Mörnsheim
Nachdenklich und grotesk

"Klingendes Denkmal" mit Andreas Rüsing, Elmar Vogt und Karin Schubert in Mörnsheim zu Gast

05.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:25 Uhr
Viele "Schlaglichter der Geschichte Mörnsheims zwischen Gänsehaut und Humor" bot das Quartett um Andreas und Gitte Rüsing, Karin Schubert und Tamas Mester am Sonntag im Haus des Gastes in Mörnsheim. −Foto: Foto: Mayer

Mörnsheim (EK) 1100 Jahre Mörnsheim: Bisher wurde dieses Jubiläum aus vielerlei Perspektiven behandelt.

Was aber fehlte, war die die musikalische Komponente. Und diese gab es nun.

Mit dem Titel "Klingendes Denkmal" klinkte sich das Konzept und die Konzertreihe von Andreas Rüsing in die wechselvolle, aber nicht minder spannende und reizvolle Geschichte des kleinen Gailachortes ein. Mit der unter Schirmherrschaft von Bundestagsabgeordnetem Reinhard Brandl stehenden Konzertreihe, die Natur- und Baudenkmäler musikalisch in Szene setzt, präsentierte sich das Ensemble rund um den Veranstalter nun im Haus des Gastes, um "Mörnsheim seine Aufwartung zu machen". Das Bayerische Wissenschaftsministerium, der Bezirk Oberbayern und auch die Lokale Aktionsgruppe Donau-Altmühl fördern das Projekt.

Man durfte sehr gespannt sein, was das Publikum erwartet. Angekündigt waren "Schlaglichter der Geschichte Mörnsheims zwischen Gänsehaut und Humor" mit besonderem Fokus auf die Ortsgeschichte. Und diese kam immer wieder ins Blickfeld während des abwechslungsreichen wie auch sehr unterhaltsamen Programms, das sich Andreas Rüsing und Autor Elmar Vogt ausgedacht hatten.

Schlaglichtartig tauchte man zunächst in die Entstehungsgeschichte von Mörnsheim ein. Man merkte, dass sich die Initiatoren mit der Geschichte intensiv beschäftigt hatten. Sonst hätten sie nicht gewusst, dass der Ort Mühlheim schon entstanden war, bevor Mörnsheim ins Licht der Geschichte eintauchte. Immer wieder sind es auch Spekulationen und Hypothesen, die sich wie ein roter Faden durch das Konzert ziehen.

So werden Szenen gespielt, die sich vor 100 oder 50 Jahren hätten zutragen können. Diese sind allerdings in humorvolle, teilweise nachdenkliche, dann wieder groteske Szenen gekleidet. Als das passive und aktive Wahlrecht für die Frauen eingeführt wird, werden die Frauen rebellisch und rufen unisono: "Raus mit den Männern aus dem Reichstag/Landtag. Wir sind die Kämpfer für das Frauenrecht. " Emanzipation begann eben schon vor 100 Jahren.

Die Bühnenshow wurde untermalt von passenden und inhaltlich angepassten Songs aus weltbekannten und populären Musicals. "Ich gehör' nur mir" donnerte hier Karin Schubert, ansonsten Frontfrau der Frankenschau aktuell, die seit 1994 die Regionalzeit moderiert, und mit ihrer theatralischen und glänzenden bühnengerechten Präsenz die Zuschauer in ihren Bann zieht.

Nicht zuletzt strahlt das Musical auch deshalb, weil immer wieder lokale Anspielungen erfolgen, als beispielsweise ein GI-Soldat, feinfühlig, gefühl- und seelenvoll, fast zärtlich brutal einen Brief aus Mörnsheim an seine Mutter in die amerikanische Heimat gerichtet, vorträgt. Tamas Mester glänzt in dieser Rolle hier besonders eindrucksvoll.

Es werden nicht nur die politischen Hauptplätze belegt. Im Gegenteil: Andreas Rüsing, hat sich bewusst Nebenkriegsschauplätze ausgewählt, die Bayern und seine Menschen in ihrer Eigenart charakterisieren: "Der Bayer ist immer ein gemütlicher Mensch, ab und zu ein wenig hinterfotzig, net aufs Maul gefallen, ein rechter Hundskrüppel, wenn man ehrlich ist, und streitet er, wenn man ihm ein wenig blöd kommt. " Aber deshalb habe ihnen Demeter, griechische Göttin der Fruchtbarkeit, die schöne Landschaft gegeben. Das ist das Einzige, was ihn daheim hält, "denn sonst würden die Bayern die Welt noch überrennen". Und schließlich erklingt jener Song von Gitti Rüsing, der die Musical-Welt begeistert hat: "Memory" aus dem Musical "Cats". Reminiszenzen an eine gute alte Zeit, an eine bessere Zeit?

Es obliegt dem Zuschauer sich bei vielen Szenen sein eigenes Urteil zu bilden. So auch am Ende, als die aktuelle Flüchtlingsproblematik thematisiert wird. "Lass uns doch einfach lernen", findet das Musical einen vornehmlichen wie auch wegweisenden Schlussgedanken, dem nichts hinzuzufügen ist.

Der ständige Wechsel der Rollen, die unterschiedlichen Genres, die das Musical auf Kleinkunstbühnen bietet, machen es sehens- und hörenswert und man darf hoffen, dass sich dieses Kabarett-Wagnis noch vieler Zuschauer erfreut.

Edgar Mayer