Riedenburg
"Musik ist der stärkste Gottesbeweis"

Schauspielkomponist und Musikprofessor: Heinz Winbeck wird heute 70 Jahre alt

10.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:13 Uhr

Heinz Winbeck. - Foto: Erl

Riedenburg (DK) "Heinz Winbeck ist ein ungewöhnlicher Fall", schrieb ein weltweit führender Musik- und Medienverlag über den Komponisten, Musikprofessor, der heute seinen 70. Geburtstag feiert. Das Wort "feiert" ist dabei übertrieben, denn Winbeck ist ein bescheidener Mensch geblieben. "Mir geht es gut, ich wünsche mir nichts zu meinem Geburtstag. Ich habe alles, was ich brauche", sagt er. Der Schöpfer von fünf groß angelegten Sinfonien, Vokalkompositionen und Kammermusikstücken lebt seit vielen Jahren in Schambach bei Riedenburg.

"Mit 70 denke ich in erster Linie nach vorne, das Leben ist sehr begrenzt und die verfügbare Zeit wird immer kürzer", sagt er. Er liest sehr viel, vor allem naturwissenschaftliche und philosophische Literatur und über Grenzfragen der Religion. "Ich bin auf der Suche nach der letzten Frage. Die wenn ich wüsste, dann wüsste ich vielleicht auch die Antwort", verrät er über die Triebfeder, die sich in seinen Werken und seinem Tun widerspiegelt. Worüber man nicht reden könne, das müsse man komponieren. Musik sei eine Sprache, die universell wirkt. "In allen meinen Sinfonien geht es um Leben, Liebe, Tod, Gott und die Frage, woher kommen wir, und wohin gehen wir. Musik ist ein Gottesbeweis - der stärkste, den ich kenne."

Seine Faszination für Musik und seine Begabung hat der Sohn einer armen Arbeiterfamilie aus Piflas bei Landshut früh gespürt. Im Alter von vier Jahren eröffnete er sich selbst die Welt der Schrift. "Ich hatte kein Spielzeug, um mich zu beschäftigen, brachte ich mir das Lesen und das Notenschreiben bei", erinnert er sich.

Zwei Pfarrer haben ihn zur Musik gebracht. Der eine führte ihn als Ministrant zum Orgelspiel und zur Chorleitung. Der andere überfuhr ihn mit dem Motorrad. Vom Schmerzensgeld kaufte die Mutter trotz finanzieller Not ein Klavier. Es steht noch heute im Pfarrhof von Schambach. Eine Partitur seiner 4. Sinfonie legte er der Mutter mit ins Grab. "Ich bin dankbar für diese Zeit der Armut. Mit diesem Wissen bleibt man erdverbunden."

Winbeck begann seine Ausbildung 1964 am Richard-Strauss-Konservatorium in München und studierte ab 1967 an der Musikhochschule München. Von 1974 bis 1978 war er als Schauspielkomponist und Kapellmeister am Stadttheater Ingolstadt und bei den Luisenburg-Festspielen tätig. Ab 1980 übernahm er einen Lehrauftrag an der Münchner Musikhochschule, 1988 folgte die Berufung als Professor für Komposition an die Hochschule für Musik Würzburg. Neben vielen anderen Ehrungen wurde Winbeck 2012 in die Bayerische Akademie der schönen Künste aufgenommen. Die ersten drei Sinfonien schrieb er ab 1983 im Zeitraum von nur sechs Jahren auf Papier nieder - in seinem Kopf waren sie ohnehin takt- und notengenau fertig. Die beiden anderen großen Werke folgten 1993 und 2010. Es ist Musik, wie er sie selbst hören wollte. Nach seiner Überzeugung muss moderne klassische Komposition den Bezug zur Tradition haben und dabei nach vorne gehen. In seiner Lehrtätigkeit blieb kaum Zeit für das eigene Schaffen. "Ich bereue meine Entscheidung nicht. Die Lehrtätigkeit hat mir das Leben in Schambach ermöglicht, und es war mir immer wichtig, dass die Werke meiner Studenten aufgeführt werden", sagt er.

Die Klänge aus Werken von Mahler, Bruckner und anderen gehören für ihn zum täglichen Leben. "Wenn ich irgendwann das Gefühl dazu habe, komponiere ich wieder. Im Moment ist die Zeit aber so furchtbar, dass es mir sogar die musikalische Sprache verschlägt."

Der Bayerische Rundfunk bringt heute Abend in B4-Klassik um 22.05 Uhr und zwei Stunden später auf Bayern2 Beiträge zum Geburtstag von Heinz Winbeck.