Eichstätt
Neues Leben im Jura-Museum

Wiedereröffnung am 9. Januar - KU-Präsidentin nimmt Stadtrat in die Pflicht - Bewerber stellen sich vor

29.11.2019 | Stand 23.09.2023, 9:41 Uhr
  −Foto: Chloupek

Eichstätt (EK) Die Präsidentin der Katholischen Universität (KU), Gabriele Gien, drückt aufs Tempo: Am 9. Januar wird das Eichstätter Jura-Museum unter Trägerschaft der Uni-Stiftung nach einjähriger Schließung wieder eröffnet.

Dabei werden auch die neue Geschäftsführerin und die neue wissenschaftliche Leitung öffentlich vorgestellt. Im Hauptausschuss legte die Uni-Präsidentin den Stadträten am Donnerstagabend einen ambitionierten Zeitplan zur Umstrukturierung des weltbekannten und zuletzt krisengeschüttelten Naturkundemuseums auf der Eichstätter Willibaldsburg dar. Am Freitagvormittag traten dann fünf Bewerberinnen und Bewerber für die Direktorenstelle beim öffentlichen Hearing im Holzersaal der Katholischen Universität an.

Mit dem Besuch im Rathaus wies Gien die Stadträte auch auf deren Teil der Verantwortung für das Jura-Museum hin: Seit Jahrzehnten ist die Anbindung der Willibaldsburg an die Stadt bekanntlich ein ungelöstes Problem, das jetzt wieder Brisanz entwickelt. Denn auf dem Burgareal gibt es aktuell und in den nächsten Jahren umfangreiche Bauarbeiten inklusive einiger baulicher Einschränkungen, schlechter Zufahrten und dem Wegfall sämtlicher Parkplätze. Hier drängte Gien die Stadtverantwortlichen, an einem Shuttlebussystem mitzuwirken - möglichst bis zur Wiedereröffnung. Auch die Zusammenarbeit beim Marketing soll zügig und deutlich verbessert werden.

Gien denkt etwa an ein "Schaufenster des Museums" in der Stadt. "Wir müssen bei der Bevölkerung wieder präsent werden", fordert sie. Seitdem die Stiftung der KU am 1. Juli die Trägerschaft des Jura-Museums übernommen hat, spricht Gien überzeugend vom "Wir", wenn sie das Jura-Museum meint. Und dieses "Wir-Gefühl" will sie im Stadtrat und in der gesamten Stadt wecken. Es gebe viele Dinge, bei denen die Stadt und ihre Bürger mitwirken könnten: "Wir sind für jede finanzielle, ideelle und infrastrukturelle Unterstützung dankbar. "

Deshalb forciert Gien jetzt die Wiedereröffnung, "relativ schnell, auch wenn da optisch noch nicht so viel passiert ist", so Gien. Sie sieht in der Wiedereröffnung am 9. Januar ein "politisches Symbol", danach soll es zügig eine Veranstaltung auch für Schulen geben sowie ein Event, an dem die vielfältigen Anschluss- und Kooperationsmöglichkeiten des Museums an die Katholische Universität dargestellt werden. Es soll zudem verschiedene neue Veranstaltungsformate geben.

Bekanntlich muss das 1976 als Joint Venture zwischen dem Freistaat Bayern und dem Bischöflichen Priesterseminar eröffnete Jura-Museum umfassend saniert und neu konzipiert werden. Gien geht davon aus, dass dieser große Umbau im Museum wohl in vier Jahren aktuell sein wird. Bis dahin und während der dann anstehenden Bauphase soll das Museum möglichst lange geöffnet bleiben.

"Wir stehen vor großen Herausforderungen", sagte Gien und verwies dabei auch auf die "Komplexität der vielen Mitwirkenden, die da mitsprechen" - verschiedene staatliche Stellen, das bischöfliche Priesterseminar als Besitzerin der Sammlungen, die Uni als Trägerin und andere mehr.

Das bestätigte am Freitagvormittag gegenüber unserer Zeitung auch der Generaldirektor der Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns (SNSB), Gerhard Haszprunar: "Wenn wir das Jura-Museum hätten sterben lassen, wäre das einfacher gewesen", sagte er, zeigte sich aber "heilfroh", dass es jetzt so gut vorangehe.

Haszprunar wird auch der Chef der wissenschaftlichen Leitung sein: Patrick Chellouche (39, Kurator der Geowissenschaftlichen Sammlungen im Museum am Schölerberg Osnabrück), Christina Ifrim (45, Privatdozentin für Paläontologie an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg), Evelyn Kustatscher (43, Konservatorin für Paläontologie im Naturkundemuseum Südtirol Bozen), Alexander Nützel (55, kommissarischer Leiter des Jura-Museums) und Frederik Spindler (35, wissenschaftlicher Leiter des Dinoparks Denkendorf) stellten vor Publikum im Holzersaal ihre Forschungsschwerpunkte und ihre Ideen für das Jura-Museum als Forschungs-, Bildungs- und Begegnungseinrichtung vor.

Eine Kommission von SNSB und Uni setzte sich dann noch am Nachmittag für eine zweite wissenschaftliche Runde und eine interne Vorentscheidung zusammen, die dann noch in anderen Gremien - Stichwort "Komplexität der Mitwirkenden" - besprochen wird. Haszprunar und Gien zeigten sich jedoch zuversichtlich, dass sich alle Seiten hier zügig einig werden: "Ich gehe davon aus, dass wir noch zum Christkind eine neue wissenschaftliche Leitung haben", so Haszprunar.
 

Eva Chloupek