Nürnberg
Musikpionier Sonny Hennig ist tot

Ende der 60er als Erster Rockmusik mit deutschen Texten gemacht

21.08.2019 | Stand 23.09.2023, 8:16 Uhr
Kurz vor einem Auftritt in der Zabo-Linde: Sonny Hennig (links) mit Ernst Schultz. −Foto: Hertlein

Nürnberg (HK) Die fränkische Musik-Szene trauert um ein Idol.

Der Deutsch-Rock-Pionier Sonny Hennig, neben Ernst Schultz Mitbegründer der Nürnberger Kultband Ihre Kinder, ist nach längerer Krankheit im Alter von 73 gestorben. Hennig war zudem als Radiomoderator (Radio Luxemburg, Radio Gong) tätig und schilderte sein bewegtes Musikerleben in der Biografie "Rockmans Erzählungen".

Hennig war populär, kauzig, bisweilen schnoddrig und mit besonderem Charme ausgestattet, den man mochte - oder nicht. Zusammen mit Ernst Schultz war er so etwas wie die fränkische Antwort auf Mick Jagger/Keith Richards von den Rolling Stones. Hennig/Schultz galten als die Erfinder des Deutschrocks.

Dieser Gedanke, deutsche Texte in die Welt hinauszuschicken, kam Hennig bei einem New-York-Besuch - nicht in Johannis, Gostenhof oder sonst wo in Nürnberg. Aber Deutschrock startete in Nürnberg, die Vorreiter und Taufpaten von Udo Lindenberg und Ton Steine Scherben waren Sonny und Ernst. Kennengelernt hatten sich beide bei einer Klassenfahrt nach dem Abitur in Paris.

Frankens Veranstalter-Ikone Peter Harasim: "Mit Ihre Kinder schrieb Hennig Rockgeschichte, sein Solo-Album ?Tränengas' fand ich schlichtweg genial. " Tatsächlich seien Ihre Kinder hierzulande die Ersten gewesen, die mit Rockmusik hervorragende deutsche Texten transportieren konnten.

Kabarettist und Weggefährte Bernd Regenauer schickte einen persönlichem Nachruf via Facebook: "Ach Sonny, du kauziger liebenswerter Querkopf. . . und wir dachten doch immer, wir bleiben ewig. Jetzt gehst du einfach so. "

Ernst Schultz und Sonny Hennig entstammen der Nürnberger Band Jonah & The Wales, diese wurde finanziert von Jonas Porst, Sohn des Foto-Unternehmers Hansheinz Porst. 1968 gründeten Hennig und Porst dann Ihre Kinder. Porst trat für Ihre Kinder als Finanzier und Produzent auf, später gab es allerdings einen Rechtsstreit zwischen den beiden, als es um die Namensrechte für Ihre Kinder ging.

Mit ihrem Deutschrock fanden Ihre Kinder Gnade vor Udo Lindenberg, der Deutschrock kultivierte und kommerziell zu internationalem Ruhm und Aufstieg verhalf. 1977 sollten Ihre Kinder im Vorprogramm einer Lindenberg-Tour auftreten, aber es klappte nicht. Udo ganz oben, Hennig kommerziell am Boden mit seiner Combo. Im übertragenden Sinn der Plattentitel "Leere Hände".

Immerhin: Das vierte Werk der fränkischen Combo wurde in Jeans-Stoff verpackt und vertrieben. Heute ist es ein Sammlerstück. Mit Radio Gong und Partner Danny Keck servierte Hennig mehr als zwei Jahrzehnte sehr populär "Rock Zock". "Eine tierische Rock-Sendung", schwärmt Harasim.

Überregionale Beachtung fanden Hennig und die Kinder auch - und das ziemlich spektakulär: Am 19. Dezember 1970 traten sie in der Rhein-Main-Halle in Wiesbaden im Showblock von "Wünsch Dir was" auf. Im Wechsel mit den legendären Bee Gees präsentierten sie "Leere Hände". Hennig erinnerte sich: "Es kam zu wütenden Zuschauerprotesten". Nach der Trennung 1973 kamen Hennig und Co zwischen 1982 und 84 nochmals in Originalbesetzung zusammen, es entstanden Werke wie "Live'82" und "Heute".
 

Matthias Hertlein