Start der Omikron-Welle
"Neue Phase der Pandemie": So sehen Lauterbach und Wieler die aktuelle Corona-Lage

14.01.2022 | Stand 24.01.2022, 3:36 Uhr
Stellten sich den Fragen der Journalisten bei der Bundespressekonferenz (v.l.): Virologe Christian Drosten, RKI-Chef Lothar Wieler und Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). −Foto: Kay Nietfeld/dpa

Trotz der oftmals milderen Verläufe bei Infektionen mit der Omikron-Variante gibt es keinen Grund zur Entwarnung. Diesen Standpunkt vertritt Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) gemeinsam mit dem Chef des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler.

Deutschland tritt mit der Ausbreitung der Omikron-Variante und den stark steigenden Infektionszahlen nach Ansicht von Wieler in eine "neue Phase der Pandemie" ein. "Die reinen Fallzahlen werden weniger entscheidend sein. Wichtiger ist, wie viele Menschen schwer an Covid-19 erkranken und wie stark das Gesundheitssystem dann belastet sein wird", sagte Wieler am Freitag auf einer Pressekonferenz mit Lauterbach und Virologe Christian Drosten.

Die Pressekonferenz zum Nachlesen finden Sie hier.

Hospitalisierungen steigen trotz milderer Verläufe

Er warnte allerdings auch, selbst wenn Infektionen durch Omikron insgesamt milder verliefen, "durch die Masse an Infektionen müssen wir uns leider darauf einstellen, dass auch die Zahl der Hospitalisierungen und der Todesfälle natürlich wieder steigen wird".

Wieler rief die Bevölkerung erneut dazu auf, sich impfen und boostern zu lassen. "Impfungen verhindern nicht unbedingt eine Ansteckung, das ist wahr. Aber sie sind der beste Schutz vor einem schweren Verlauf." Impfungen würden dabei helfen, einer Überlastung des Gesundheitssystems und aller anderen gesellschaftlichen Systeme vorzubeugen.

Daten aus anderen Ländern nicht auf Deutschland übertragbar

Erkenntnisse über die Gefährlichkeit der Corona-Virusvariante seien nicht eins zu eins auf Deutschland übertragbar, weil die Quote von Ungeimpften unter den Älteren "besonders hoch" sei, sagte Lauterbach am Freitag in Berlin.

Er warne zugleich vor der Idee, dass "wir in Deutschland eine Durchseuchung akzeptieren können". "Die Zahl der Opfer, die wir dann beklagen müssten, ist ungewiss, ist sicherlich zu hoch", sagte Lauterbach. Mit Blick auf die rasante Ausbreitung der Omikron-Variante fügte der Minister hinzu: "Wir kommen jetzt in ein schwieriges Fahrwasser." Es werde notwendig sein, viele infizierte Menschen zu versorgen. Viele Krankenhäuser und Labore würden an die Belastungsgrenze kommen.

Der Bundesrat hat am Freitag den Weg frei gemacht für die neuen Quarantäne-Regeln, die nun von den Ländern umgesetzt werden müssen. Dazu zählt auch, dass in wichtigen Wirtschafts- und Versorgungsbereichen im Falle einer Infektion oder als Kontaktperson ein "Freitesten" nach sieben Tagen durch einen PCR- oder zertifizierten Antigen-Schnelltest möglich ist.

Prioritäten für Mediziner bei PCR-Tests

Lauterbach zufolge soll medizinisches Personal bei den dafür nötigen PCR-Tests Vorrang haben. Er habe veranlasst, dass die Freitestungen der Mitarbeiter aus dem medizinischen Bereich mit einem PCR-Test "priorisiert werden in den Laboren". Damit solle sichergestellt werden, dass diese Beschäftigten den PCR-Test bekommen, "wenn Kapazitäten ausgereizt oder überlastet sind".

Außerdem rechnet Lauterbach mit noch stärker steigenden Corona-Infektionszahlen, setzt aber auf eine Eindämmung durch weitere Alltagsbeschränkungen und mehr Impfungen.

Die Strategie sei, die Omikron-Welle zu verlangsamen und zu strecken und in dieser Zeit so viele Menschen wie möglich mit Auffrischimpfungen zu boostern, sagte der SPD-Politiker am Freitag in Berlin.

"Schwieriges Fahrwasser" in Deutschland

Die Pandemie komme in Deutschland nun "in schwieriges Fahrwasser". Es müssten mehr Menschen mit Infektionen versorgt werden, Krankenhäuser würden stärker belastet werden. Zugleich zeigten die schon geltenden Beschränkungen Wirkung - etwa mit einer längeren Verdoppelungszeit der Infektionszahlen. Hinzu kämen nun noch verschärfte Zugangsregeln auch für Geimpfte und Genesene mit zusätzlichen Tests (2G plus) in der Gastronomie.

Das Ziel sei jetzt, "aus der sonst zu erwartenden steilen Wand der Infektionszahlen möglichst einen Hügel zu machen oder dass die Wand nicht so hoch ist", sagte Lauterbach. Es sei aber ein Sonderproblem in Deutschland, dass es in der besonders gefährdeten Gruppe älterer Menschen viele Ungeimpfte gebe.

afp/dpa