung bitten. Ohne die Infrastruktur für die Alltagstauglichkeit wird das E-Auto wohl nur in den Städten ein Thema werden und bleiben.