Hohenwart
Nicht mehr Fußballchef im Paartal

Thomas Schweiger spricht über seinen bisherigen Posten sowie die Stellung des Ehrenamts ganz allgemein

04.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:41 Uhr
Hat nun mehr Zeit, um sich im heimischen Garten zu erholen: Thomas Schweiger. −Foto: Schweiger Thomas

Hohenwart (SZ) Für Thomas Schweiger ist nun Schluss. Der 32-Jährige ist seit Kurzem nicht mehr Fußballchef des TSV Hohenwart – genau so, wie er es vor rund zwölf Monaten angekündigt hatte.

„Ich bin doch nicht komplett weg“, sagt der Hohenrieder nun lachend. Natürlich bleibe er seinen Paartalern weiterhin eng verbunden, selbstverständlich werde er dem Verein weiterhin ganz fest die Daumen drücken – nur eben nicht mehr in vorderster Front, nicht mehr als Entscheidungsträger.

2009 – kurz, nachdem er sich bitterböse am rechten Knie verletzt hatte – begann Schweiger damit, die Geschicke bei den Hohenwarter Kickern mitzuleiten. Fürwahr eine lange Zeit. „Da ist’s doch völlig logisch, das ich jetzt auch mit ein bisschen Wehmut zurückblicke“, sagt der 32-Jährige. Auf acht Jahre, in der sich eine Menge tat – bei ihm selbst, bei seinem Verein, in Sachen Fußball ganz allgemein. Der Hohenrieder erinnert sich nun gegenüber der Schrobenhausener Zeitung – und blickt zudem nach vorne.

 

Der größte Erfolg während seiner Amtszeit: „Ganz klar, das war unser Aufstieg 2016 in die Kreisliga Donau/Isar 1“, antwortet Schweiger wie aus der Pistole geschossen. Der Sprung vor zwölf Monaten nach oben – er war freilich auch geplant gewesen. „Spätestens mit der Verpflichtung von Roland Baumgärtner als Spielertrainer war festgestanden, dass es hiermit irgendwann klappen soll“, verrät der 32-Jährige: „ Und im Jahr 2016 war’s eben so weit.“

In letzter Konsequenz allerdings ohne ihn – denn als die Mannschaft des TSV Hohenwart ihr entscheidendes Relegationsmatch in Lichtenau gegen das ST Kraiberg gewann, befand sich ihr Sportlicher Leiter gerade am Gardasee im Urlaub. „Ansonsten war ich nie während der laufenden Saison weg – nur in diesem Fall passierte das dummerweise“, erinnert sich Schweiger. So saß er damals hypernervös am Pool in Italien, immer wieder auf erfreuliche SMS-Nachrichten aus der Heimat wartend. „Zur Beruhigung war da schon ein sehr gutes Glas Wein nötig“, erzählt der Hohenrieder lachend.

 

Was ihn ebenfalls besonders freute: „Dass wir es 2015/16 und 2016/17 gleich zweimal auf den letzten Drücker schafften, mit unserer zweiten Vertretung nicht aus der A-Klasse Donau/Isar IV abzusteigen – das war nervenaufreibend und überragend zugleich“, berichtet Schweiger. In beiden Fällen sei stets eine Riesenlast von ihm abgefallen. Und das „nur“ wegen Amateurfußball in einer der alleruntersten Spielklassen? „Wenn man als Abteilungsleiter mit vollem Herzen dabei ist, ist es wurscht, wo man kickt“, verrät der 32-Jährige: „Dann fühlt sich das wie ein zweiter Job an, in dem man immer sein Bestes abliefern möchte.“

 

Die größte Enttäuschung während seiner Amtszeit: In sportlicher Hinsicht fällt Schweiger dazu nicht wirklich was ein. „Was mich jedoch ärgerte, war hin und wieder ungerechtfertigte Kritik von außen“, gibt er zu: „ Dass ich nicht alles richtig machte – ja, das weiß ich auch. Aber ich arbeitete für den Verein stets nur aus dem Grund, den TSV nach außen hin gut aussehen zu lassen beziehungsweise Erfolg mit ihm zu haben. Hierfür habe ich sehr gerne viel von meiner Freizeit geopfert, viel aufgegeben.“

