Neue Liebe rostet nicht

28.07.2008 | Stand 03.12.2020, 5:43 Uhr

Fertig: Das weiße VW Käfer Cabrio wird nun mit dem Anhänger zum seinem neuen Besitzer nach Baden-Württemberg gebracht. Zuvor fährt es Georg Memminger noch ein. - Fotos: Obster

Reichertshofen (DK) Ein von der Kriminalpolizei München ausgemusterter VW Standard, Baujahr 1957, war das erste Auto von Georg Memminger. Für 150 DM hat er sich den mausgrauen Käfer bei einer Versteigerung gesichert. "Der hatte noch Seilzugbremsen und fast 500 000 Kilometer drauf", erzählt der 58-jährige Münchner.

Doch das störte den damaligen Betriebswirtschaftsstudenten nicht: Prompt baute er dem Wagen einen Porsche-Motor ein und fuhr ihn noch über drei Jahre, bevor er ihn weiterverkaufte und ihn durch ein gelbes Modell von der Post ersetzte.

Die Vorliebe für das Kultauto ist dem ehemaligen Rennfahrer Georg Memminger auch nach 40 Jahren nicht abhanden gekommen – im Gegenteil: Er hat seine Leidenschaft zum Beruf gemacht. Der Stahlbauer restauriert seit acht Jahren in seinem Betrieb in Reichertshofen (Landkreis Pfaffenhofen) VW-Käfer-Cabrios und -Limousinen 1302/1303 der Baujahre 1970 bis 1979 mit Original- und Reproduktionsteilen. Zudem ist es möglich, sich bei der Memminger Feine-Cabrios & Stahlbau GmbH für den Grundpreis von 45 000 Euro einen Käfer individuell fertigen zu lassen. Etwa ein halbes Jahr dauert es, bis das Auto fertig gebaut und TÜV geprüft ausgeliefert werden kann.

Das kleine Team um Werkstattmeister Georg Memminger Junior und "Altmeister" Ekkehart Schuster arbeitet immer an drei bis vier Fahrzeugen parallel. Schuster hat vor 50 Jahren seine eigene Lehre in einer Käferwerkstatt in Regensburg gemacht und kann daher aus einem jahrelangen Erfahrungsschatz schöpfen. Lackierer und Sattler werden extern beschäftigt. Zusammen restaurieren die Spezialisten jährlich um die 20 Fahrzeuge.

Die Kunden kommen nicht nur aus ganz Deutschland, sondern auch aus Österreich und aus der Schweiz. Angefangen bei Lackierung und Innenausstattung über Verdeck, Felgen und Bereifung bis hin zu Fahrwerk und Motorenbestückung lassen sich die Käfer-Fans dann ihr Traumauto zusammen stellen. "Fast alle kommen bereits mit genauen Vorstellungen. Oft soll der Käfer eines Kunden so sein, wie der, den er früher einmal gefahren hat", weiß Memminger aus Erfahrung.

Aber gutes Aussehen allein reicht heute nicht: "Die Qualitätsstandards sind ganz anders als früher." Memmingers Käfer bestehen aus verzinkten Blechteilen, haben Seitenaufprallschutz und sind mit ABS ausgestattet.

Wird ein altes Modell für die Restauration zerlegt, bleiben als Basis lediglich der Mitteltunnel der Bodengruppe, Frontscheibenrahmen sowie Fragmente der A- und B-Säulen übrig. Auf dieses Käfer-Skelett wird aufgebaut. Ersatzteile, die nicht mehr lieferbar sind, lässt Memminger von deutschen Automobilzulieferbetrieben produzieren, Originalersatzteile sammelt er in seinem riesigen Lager. Zudem ist er immer auf der Suche nach Restbeständen, die er, wenn er fündig wird, aufkauft.

Das exklusivste Cabrio, das Memminger je restauriert hat, kostete den neuen Besitzer 83 000 . "Das hatte aber auch einen Himmel aus Leder, 250 PS und ein Porsche-Fünfganggetriebe", erklärt der Käferliebhaber lächelnd.