Ingolstadt
Nützliche Armleuchteralgen

11.08.2010 | Stand 03.12.2020, 3:47 Uhr

Verschiedene Wasserpflanzen: Die Armleuchteralge (u.) sorgt für gute Wasserqualität, das Kammlaichkraut (o.) stellt den größten Teil der Biomasse im Auwaldsee und wird daher gemäht. - Foto: Schattenhofer

Ingolstadt (DK) Mit sonorem Brummen tuckert die Mähkuh seit Tagen über den Auwaldsee. So mancher am Ufer wundert sich allerdings: "Ja, wo mäht sie denn" Denn im Bereich des Campingplatzes, wo die Menschen baden gehen, tut sich nämlich nichts. Diplom-Ökologe Tilman Rott erklärt warum.

Die Arbeit der Mähkuh wird sehr aufmerksam und kritisch verfolgt von jenen Leuten, die sich täglich am Kiosk vom Campingplatz treffen. Einer von ihnen ist Jürgen Weber, und der versteht die Welt nicht mehr: "Warum wird nur dort draußen gemäht, wo kein Mensch ins Wasser geht und der Biber wohnt und nicht hier vorne, wo der Badestrand ist? Vor allem die Frauen mögen gar nicht mehr schwimmen gehen, weil sich das Zeug um die Beine wickelt. Vom Campingplatz sind deshalb schon viele abgereist."

Klaus-Stephan Schunke sitzt am Steuer der Mähkuh und wäscht seine Hände in Unschuld. Er hält sich strikt an die Karte, auf der verzeichnet ist, wo er aufräumen soll: "Das sind zirka fünf von insgesamt elf Hektar Fläche." 120 Tonnen Biomasse holte er im Jahr 2007 bei der damaligen Aktion heraus, heuer sind es schon rund 50 Tonnen. "Das wird aber noch mehr, denn bis Freitag entfernen wir noch Mähgut."

Die Karte für die diesjährige Mähaktion hat wieder Tilman Rott vom Büro für angewandte Ökologie erstellt, und zwar nach ausgiebigen Tauchgängen und Untersuchungen der Strömungen im Auwaldsee. Regelmäßig überprüft er auch die Arbeit der Mähkuh.

Nach seiner fachlichen Einschätzung läuft alles bestens: "Ziel ist, möglichst viel Biomasse aus dem Auwaldsee zu holen. Das können wir im westlichen und südlichen Bereich am besten, denn dort sind die tiefsten Stellen mit dichtem Bewuchs von Kammlaichkraut. Außerdem wollen wir so die Strömungslinie freimachen, um den Wasseraustausch zu verbessern. Nur so können wir das Ökosystem kontrollieren", erklärt der Diplom-Ökologe.

Vor allem auf dieses Kammlaichkraut zielt die Mähaktion ab, denn es wächst bis zu sechs Meter hoch bis an die Wasseroberfläche. In den Bereichen des Auwaldsees, wo die Badestrände sind, kommen nach Auskunft von Rott jedoch hauptsächlich Armleuchteralgen vor, die nur 60 bis 80 Zentimeter wachsen. Es handelt sich um eine langlebige Pflanze, die Nährstoffe aus dem Wasser entnimmt und so in Konkurrenz zu teils giftigen Arten wie der Blaualge steht. "Wenn wir die Armleuchteralge abmähen, was bisher in diesem flachen Bereich technisch gar nicht möglich ist und zudem viel Schlamm aufwirbeln würde, dann sinkt sie zu Boden und fault, so dass sich die Wasserqualität verschlechtert. Außerdem besteht Gefahr, dass sich dann toxische Algen ausbreiten, von denen die Leute Hautausschläge bekommen können. Oder die Fadenalgen, die kurzlebig sind und die Wasserqualität ebenfalls beeinträchtigen." Auftraggeber der Mähaktion ist die Stadt Ingolstadt. Ulrich Seitz, Leiter des Umweltamts, betont ebenfalls: "Zu 95 Prozent ist das Wasser im Strandbereich frei und sauber. Dort gibt es keinen mahdwürdigen Bewuchs. Den Leuten muss auch eines klar sein: Wir befinden uns hier nicht im Freibad, sondern in einem natürlichen See. Da ist beim Schwimmen ein Kontakt mit Wasserpflanzen nicht vermeidbar."