Pfaffenhofen
Nicht an Strafen denken, sondern Lösungen erarbeiten

Koordinatorin des Landesprojektes "Schule als Lebensraum - ohne Mobbing" hält Fachvortrag

24.01.2020 | Stand 02.12.2020, 12:07 Uhr
Christina Heller, Koordinatorin des Landesprojektes "Schule als Lebensraum - ohne Mobbing" referierte bei einem Infoabend in der Montessori-Schule. −Foto: Engl

Pfaffenhofen - Eines Themas, welches viele Eltern und Kinder sehr beschäftigt und belastet, nahm sich die Montessori-Grundschule in Pfaffenhofen an.

Schulleiterin Anke Heinz hatte in enger Zusammenarbeit mit Andrea Zerelles, der Vorsitzenden des Elternforums, einen Fachvortrag zu "Mobbing in der Schule" organisiert und konnte als Referentin hierfür Christina Heller gewinnen. Die Regensburger Gymnasiallehrin und Koordinatorin des Landesprojektes "Schule als Lebensraum - ohne Mobbing" befasst sich seit Jahren mit Ursachen und Abhilfe-Möglichkeiten.

Ihr Ziel ist es, allen Betroffenen - nicht nur den Opfern und ihrem Umfeld, sondern auch den Tätern - zu helfen. Oft gebe es bei Schulanfang oder Schulwechseln eine Art Eingewöhnungsphase, in der sich Positionen innerhalb eines Klassenverbundes und Rangordnungen entwickeln, erläuterte sie. Die Abläufe seien immer langfristig ausgelegt und Schikanen in den verschiedensten Versionen würden beginnen, sich zu manifestieren. Derartige Abläufe könnten oft etwa zwei bis drei Monate dauern, spielten sich dann ein und es würden sich zunehmend bestimmte Opfer und Täter herauskristallisieren. Für Lehrkräfte - oder im Berufsleben auch Vorgesetzte - sei es oft kaum oder gar nicht erkennbar, dass derartige Vorgänge überhaupt passieren. Schließlich würden die verbalen, psychischen oder körperlichen Attacken nahezu immer in Abwesenheit von Verantwortlichen oder Vorgesetzten passieren. Alleine könnten betroffene Schüler und ihre Eltern ihre Probleme kaum lösen, die Kinder leiden laut der Expertin dann am Verlust von Selbstbewustsein, hätten Angst, in die Schule zu gehen, verlieren an Leistung und dazu kämen sogar noch körperliche Beschwerden wie Übelkeit oder Bauchschmerzen. Schulverweigerung sei eine der möglichen Folgen, so Christina Heller. Nicht selten seien lange nachwirkende Traumata erkennbar.

Das Mobbingverhalten zwischen Buben und Mädchen ist laut der Referentin meist sehr unterschiedlich, die Mädels würden weitaus subtiler vorgehen, was die Sache natürlich nicht einfacher mache. Einzig geschulte Personen an den Schulen könnten zielführende Hilfe bieten, die von den Eltern möglichst frühzeitig erfolgversprechend in Anspruch genommen werden sollte. Lösungen laufen laut Christina Heller nicht auf Strafen hinaus, von solchen Gedanken sollte man sich unbedingt trennen. Weder Täter noch Opfer seien im eigentlichen Sinne des Wortes schuldig. Aktuelle Methoden würden dabei helfen, Lösungen zu erarbeiten, bei denen auch der Täter sein Gesicht wahren, an den Gesprächen teilnehmen und künftig eine positive Rolle im Klassenverbund spielen könne.

Die etwa 20 anwesenden Zuhörer, darunter nur zwei Männer, waren angetan von den Ausführungen der Referentin und es entwickelten sich individuelle Diskussionen. Beispiele, woran man beim eigenen Kind diese Probleme erkennen kann, wurden erklärt. Ganz klar zum Ausdruck kam auch der zusätzliche Part Mobbing unter Ausnutzung von Smartphone und Internet - ein stark ansteigender Bereich. Erstaunlich war die Erkenntnis, dass die Probleme bereits in der Grundschule beginnen und die am stärksten vertretene Altersgruppe Schüler im Bereich von 8 bis 14 Jahren sind. Hilfesuchende sollten sich vertrauensvoll an die in Frage kommenden Schulberatungsstellen wenden.

eec