Schrobenhausen
Mutig kombiniert, genial gespielt

Beginn der Pavillonkonzerte mit drei begnadeten Kammermusikern und einem herausragenden Saxofonisten

31.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:07 Uhr

Lieder ohne Worte, aber dafür mit Saxofon: Elliot Riley, Oksana Sebova, Agata Riley und Marie-Therese Daubner boten mit Beethovenschen Volksliedbearbeitungen einen Auftakt der Pavillonkonzerte nach Maß. - Foto: Erdle

Schrobenhausen (SZ) Die neue Reihe der Pavillonkonzerte wurde am Freitagabend mit einem Kammerkonzert eröffnet - ein Abend mit vollem Haus, der alle Facetten des Altsaxofons ins beste Licht rückte.

In seiner kurzen Einleitung hob Kultur- und (Musik)Schulreferent Klaus Englert die beiden Säulen der Pavillonkonzerte hervor und dankte Musikschulleiter Rainer Maier für das stets abwechslungsreiche Programm. Der ausverkaufte Saal war dafür bester Beleg.

Dann aber gehörte die Bühne den vier Musikern, oder genauer: einem Musiker, Elliot Riley. Riley ist seit 2001 Mitglied des Raschèr Saxophone Quartets. Unter den zahlreichen Saxofonensembles weltweit ist dessen Stellung vergleichbar mit Schrobenhausens Bedeutung für den Spargel: ganz weit vorne. Stand die Qualität dieses Künstlers damit außer Frage, war man dennoch erstaunt, über welche Palette an Schattierungen, dynamischer Interpretation und intensiver Tonqualität auch im Pianissimo-Bereich, wie etwa in Henk Badings "La Malinconia" von 1949, Riley verfügt.

Nicht ganz überraschend applaudierte das Publikum spontan nach den übermütig vitalen Sechzehntel-Ketten der "Scaramouche-Suite" von Darius Milhaud.

Der 1939 von dem Italo-Amerikaner Paul Creston komponierten Saxofonsonate "Op. 19" ist leicht anzuhören, warum sie seit je ein Standardwerk im Repertoire bildet: Das knapp viertelstündige Werk zeichnet sich durch einen modernen - aber nicht zu modernen - Tonfall, starke Chromatik und durchweg jazzig-rhythmische Anlage aus. Das Saxofon kann sich auch in kantablem Legato, wie dem melancholischen zweiten Satz im Fünfvierteltakt, glänzen, und wer bislang nicht wusste, was eine Synkope ist, erkennt es spätestens im rondoartigen letzten Satz. Der von Creston fast symphonisch angelegte Klavierpart war bei Pianistin Oksana Sebova in besten Händen, insbesondere im ersten Satz erwies sich Sebova am Flügel als wahre Akkordarbeiterin. Durchweg gelang ihr die schwierige Balance von stützender Begleitung des Soloinstruments und eigenständiger, doch nicht dominanter Gestaltung der Klavierstimme hervorragend.

Wenn Musiker im Konzert ein Stück erläutern, handelt es sich meistens um moderne Musik; so auch hier, als Riley seine geplante Achterbahnfahrt mit Luis de Pablos hochvirtuosem "Oculto" ankündigte. Der 1930 geborene Spanier de Pablo, der in den 1970er-Jahren auch einige Carlos-Saura-Filme vertonte, sei zunächst Jurist gewesen, bevor er "zum anständigen Beruf des Komponisten" wechselte, so Riley. Sein etwa siebenminütiges Stück ist in jedem Fall ein gar erstaunliches Kompendium der denkbaren spieltechnischen Schwierigkeiten und Möglichkeiten für Saxofon solo - und für Elliot Riley.

Als gleichermaßen eindrucksvolles Intermezzo präsentierte Agata Riley die "Danse Espagnole" von Manuel de Falla als das von Fritz Kreisler arrangierte Violin-Kabinettstück, rhythmisch-markant und mit spanisch angerauter Virtuosität blieb sie den geforderten Flageolett-, Doppelgriff- und Staccatopassagen, nichts an spanischem Flair schuldig.

Schuld am letzten, klassischsten - und vordergründig schönsten - Programmblock war ein Beamter: der Schotte George Thomson, der erst bei Haydn, später bei Beethoven, eine Vielzahl an Bearbeitungen von Volksliedern seiner Heimat für Singstimme - hier: Saxofon - und Klaviertrio in Auftrag gab. Komplettiert um Marie-Therese Daubner am klangvollen Cello zeigten sich die vier Künstler des Abends energisch in den schnellen und expressiv in den langsamen Passagen, gemeinsam wurde phrasiert und gestaltet, dass es nur so ein Vergnügen war. Das begeisterte Publikum erklatschte sich eine weitere Beethoven-Lied-Zugabe - knapp 150 weitere hätte es noch gegeben.