Greding
Nobles Instrument feiert Jubiläum

Sandtner-Orgel in der Martinskirche vor 25 Jahren eingebaut Renommierte Konzertreihe entstanden

13.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:11 Uhr

Mit 18 Registern und insgesamt 1004 Orgelpfeifen ist die Orgel in der Gredinger Basilika zwar ein Stück kleiner, entstammt aber ebenso dem Hause Sandtner wie das Exemplar im Eichstätter Dom. Der Domkapellmeister Christian Heiß kommt immer wieder gerne zurück, um auf ihr zu spielen (hier 2015 mit seinem Sohn). Er hat das Instrument schon 1991 eingeweiht (rechts). - Fotos: Stadt Greding, Klier, Richter

Greding (HK) Die Basilika St. Martin auf dem Kalvarienberg ist die Keimzelle und das weithin sichtbare Wahrzeichen Gredings. Doch auch in Ihrem Inneren birgt sie einen Schatz - der mittlerweile ein Jubiläum feiern kann: die mächtige Orgel aus dem Hause Sandtner.

Es war das Jahr 1991, das Jahr, in dem die Gredinger den 900. Geburtstags ihrer Stadt feierten. Genauer gesagt gedachten sie der 900 Jahre, die seit der ersten dokumentierten Erwähnung in einer Schenkungsurkunde von 1091 vergangen waren. Greding machte sich hübsch, feierte praktisch das ganze Jahr hindurch. Nur die Orgel, die bis dato in der Basilika stand, wollte zu diesen Feierlichkeiten gar nicht passen: Denn sie war schon seit den 1950er-Jahren unbrauchbar, seitdem hatte man sich mit einem Harmonium beholfen. Das sollte sich zum Jubiläum allerdings ändern, in weiser Voraussicht schloss die Kirchengemeinde Greding bereits 1989 einen Vertrag mit der renommierten Orgelbaufirma Sandtner in Dillingen, diese sollte die neue Orgel fertigen. Diese hielt Wort, baute Ende Juli 1991 das neue Kircheninstrument ein. 25 Jahre sind seitdem vergangen.

Für die Sandtner-Orgel waren moderne High-Tech-Materialien tabu; sie besteht weitgehend aus denselben Elementen, wie sie im Orgelbau schon vor 250 Jahren zum Einsatz gekommen waren. Der Aufbau des Instruments besteht aus massivem Tannenholz - handgeputzt und bienengewachst. Die Orgeltürme sind dabei bis zu 9,40 Meter hoch.

Die wunderbaren Verzierungen aus Ahorn- und Lindenholz tragen sogar Lokalkolorit: Sie wurden vom Gredinger Holzschnitzer Sieghart Rind angefertigt. Die 1004 Orgelpfeifen, für die neben einer Blei-Zink-Legierung auch Kiefern- und Birnenholz verwendet worden ist, verteilen sich auf insgesamt 18 Register. Alles in allem wiegt die Orgel rund drei Tonnen; aufgrund dieses hohen Gewichts mussten seinerzeit dicke Stützpfeiler unter der Orgelempore der Basilika eingebaut werden, um die entsprechende Stabilität zu garantieren.

Am Sonntag, 29. September 1991, war es so weit: Die Königin der Instrumente, die fortan die Martinskirche zieren sollte, wurde mit einem Konzert der Extraklasse feierlich eingeweiht. Nach der Segnung durch den Domkapitular Alois Brandl und den - damals gerade ins Amt gekommenen - Stadtpfarrer Anton Hirschbeck, brachte ein Gredinger die Orgel erstmals zum Erklingen: Christian Heiß. Stadtpfarrer Hirschbeck sprach seinerzeit von einem "wichtigen Tag in der Geschichte dieser Kirche". Mit der Fertigstellung der Orgel habe ein langer Weg sein krönendes Ende gefunden. Dieser Weg war verlangte der Pfarrgemeinde auch einiges ab: Auf rund 100 000 D-Mark wurden die Kosten für die Orgel taxiert.

Dass das Geld gut angelegt war, zeigte sich schon bei der Einweihung: Christian Heiß entlockte dem Instrument Töne, die in Greding an dieser historischen Stätte so wohl noch nie zu hören gewesen waren. Der Sohn von Otto Heiß, des Bürgermeisters und Leiters des Kirchenchors, hatte beim damaligen Eichstätter Domkapellmeisters Wolfram Menschick. ein Improvisationsstudium betrieben, war später gar zu dessen Assistenten aufgestiegen - und hat ihn schließlich 2002 auf diesem Posten beerbt. Schon damals, als die Sandtner-Orgel zum ersten Mal vor Publikum erklang, zeigte Heiß mit seinem Programm, das Werke von Johann Sebastian Bach, Henry Purcell und von Wolfgang Amadeus Mozart umfasste, das unglaubliche Klangspektrum des noblen Instruments auf. Das anspruchsvolle Orgelprogramm wurde flankiert durch Gesangsstücke des Gredinger Kirchenchors.

Seit einem Vierteljahrhundert nun erklingt die Sandtner-Orgel in einer der schönsten romanischen Kirchen Bayerns - zum Lobe Gottes und zur Freude der Menschen, die sich regelmäßig zu den Konzerten der ebenfalls von Otto Heiß initiierten, renommierten Reihe "30 Minuten Orgelmusik" einfinden.

Das letzte Konzert der diesjährigen Orgelreihe hat mit Bernhard Müllers ebenfalls ein gebürtiger Gredinger gespielt. Und der wie Heiß im Lauf seines Studiums unter anderem bei Wolfram Menschick das Fach Orgel-Improvisation belegte. Heute ist Müllers als Regionalkantor in der Diözese Regensburg tätig. In seine Heimatstadt kehrt der 1968 geborene Müllers aber immer wieder gern zurück - vor allem zur Sandtner-Orgel. Der Amberger Müllers und der Eichstätter Heiß zählen zu den Stammkräften der Reihe "30 Minuten Orgelmusik".

Das kommt wohl nicht von ungefähr, denn auch in ihren heutigen Wirkungsorten treffen die beiden Kirchenmusiker auf einen alten Bekannten: das Haus Sandtner. Die Orgelbaufirma aus dem bayerischen Schwaben hat sich mindestens im gesamten Freistaat einen guten Namen gemacht. Die heutige große Domorgel aus dem Jahr 1975 wurde ebenso von der Firma Sandtner gebaut wie das Instrument in der Schulkirche St. Augustinus in Amberg.