 

Seine Meinung über ehrenamtliche Arbeit an sich: „Sie müsste in der Öffentlichkeit deutlich höher angesiedelt werden“, betont Schweiger. „Teilweise wissen die Leute überhaupt nicht, was in einem Verein abgeht – aber das hindert sie teilweise trotzdem nicht daran, falsche Sachen zu behaupten“, so der 32-Jährige: „Schulterklopfer kommen meist nur dann auf Dich zu, wenn Erfolg da ist – in den restlichen Phasen benötigt man dagegen viel Kraft und gute Nerven, um verantwortlich für einen Klub tätig sein zu können.“

Ja, so ist Schweiger: ein Mann, der ehrlich seine Meinung kundtut. „Aber damit jetzt kein falscher Eindruck aufkommt: „Mir persönlich machten die Jahre als Sportlicher Leiter beim TSV eine Menge Spaß, ich möchte die Zeit nicht missen“, stellt er sofort klar.

 

Was Hohenwart und der TSV für ihn bedeuten: „Ganz klar, das ist meine zweite Heimat“, muss der 32-Jährige nicht lange überlegen. Schweiger weiter: „Ich bin zwar Hohenrieder durch und durch – aber in Hohenwart wurde ich geboren, ging dort in den Kindergarten sowie in die Grundschule. Beim dortigen TSV bin ich seit meinem sechsten Lebensjahr, also seit rund 27 Jahren – hier sind sehr viele von meinen Freunden. Anders ausgedrückt: Hohenwart und der TSV sind eine Herzensangelegenheit für mich, werden es auch immer bleiben – selbst wenn ich dort jetzt eben nicht mehr jeden Ball aufpumpe, wenn es dieser nötig hätte.“

 

Wie seine Freizeit jetzt, als Nicht-mehr-Fußballboss des TSV, aussehen wird: „Ich habe einfach mehr Zeit für mich selbst, für meine Freundin Sabine, für die gesamte Familie“, verrät Schweiger. Fußballverrückt werde er, der leidenschaftliche FC-Bayern-Fan, definitiv immer bleiben – „aber jetzt kann ich es eben selbst bestimmen, ob ich Lust auf Sportgelände oder Stadion habe. Ich muss nicht mehr jeden Sonntag deshalb unterwegs sein.“ Zumal es ja weitere Hobbys – wie das eigene Haus, den eigenen Garten sowie das Mountainbiken – gibt. „Mir sowie meiner Sabine, mit der ich schon seit vielen Jahren zusammen bin, wird es gewiss nicht langweilig“, verrät Schweiger lächelnd.

 

Seine Nachfolger beim TSV Hohenwart: Richard Bäuerle in verantwortlicher Rolle sowie Michael Hörmann als dessen Assistent sollten die Paartaler weiterhin in ruhigem Fahrwasser halten. „Ich bin ihnen sehr dankbar, dass sie sich dieser Aufgabe stellen – und sie werden sie auch gewiss hervorragend lösen“, sagt Schweiger dazu. Er selbst war an der Neubesetzung der beiden Posten übrigens nicht unbeteiligt: „Ich hatte ja bereits im August 2016 erklärt, dass ich im Sommer 2017 aufhören werde – da sah ich es natürlich als meine Pflicht an, mich auch selbst nach geeigneten Nachfolgern umzusehen.“ Ziemlich schnell sei er dann eben auf Bäuerle gestoßen – „und Ritchi, übrigens ebenfalls ein Hohenrieder, hat sofort Ja gesagt.“

 

Was er seinem TSV Hohenwart in der Saison 2017/18 zutraut: „Wir werden ein ruhiges Jahr erleben. Unsere erste Vertretung und auch die Reservemannschaft werden in der Saison 2017/18 nichts mit dem Abstieg zu tun haben, sondern mindestens einen Mittelfeldplatz belegen“, ist Schweiger überzeugt. Wie viele Partien er dabei live verfolgen wird? Achselzucken bei ihm. Sowie nochmals der Ausspruch: „Ich bin doch nicht komplett weg.“ Ein TSV Hohenwart ohne ihn wäre auch nicht vorstellbar.