Hilpoltstein
Nürnberger Streichkonzert

Die letzten Gratis-Parkplätze sollen in der Innenstadt bald der Vergangenheit angehören

08.01.2019 | Stand 23.09.2023, 5:34 Uhr
Inmitten der City kostenfrei parken - damit soll nach dem Willen des Baureferats bald Schluss ein. −Foto: Pelke

Nürnberg (HK) Nürnberg arbeitet an einem großen Parkplatz-Streichkonzert. Genau 824 bisher kostenfreie Parkmöglichkeiten in der Innenstadt sollen von dem neuen Parkplatz-Streichplan betroffen sein, den Baureferent Daniel Ulrich kürzlich in einer Sitzung des Verkehrsausschusses dem Stadtrat präsentiert hat.

Aus den letzten Gratis-Stellplätzen in der City würden dann gebührenpflichtige Kurzzeit-Parkplätze werden. Immerhin sollen die Anwohner, die über einen entsprechenden Anwohner-Parkausweis verfügen, kostenlos auf den neuen Bezahlplätzen parken dürfen. Die bereits heute bestehenden Bewohnerparkplätze in der City würden von dem Streichkonzert ebenfalls verschont bleiben. Die Regelungszeit für Bewohnerparkplätze soll sogar ausgeweitet werden und von 8 bis 22 Uhr gelten.

In einer schriftlichen Begründung verweist die Verwaltung auf die Parkplatz-Situation in anderen Städten. Wörtlich heißt es in der Vorlage für den Verkehrsausschuss: "In den meisten deutschen Großstädten stehen Gebietsfremden überhaupt keine kostenlosen Stellplätze im öffentlichen Raum der Innenstädte mehr zur Verfügung, weshalb eine solche Umstellung auch in Nürnberg plausibel ist." Aus Sicht der Autofahrerlobby könnte man es allerdings auch so formulieren: Wenn in allen Innenstädten die Autofahrer bei der Parkplatzsuche rigoros zur Kasse gebeten werden, darf Nürnberg nicht ins Hintertreffen geraten. Nach dem Motto: Was den einen recht ist, kann den Nürnbergern nur billig sein.

Es gibt aber auch eine Reihe triftiger Gründe für die konsequent kostenpflichtige Parkraumbewirtschaftung in der Innenstadt. Einerseits soll der Parkplatz-Suchverkehr in der Altstadt durch die Neu-Regelung und den folgenden Wegfall der letzten Parkschlupflöcher reduziert werden. Stattdessen werden die motorisierten Besucher der Innenstadt auf die neuen Kurzzeit-Parkplätze - die maximale Parkdauer soll hier vier Stunden betragen - verwiesen. Noch lieber würde es die Stadt sehen, wenn Autofahrer - die nicht zufällig in der Nürnberger Altstadt wohnen - direkt eines der zahlreichen Parkhäuser ansteuern. Letztere sind ausnahmslos kostenpflichtig.

Noch ein bisschen lieber hätte es die Stadt wohl nur noch, wenn die Leute komplett auf das Auto verzichten und mit Bussen und Bahnen zum Shopping in die City fahren würden. Insgesamt verspricht sich die Stadtverwaltung durch die Abschaffung der kostenlosen City-Parkplätze mehrere Vorteile: Weniger Parksuchverkehr, mehr Benutzer des Nahverkehrs, weniger Feinstaub und Kohlendioxid sowie zusätzliche Einnahmen für die Stadt.

Gleichzeitig weckt die Verwaltungen mit ihrem Plan starke Hoffnungen, nach dem Parkplatz-Streichkonzert auf den Plätzen in der Innenstadt endlich mehr Grün pflanzen zu können. Allerdings scheint dabei der Teufel im Detail zu stecken, wie ein Blick auf den Egidienplatz beweist. Dort gibt es derzeit 110 Parkplätze. Davon sind (noch) 45 Stellplätze kostenlos. Entfallen dort Stellflächen, könnten Bäume gepflanzt werden. Allerdings zunächst nur theoretisch. Davor müsste die Stadt nämlich prüfen, ob die Baumwurzeln unter dem Platz überhaupt genug Platz vorfinden würden.

Bevor der allererste Baum gepflanzt werden könnte, müsste das Bauamt die Möglichkeiten einer Begrünung zunächst einmal herausfinden und die Situation unter dem Kopfsteinpflaster in einem Gesamtspartenplan aufwendig recherchieren. Das kostet Zeit und Geld. Auf dem tristen Platz beim Bauhof herrscht ein vergleichbares Bild. Bislang gibt es dort 80 Parkplätze, von denen 24 öffentlich zugänglich sind. 56 weitere Parkplätze gehören der Stadt und werden von deren Angestellten benutzt.

"Sollte beispielsweise die Hälfte aller Parkplätze entfallen, könnten rund 540 Quadratmeter zur Grüngestaltung gewonnen werden", rechnet das Baureferat vor. Wenn, ja wenn das Erdreich unter der Teerdecke dafür geeignet ist. Die meisten Stadträte im Verkehrsausschuss sind von dem Plan trotzdem begeistert gewesen. Nach Plätzen mit mehr Grün sehnt sich Nürnberg seit vielen Jahren. Fünf Jahre soll die Vollendung des Parkplatzes-Streichkonzertes mindestens dauern.

Nikolas Pelke