Pfaffenhofen
Neuer Kraftakt für die Pfaffenhofener Tafel

Bei der Lebensmittelhilfe treffen steigende Kundenzahlen durch Flüchtlinge auf rückläufige Warenspenden

08.04.2022 | Stand 23.09.2023, 0:38 Uhr
Trotz knappem Warenangebot - hier Tafel-Chefin Anne Bienlein und Hans Kern vom Förderverein vor dem Vorrat an Brot- und Backwaren - unterstützt die Pfaffenhofener Tafel auch eine wachsende Zahl an ukrainischen Flüchtlingen im südlichen Landkreis. −Foto: Kraus

Pfaffenhofen - Mit besorgtem Blick schaut die Tafel Pfaffenhofen auf die kommenden Wochen und Monate: Durch die Ukraineflüchtlinge steigt die Zahl der Menschen, die sie mit Lebensmitteln versorgt, um fast 25 Prozent.

Zugleich wird das Warenangebot knapper. Die Folge: Es müssen mit Hilfe von Spendengeldern zunehmend Lebensmittel zugekauft werden - und die Preise steigen sowieso. Doch die Verantwortlichen stellen klar: "Wir lassen die Leute nicht allein, sondern versorgen sie, so wie es möglich ist. "

"Aktuell haben wir ziemlich viele Kunden", sagt Anne Bienlein, Leiterin der Tafel Pfaffenhofen. Die steigenden Verbraucherpreise machen sich bemerkbar: Auch solche Personen mit Berechtigungsschein, die früher nur sporadisch Lebensmittel geholt haben, kommen nun regelmäßig. Etwa 550 Personen waren es insgesamt bei den Ausgabestellen in Pfaffenhofen, Wolnzach, Rohrbach, Hohenwart und Steinkirchen. Wohlgemerkt vor dem russischen Überfall auf die Ukraine. "Seit zwei Wochen haben wir ein unüberschaubares Zusatzaufkommen", sagt Bienlein mit Blick auf die ukrainischen Flüchtlinge. "Und es werden von Woche zu Woche mehr. " 130 zusätzliche Personen waren es allein in dieser Woche. Für nächste Woche rechnen die Helfer nochmals mit 20 mehr. "Wir mussten am Dienstag schon einige wegschicken und auf den nächsten Tag vertrösten", berichtet Silvia Hiestand vom Leitungsteam der Tafel.

Auch sie berichtet: Die Menge der abgeschriebenen Waren, die der Tafel von Supermärkten und Händlern überlassen werden, nimmt ab - seien es unverkaufte Frischwaren oder konservierte Lebensmittel, die zwar am Mindesthaltbarkeitsdatum kratzen, aber trotzdem noch genießbar sind. Dafür gibt es verschiedene Gründe: Lebensmittel werden in manchen Fällen als Hilfsgüter direkt in die Ukraine geliefert. Auch andere Hilfsorganisationen greifen auf das Warenangebot zu. Und manche bisherige Quelle an Warenspenden ist versiegt.

"Das bekommen auch alle anderen Tafeln um uns herum zu spüren", fasst Hans Kern, Vorsitzender des Fördervereins Tafel Pfaffenhofen, die Lage zusammen. "Wir müssen die Lebensmittel daher auch zukaufen. " Das sei beispielsweise bei Milch oder Käse schon immer so gewesen. Doch die benötigten Mengen steigen - und auch haltbare Waren müssten zunehmend gekauft werden, um die Lebensmittelhilfe sicherzustellen. Insbesondere bei der Milch geht das ins Geld: Allein dafür rechnet die Tafel mit Mehrkosten von 500 bis 1000 Euro pro Monat. Denn unter den ukrainischen Flüchtlingen seien viele Kinder, die versorgt werden müssen. "Und Milch ist allgemein teurer geworden", ergänzt Hiestand, die für die Logistik der Tafel zuständig ist. "Unsere Sorge ist, dass wir immer mehr Lebensmittel zukaufen müssen", sagt Kern und verweist darauf, dass niemand weiß, wie sich die Flüchtlingszahlen weiterentwickeln. Wie viel Geld man brauchen werde, sei nicht absehbar. Doch fest steht auch: Zur Bewältigung wir die Tafel auf Geldspenden angewiesen sein (siehe Kasten oben).

"Das Ganze ist ein logistischer Kraftakt", betont Kern - einer, der den rund 100 Ehrenamtlichen viel Planung und zusätzliches Engagement abverlange. So gibt es beispielsweise momentan einen weiteren Ausgabetermin zusätzlich am Tafelhaus für die Geflüchteten. Dort werden sie registriert und erhalten einen vorläufigen Tafelausweis.

Nicht einfacher wird die Lage dadurch, dass im Pfaffenhofener Tafelhaus Bauarbeiten anstehen: Die alte Kühlzelle wird diesen Monat saniert, eine zweite installiert. "Das ist jetzt schon seit anderthalb Jahren geplant", erklärt der Kern. "Und wir können es auch nicht verschieben", ergänzt Bienlein. Daher muss die Tafel in den letzten beiden Aprilwochen geschlossen bleiben. Bei der letzten Ausgabe vorher, am 13. April, wird es daher mehr haltbare Lebensmittel zur Überbrückung geben.

Um die Lebensmittelhilfe im südlichen Landkreis sicherstellen zu können, helfen der Tafel Pfaffenhofen derzeit Geldspenden am meisten - zum Zukauf von Lebensmitteln wie Milch, Käse und Frischwaren, die schnell für die Lebensmittelausgabe verwendet werden können. "In diesem Zusammenhang sind wir über die bisherigen Zuwendungen von der Koordinierungsstelle der Ukrainehilfe im Landratsamt, vom Verein Familien in Not und durch Einzelspenden sehr dankbar", so die Tafelleitung in einer Mitteilung. Wer die Tafel Pfaffenhofen in der aktuellen Situation direkt unterstützen möchte, kann dies tun mit einer Spende auf das Konto des Fördervereins Tafel Pfaffenhofen e. V. bei der Sparkasse Pfaffenhofen, Iban DE85 7215 1650 0008 1824 53, Stichwort "Lebensmittelhilfe". Spendenbescheinigungen stellt der Förderverein aus.

PK

Michael Kraus