Hilpoltstein
Neue Orgel für die Stadtpfarrkirche

Kirchenverwaltung informiert, dass eine Sanierung nicht möglich ist Kosten des Neubaus betragen mehr als 850 000 Euro

09.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:12 Uhr

Die Orgel der Stadtpfarrkirche kann nicht mehr saniert werden. Ein Firma aus Luzern erhielt den Zuschlag, eine neue zu bauen. - Foto: Bader

Hilpoltstein (HK) Die Orgel der Hilpoltsteiner Stadtpfarrkirche muss dringend saniert werden. Dies wird nach ersten Schätzungen mehr als 850 000 Euro kosten. Um über die geplanten Maßnahmen zu informieren, hat die Kirchenverwaltung am Samstagabend ins Hofmeierhaus eingeladen. Rund 40 Besucher fanden sich dort ein.

Mit dem Zustand der Orgel befasst sich die Kirchenverwaltung der katholischen Pfarrei St. Johannes der Täufer in Hilpoltstein schon seit der Wahl des Gremiums Anfang 2013. Die Orgel wurde zuletzt vor 20 Jahren aufwendig restauriert. Dies stünde jetzt erneut an, um alters- und gebrauchsbedingte Verschleißerscheinungen zu korrigieren. Ein Gutachten erbrachte jedoch, dass die Grundsubstanz der Orgel so sehr in Mitleidenschaft gezogen wurde, dass statt einer Sanierung eine Neuanschaffung empfohlen wurde.

"Die Notwendigkeit des Neubaus wurde von Experten festgestellt", stellte Stadtpfarrer Franz-Josef Gerner am Anfang klar. Er selbst habe vom Organisten zudem die Mitteilung bekommen, dass die Orgel "ziemlich ausgespielt" sei.

"Wir haben eine wunderschöne Kirche, aber die Orgel ist leider desolat", so Gerner weiter. "Eine Orgel hält länger als eine Kirchenrenovierung", erklärte der Stadtpfarrer, aber "jede Generation muss für die Kirche etwas tun und wir nehmen das jetzt in Angriff."

"Unsere Stadtpfarrkirche dürfte bereits vor 1540 mit einer Orgel ausgestattet gewesen sein", sagte anschließend Kirchenpfleger Erich Bergauer, "Aufzeichnungen von 1568 berichten bereits von einer Reparatur des Blasebalgs." Bei der Innenrenovierung der Stadtpfarrkirche 2011 wurden die Turmrenovierung und die Arbeiten an der Orgel ausgespart. "Nun stand für die ab 2013 neu gewählte Kirchenverwaltung die dringende Entscheidung an, ob die alte Orgel wie schon 2001 mit erheblichen Kosten generalüberholt werden sollte." Das Gutachten hätte jedoch gezeigt, dass die Substanz der Orgel zu sehr angegriffen sei. "Die Kirchenverwaltung hat sich deshalb nach eingehenden und kontroversen Diskussionen zu einer Neuanschaffung durchgerungen", sagte der Kirchenpfleger.

Im Jahr 1951 sei mit der Distler-Orgel der Prospekt, also das äußere Erscheinungsbild, um zwei seitliche Flügel erweitert worden, blickte Erich Bergauer zurück. "Jetzt soll auf die ursprünglichen Abmessungen zurückgebaut werden, eine Herausforderung, die offenbar nicht von jedem Orgelbauer gemeistert werden kann." So habe sich die Kirchenverwaltung für die Firma Goll aus Luzern entschieden, die in dem Ruf stehe, qualitativ hochwertige und technisch ausgereifte Instrumente zu bauen und zudem auf die Restaurierung von Kirchenorgeln spezialisiert sei.

"Bei zurückgebautem Prospekt gelingt es der Firma, in den beengten Platzverhältnissen 26 Register und zwei Extensionen auf kompaktem Raum unterzubringen", erklärte der Kirchenpfleger, "einige wenige hölzerne Großpfeifen, Reste aus der alten Bittner-Orgel, können nach der Restaurierung wieder verwendet werden."

Die jetzige Orgel werde 2017 nach Dreikönig abgebaut. Man erhalte von der Firma Goll für die sonst orgelfreie Zeit leihweise ein kleineres Ersatzinstrument. Der Neubau erfolge am Firmensitz in Luzern, die Montage der neuen Pfeifen folge ab Mitte 2017. Dann folge eine Feinabstimmung, so dass das neue Instrument zu Weihnachten 2017 erklingen soll.

Die Kosten für die neue Orgel werden mit 853 000 Euro veranschlagt. Der Zuschuss der Diözese wird sich auf 100 000 Euro belaufen. An öffentlichen Mitteln vom Landesamt für Denkmalpflege, vom Bezirk, Landkreis und der Stadt Hilpoltstein erwartet man 165 000 Euro. Bisher sind 73 500 Euro an Spenden eingegangen. Insgesamt werden 190 000 Euro an Spenden erhofft. Dazu kommen die Mittel der Kirchenstiftung in Höhe von 398 000 Euro.

"Bedauerlicherweise erkennt das Landesamt für Denkmalpflege nach neuestem Schreiben keinen denkmalschützerischen Mehraufwand an", berichtete der Kirchenpfleger. "So fallen zum gegenwärtigen Zeitpunkt wesentliche Teile der eingeplanten öffentlichen Zuschussmittel aus." Man hoffe, dass von den eingeplanten 165 000 Euro an öffentlichen Mitteln wenigstens 40 000 Euro gezahlt werden.

Die Finanzierung sei ein Kraftakt, der nur mit Hilfe aller Beteiligten möglich ist, erklärte Bergauer. Man brauche das Engagement aller, um nicht den nachfolgenden Generationen Belastungen zu hinterlassen. Zu bedenken sei auch, dass noch etliche Aufgaben in nächster Zeit anstehen: So stehe 2017 zum Beispiel eine gründliche Innenreinigung an. Die Turmsanierung einschließlich des Läutwerks dürfte nach bisherigen Schätzungen über 500 000 Euro kosten. Außerdem zeigten sich an der Außenfassade der Kirche Schäden. Die Kosten sind hier noch nicht ermittelt worden. "Erschwerend kommt hinzu, dass die Diözese ab 2016 ihre Zuschussrichtlinien verändert hat, was eine geringere Bezuschussung von Renovierungsmaßnahmen aus Kirchensteuermitteln erwarten lässt", so der Kirchenpfleger.

"Sie dürfen sich auf die neue Orgel freuen", kündigte jedoch der Orgelsachverständige und Regionalkantor Peter Hummel aus Beilngries an. "Sie bekommen ein feines Instrument mit einem weichen, runden Klang, das den Raum auf angenehme Weise füllt."

Abschließend wies Stadtpfarrer Franz-Josef Gerner darauf hin, dass in der Zeit vom 21. bis 30. November die Stadtpfarrkirche Hilpoltstein gesperrt ist, weil in ihr Rundfunkaufnahmen gemacht werden. Deshalb sei auch der Hilpoltsteiner Weihnachtsmarkt auf den zweiten Advent verschoben worden. Zudem gebe es einen Wechsel im Chor: Der bisherige Chorleiter Adolf Müller gebe die Chorleitung an Maria Schmidt ab.