Ingolstadt
Nur wenige Ältere haben Arbeit

03.12.2010 | Stand 03.12.2020, 3:23 Uhr

Ingolstadt (DK) Rente mit 67? "Ein Rentenabschlagsmodell", sagt Werner Böll. Er ist Geschäftsführer des Sozialverbandes VdK im Kreisverband Ingolstadt-Eichstätt. Die CDU ist für das erhöhte Renteneintrittsalter, die SPD unter den aktuellen Voraussetzungen dagegen. Und aus der Bayerischen Staatskanzlei hieß es am Donnerstag: "Es muss sich noch was tun. Aber es tut sich auch was."

Die Rente mit 67 kommt für alle, die 1964 oder später geboren wurden. Das Gesetz ist beschlossen. Sein Erfolg hängt allerdings davon ab, welche Chancen die Älteren auf dem Arbeitsmarkt haben. Denn im Gesetz steht auch, dass dies regelmäßig untersucht werden muss. Der erste Bericht hat gezeigt: Immer mehr 60- bis 64-Jährige haben einen Job, trotzdem arbeiten in dieser Altersgruppe nur 38 Prozent der Menschen. Betrachtet man nur die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten – also keine Beamten, Mini- und Ein-Euro-Jobber – sind es nur etwa 23 Prozent. Bei den 64-Jährigen, die jetzt kurz vor der Rente stehen, sind es sogar nur noch knapp sechs Prozent.

In der Region sehen die Zahlen ähnlich aus. Knapp 27 Prozent der 60- bis 64-Jährigen Ingolstädter haben eine sozialversicherungspflichtige Arbeit. Damit steht die Stadt noch gut da: Im Kreis Pfaffenhofen sind es knapp unter, im Kreis Neuburg etwas über 20 Prozent und im Kreis Eichstätt nur knapp 15 Prozent.

Bei den 64-Jährigen, also dem Jahrgang kurz vor der Rente, zeigt sich das gleiche Bild: In den Kreisen Neuburg und Eichstätt haben etwas mehr als fünf Prozent in dieser Altersgruppe einen sozialversicherungspflichtigen Job; im Kreis Pfaffenhofen und in Ingolstadt sind es acht Prozent. Die Zahlen beruhen auf Berechnungen des DONAUKURIER aufgrund von Daten der Arbeitsagentur und des Statistischen Landesamtes.

"Das Problem ist die derzeitige Arbeitsmarktlage", sagt Werner Böll. "Die Arbeitgeber müssten die Bereitschaft zeigen, Leute über 50 einzustellen. Aber da fehlt’s weit."

Die Staatsregierung sieht das Problem auch – Ministerpräsident Horst Seehofer hatte im Oktober die Rente mit 67 in Frage gestellt. "Das Gesetz ist verknüpft mit einer signifikanten Verbesserung der Situation älterer Arbeitnehmer", sagte ein Sprecher der Staatskanzlei. "Auf diesen Zusammenhang hat der Ministerpräsident deutlich hingewiesen." Nach wie vor sei der Anteil der Älteren bei den Arbeitslosen "höher, als sie sein sollte".

2029 ist es so weit: Der Jahrgang 1964 wird 65 Jahre alt und hat dann noch zwei Jahre bis zur Rente. Wer dann schon 2029, mit 65, in Rente gehen will, bekommt laut Werner Böll 7,2 Prozent weniger Geld.