"Mythos Burg" mit dem Dollnsteiner Schatz

09.02.2010 | Stand 03.12.2020, 4:16 Uhr

Die Hendleinspfennige geben Auskunft über die Wirtschaftsströme ins Altmühltal. Eine intensive Beziehung scheint zum fränkischen Raum bestanden zu haben. ? Arch - fotos: baj

München/Dollnstein (DK) Es war ein Sensationsfund, der Ende 2007 im Zuge von Ausgrabungen in der Burg Dollnstein zum Vorschein kam: Ein Münzschatz, der viele Geheimnisse zu bergen schien. Einige davon sind nun gelöst. Heute wird der Schatz in Teilen nach Dollnstein geholt – vorübergehend.

Reiner Tredt, mit der Konzeptionsplanung für das künftige Altmühlzentrum in der Burg Dollnstein beauftragt, und die Architektin Lisa Feulner werden heute nach München fahren, in die Staatliche Münzsammlung, die Silbermünzen in Augenschein nehmen und voraussichtlich auch nach Dollnstein mitbringen.

Wie Tredt sagte, ist eine Ausstellung in der Marktgemeinde geplant, deren Termin allerdings noch nicht feststeht. Allzu lange kann der Schatz allerdings nicht in Dollnsteins Mauern weilen, denn er wird für eine Ausstellung im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg benötigt. Die Ausstellung trägt den Titel "Mythos Burg"; Eröffnung ist am 8. Juli. Die Bedeutung des Fundes von der Altmühl wird in Nürnberg als sehr hoch eingeschätzt. Professor Dr. Ulrich Großmann, der Generaldirektor des Germanischen Nationalmuseums: "Wir haben etwa 650 Ausstellungsstücke in ,Mythos Burg’. 50 davon würde ich als Höhepunkte bezeichnen, und den Dollnsteiner Fund würde ich hier dazuzählen." "Das ist schon rein materiell ein wertvoller Fund, den macht man nicht alle Tage", schloss Großmann. Um es weiter zu verdeutlichen: Die Ausstellung zeigt Leihgaben von den USA bis Polen; auch ein Stück aus dem Louvre in Paris ist dabei.

Der Schatz besteht unter anderem aus rund 3700 Münzen, die ursprünglich zu einem Klumpen zusammengebacken waren. Jetzt kleben nur noch etwa 30 Münzen zusammen, die noch im Säurebad liegen, wie Dr. Martin Hirsch, Referent für Münzen des Mittelalters an der Staatlichen Münzsammlung, schildert. Der überwiegende Teil besteht aus so genannten Hendlein-Pfennigen, die so heißen, weil eine Hand sie ziert. Nach Hirschs Ausführungen können sie etwa auf die Jahre um 1360 datiert werden. Beispielsweise finden sich auf Münzen die Buchstaben "V" oder "D". Es gibt einen Erlass Kaiser Karls IV., nach dem die Münzprägeanstalten aufgefordert werden, ihr Zeichen auf die Pfennige aufzuprägen. Dieser Erlass datiert von 1356. Wofür "V" und "D" stehen, ist unklar. "Es wäre vermessen, sie Ulm und Dillingen zuzuordnen", erklärt der Numismatiker. Im Schatz findet sich ferner eine Anzahl Würzburger Pfennige, die vom Bischof Albrecht II. von Hohenlohe, geprägt wurden. Auch sie datieren um das Jahr 1360. Hendlein-Pfennige sind keineswegs etwas Ungewöhnliches. Sie wurden vom 12. bis ins 14. Jahrhundert geprägt. Aber der Münzschatz lässt Schlüsse auf die damaligen Geld- und Wirtschaftsströme zu. Der Anteil an altbayerischen Münzen am Dollnsteiner Hort ist verschwindend gering. Gerade mal ein Pfennig aus Regensburg findet sich, und auch sonst sind es aus Altbayern nur eine Hand voll Münzen. Dafür gibt es einen starken fränkischen Bezug, zu Würzburg und "ein bisschen auch zu Bamberg", wie Hirsch ausführte.

Neben den Münzen kamen auch einige Buchstaben zum Vorschein, die zunächst als Beschläge für ein Evangeliar gedeutet wurden. Aller Voraussicht nach handelt es sich aber um Kleidungsschmuck.

Nachdem sich der Schatz ausgerechnet im geplanten Eröffnungsjahr des Altmühlzentrums außerhalb befindet, hatte dem Vernehmen nach das Germanische Nationalmuseum in Aussicht gestellt, eine Replik anzufertigen. Das bestätigte auch Professor Großmann. Dollnstein bekomme eine Nachbildung des Tongefäßes, in dem der Schatz gefunden wurde. Das kann die Gemeinde dann im Altmühlzentrum zeigen. Im Übrigen, so Großmann weiter, werden für die Nürnberger Ausstellung wohl nicht sämtliche Münzen gebraucht.