stadtgeflüster
Nein, wir arbeiten nicht bei Audi

30.07.2019 | Stand 02.12.2020, 13:23 Uhr

(tjs) So gerne wir uns in die tägliche Recherche stürzen und in die Tasten hauen, damit die Zeitung auch morgen wieder ohne weiße Seite erscheint - im Urlaub wollen wir doch einmal abschalten.

Erst kürzlich versicherten wir einem Kollegen, dass wir der Entspannung wegen die Redaktion komplett vergessen können, sobald die Tür am letzten Arbeitstag hinter uns zugefallen ist. "Das würde ich auch gerne können", seufzte dieser.

Dabei machen es einem die Kollegen gar nicht so einfach. Vor allem, wenn man die Ferien daheim verbringt und ihnen in Ingolstadt - angeblich eine Großstadt - ständig über den Weg läuft. Bitte nicht falsch verstehen, die ausgiebigen Unterhaltungen am Bürgerfest, im Freilichttheater oder beim Taktraum-Festival haben wir ehrlich genossen. Für derartige Begegnungen sind solche Feste ja auch da. Sobald die Gespräche aber in Richtung Büro gingen, sagten wir: "Ach, darüber können wir doch in einer Woche reden. " Wir hoffen mal, dass uns das niemand übel genommen hat.

Dann also doch lieber ein paar Tage wegfahren. Wir haben uns heuer einen alpinen Traum erfüllt und die Zugspitze durch das Höllental erklommen. Eine kräftezehrende Angelegenheit, die garantiert keinen Gedanken an den Alltag zulässt. Naja, fast: Wir standen auf dem Gletscher und sammelten Mut, um die Randkluft zur nächsten Felswand zu überwinden, als uns ein weiterer Bergsteiger einholte und wissen wollte, wo wir leben. "Arbeitet ihr etwa bei Audi? ", lautete die Frage, die fast immer kommt, sobald wir uns als Ingolstädter outen. Dass wir das - oh Wunder - eben nicht tun und unter 45000 Audianern nicht einmal DEN einen seiner Freunde kannten, enttäuschte den Mann sogar, sodass er weiterkletterte.

In diesem Moment auf dem Höllentalferner kamen uns dann doch ganz kurz wieder die lieben Kollegen in den Sinn, von denen wir garantiert jeden wenigstens beim Namen kennen. Das schätzen wir sehr. Da tat es uns fast ein bisschen Leid, dass sie an ihren Schreibtischen schwitzen mussten, während wir dem Gipfel entgegenkraxelten. Was davon schlimmer ist, ist aber vermutlich Ansichtssache.