"Nicht alles in Ordnung"

09.01.2008 | Stand 03.12.2020, 6:13 Uhr

Präsentierten das Ergebnis einer uniinternen Untersuchung und stellten keine massenweise Vernichtung von Büchern fest: Uni-Präsident Ruprecht Wimmer (links) und Kanzler Gottfried Freiherr von der Heydte. - Fotos: hr

Eichstätt (hr) Auch wenn eine "lückenlose Rekonstruierung der Vorgänge nicht möglich" sei und "einige klärungsbedürftige Sachverhalte" vorlägen, hat die Leitung der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt den Vorwurf, an der Unibibliothek seien "massenhaft wertvolle Bücher" im Altpapier gelandet, zurück gewiesen.

Vorausgegangen war, wie berichtet, dass die Staatsanwaltschaft Ingolstadt im Zusammenhang mit der containerweisen Vernichtung von Büchern aus den der Unibibliothek überlassenen Beständen der bayerischen Kapuzinern Anklage wegen Untreue gegen die Leiterin der Universitätsbibliothek, Angelika Reich, erhoben hatte. Der Justizbehörde zufolge handelt es sich bei der Anklage um 14 Bücher. Hinsichtlich der containerweisen Entsorgung, der nach Meldungen vom vergangenen Jahr etwa 80 Tonnen Bücher in 17 Containern zum Opfer gefallen sein sollen, sah die Staatsanwaltschaft "keinen strafrelevanten" Vorwurf gegeben.

Uni-Kanzler von der Heydte bestätigte zwar erneut die Zahl der Container und damit auch die Menge der entsorgten Bücher aus den Beständen der Kapuziner, bescheinigte aber gleichzeitig, dass die von der Bibliotheksleiterin Dr. Angelika Reich verwandte Methode bibliotheksfachmännisch "weitestgehend nicht zu beanstanden" sei – auch wenn "Teile des Vorgehens nur schwer beurteilbar" seien und "nicht alles in Ordnung gewesen" sei.

Den Vorwurf, dass auch Bände, die vor dem Jahr 1802 erschienen sind und damit nach wie vor dem Freistaat Bayern gehören, weggeworfen worden seien, wies von der Heydte ebenfalls zurück. Sämtliche Bücher mit Erscheinungsjahr vor 1800 seien der Handschriftenabteilung der Unibibliothek zugeführt, dort durchgesehen worden und im Einzelfall über die Aufnahme in den Bestand entschieden worden sei. "Im Prinzip" aber seien "Werke vor 1800 von der ,Aussonderungsaktion nicht betroffen" gewesen, so von der Heydte. Ausschließen wollte von der Heydte dies aber auch nicht: "Es gibt keine Indizien, dafür, dass Bücher mit dem Erscheinungsjahr vor 1800 im Container gelandet sind."

Immerhin aber, so der Kanzler weiter, seien in den Jahren von 2005 bis 2007 insgesamt 42 420 Titel in die Bestände der Bibliothek aufgenommen worden, davon 14 905 mit Erscheinungsjahr vor 1802. Vor 2005, als noch in der Amtszeit von Bibliotheksdirektor Hermann Holzbauer, seien 6420 Werke (vor 1802) in die Bestände aufgenommen worden. Weitere 20 310 Bücher (vor 1802) stünden – unbearbeitet allerdings – noch in Regalen. Und etwa weitere 1000 Bücherkisten, nur oberflächlich durchgesehen, aber alle nach 1802 erschienen, seien noch gelagert. Der Kanzler: "Der Vorwurf, massenweise Kulturgut vernichtet zu haben, trifft einfach nicht zu."

"Von Ausnahmen abgesehen, wurden keine wertvollen Bestände vernichtet – schon gar nicht massenweise", machte auch Präsident Ruprecht Wimmer deutlich. Zwar habe die Universität die Vorkommnisse, die vor einem Jahr bekannt geworden waren "nicht ohne Sorge und Bedauern", verfolgt, das Ergebnis sei zum Glück aber nicht "in apokalyptischem Ausmaß" ausgefallen."

Der vor einem Jahr ebenfalls kritisierte Verkauf einer der Bibliothek geschenkten Plattensammlung des Musikprofessors Helmut Sievers war laut Wimmer und von der Heydte nicht Gegenstand der Untersuchung. Beide räumten ein, es sei "falsch gewesen, die Sammlung so zu veräußern".