Bergheim
Neuausrichtung im Osten

Gemeinderat bewilligt Antrag des Waldorf-Vereins - Kinderbetreuung soll heuer starten

25.01.2022 | Stand 22.09.2023, 23:27 Uhr
Im ehemaligen Betriebsleiterhaus der Besamungsstation könnten bald Kinder nach der Waldorf-Pädagogik betreut werden. Östlich des Gebäude (am rechten Bildrand) dürften nach Gemeinderatsbeschluss Container aufgestellt werden, in denen schon im kommenden Jahr Schulkinder unterrichtet werden könnten. −Foto: S. Hofmann

Bergheim - Ein erster Schritt für eine womöglich besondere Betreuungseinrichtung: Der Gemeinderat Bergheim hat in seiner jüngsten Sitzung am Montagabend einer Nutzungsänderung des ehemaligen Betriebsleiterhauses auf dem Gelände der früheren Besamungsstation mit 10:3 zugestimmt. Dort plant ein Verein die Errichtung eines Waldorfkindergartens, langfristig soll sogar eine Schule mit diesem pädagogischen Ansatz und altersgerechtes Wohnen entstehen. Aus dem Gremium gab es auch kritische Stimmen.

Bevor es an die Tagesordnung ging, richtete sich Bürgermeister Tobias Gensberger (Dorfgemeinschaft) wegen seiner umstrittenen Weihnachtsbotschaft persönlich ans Gremium. Es tue ihm leid, dass es zu so heftigen Irritationen gekommen sei. Weiter habe er seiner schriftlichen Stellungnahme aber nichts hinzuzufügen.

Zeller moniert fehlenden Gesamtplan

Albert Zeller (Dorfgemeinschaft) sah ein grundsätzliches Problem bei diesem Tagesordnungspunkt: Um das ehemalige Betriebsleiterhaus einer neuen Nutzung zuführen zu können, musste der Gemeinderat ein Teilgrundstück aus dem Areal herauslösen. "Das ist Grundstückspickerei", befand Zeller. Das Betriebsleiterhaus sei in seinen Augen momentan nichts wert. Mit einem Beschluss könnte man aber massiven Wert schaffen. Zeller hätte lieber vorher eine Gesamtplanung gesehen. "Das stört mich gewaltig." Bürgermeister Gensberger entgegnete, dass die städtebaulichen Verträge von den neuen Eigentümern des Areals unterzeichnet seien. "Wir überplanen denen kein Wohnhaus. Das wird ein Sondergebiet Kinderbetreuung/Schule." Im Moment bestehe aber noch der Immissionsschutz des Altbestandes, dieser muss für eine anderweitige Nutzung wegfallen.

Was genau die Investoren und der Waldorf-Verein Ingolstadt vorhaben, hatten Gensberger und seine beiden Stellvertreter, Claudia Heinzmann (Bürgergemeinschaft) und Thomas Bauer (Dorfgemeinschaft), vorher berichtet. In den vergangenen beiden Jahren hat sich das Trio mehrmals mit den Investoren getroffen. Über den Vorschlag einer Waldorf-Einrichtung sei man anfangs auch überrascht gewesen. Gensberger berichtete, dass der Waldorf-Verein Ingolstadt schon seit Jahren nach Erweiterungsmöglichkeiten suche, in der Region sei es aber anscheinend immer an den Grundstücken gescheitert. Kurzfristiges Ziel des Vereins ist es, im früheren Betriebsleiterhaus ab September eine Großtagespflege zu errichten, ab 2023 sollen dann auch Schulklassen dort einziehen - das Gemeindeoberhaupt zweifelte aber daran, ob dieser Zeitplan zu halten ist.

Wunsch nach mehr Information wird deutlich

Der Bürgermeister und seine Stellvertreter berichteten, dass sie bei den Treffen immer den Wunsch der Gemeinde nach "Wohnen im Alter" auf diesem Areal herausgestellt hatten. Beim Waldorf-Verein und den Investoren sei man "auf offene Ohren" gestoßen. Durch den Grundsatz der Pädagogik sei diese Verzahnung von Anfang an möglich. "Es brennt eine kleine Flamme", sagte Gensberger schließlich. Es brauche nun die Zwischenlösung in Form des Beschlusses, damit der Waldorf-Verein vorab loslegen kann.

"Mir wäre lieber, wenn wir warten, bis wir den ganzen Plan haben", meinte Zeller. Markus Faigl (CSU) zeigte sich ebenfalls kritisch: "Ob sich Wohnen im Alter und Schule so verbinden lassen? Das Stelle ich in Frage", sagte er und betonte auch, dass er eine Konkurrenz zum eigenen Kindergarten und zur eigenen Schule sieht.

Für Gerhard Hörmann (CSU) sei das Vorhaben "grundsätzlich nicht zu verneinen". Zweifel habe er aber am Argument, dass der Verein Probleme mit der Grundstücksfindung habe. "Steckt da nicht doch was dahinter, was auf Ablehnung stößt?" Vize-Bürgermeisterin Heinzmann berichtete, dass der Verein stets die Grundstückspreise in Ingolstadt und Umland als Hinderungsgrund für eine Erweiterung dort angegeben habe. Bauer sprach sich deutlich für das Vorhaben aus: "Jung und Alt zusammen, diese Kombination ist genial", meinte der Dritte Bürgermeister.

Letztlich stimmten Faigl, Zeller und Engelbert Winter (Dorfgemeinschaft) gegen die Nutzungsänderung. Der Beschluss sieht zudem vor, dass neben dem Wohnhaus Container aufgestellt werden dürfen, die zu Beginn die Schulklassen beherbergen können.

DK

Sebastian Hofmann