"München ist Metal"

Five Finger Death Punch mit harten Hymnen in der Olympiahalle

11.02.2020 | Stand 23.09.2023, 10:32 Uhr
SängerIvan "Ghost" Moody von Five Finger Death Punch. −Foto: Prager

München - "Wir waren nicht sicher, wie viele Leute wegen des Sturms überhaupt kommen würden", zeigt sich Dave Mustaine von Megadeth erfreut über die ausverkaufte Olympiahalle.

Und hat auch gleich mit "München ist Metal" die passende Erklärung parat. Ob er damit nun recht hat oder nicht, lassen wir mal dahingestellt. Zumindest ist die oberbayerische Landeshauptstadt ein echtes MetalMekka, was die Anzahl der härteren Musikveranstaltungen angeht. Nach Behemoth und Slipknot am Vortag stehen heute gleich drei Bands unterschiedlichster Heavy-Couleur auf der Bühne.

Den Anfang macht die Modern-Metal-Formation Bad Wolves. Der Sound der Truppe aus Los Angeles ist ebenso muskulös wie ihr athletischer Sänger. Allerdings auch etwas matschig und stilistisch leicht richtungslos, findet aber durchaus Anklang in der prall gefüllten Arena. Um 20 Uhr ist es Zeit für eine echte Genrelegende. Megadeth, die zusammen mit Metallica, Slayer und Anthrax zu den sogenannten "Big Four" des Thrash-Metal zählen, geben sich die Ehre. Bleiben aber aufgrund klanglicher und kurzfristiger technischer Probleme etwas hinter den hohen Erwartungen zurück. Instrumental liefert die Truppe um den eben erst von seinem Kehlkopfkrebs geheilten Sänger und Gitarristen Dave Mustaine zwar souverän ab, stimmlich ist der Frontmann aber verständlicherweise noch nicht wieder der Alte. Das Schneidende und Fiese in seinem Gesang, das Klassiker wie "Symhony Of Destruction" aus dem Jahr 1992 so bedeutend gemacht hat, fehlt. Und auch eine gewisse Heiserkeit ist bei den wenigen Ansagen nicht zu überhören. Ob deshalb das Set gegenüber der Show in Oberhausen vor ein paar Tagen leicht gekürzt wird? Dennoch zeigen sich Mustaine und die versammelte Meute am Ende froh über den Auftritt.

Der Headliner des Abends Five Finger Death Punch hat dann weder mit der Qualität des Sounds noch der Vokalwucht des Sängers zu kämpfen. Die Kalifornier zimmern unter einem gigantischen, von der Decke hängenden Schädel mit gekreuzten Baseballschlägern ein richtiges Brett auf die Bühne. Nummern wie "Lift Me Up" und "Wash It All Away" haben Druck und Dynamik. Die Arena tobt, das Bier spritzt und die Heavy-Fans tanzen ausgelassen. Die harten Hymnen, darunter auch ein starkes Cover des Songs "Bad Company" der gleichnamigen Classic-Rock-Band aus den 70ern funktionieren prächtig. Sänger Ivan "Ghost" Moody hat das Publikum im Griff. Vorwerfen kann man ihm eventuell nur die etwas floskelhaften Song-Einleitungen und die mit lindgrüner Baggy Pants und weiten wechselnden Oberteilen etwas fragwürdigen Outfits. Megadeth waren noch alle oldschool in schwarzen Röhrenjeans und passenden Shirts aufgetreten. Aber letztlich geht es ja nicht um Mode, sondern um Metal. Und die Groove- und Alternative-Variante beherrschen Five Finger Death Punch gut. Untermalt von einer mächtigen Lightshow mit Flammen- und Laserfächern, liefert der Power-Fünfer eine erfreulicherweise ziemlich analoge, klassische Metalshow ab. Keine übergroßen, ablenkenden Leinwände, nur erprobte Effekte wie Pyros und Glitzerkonfetti. München ist Metal? Heute war es auf jeden Fall so.

DK

Martin Buchenberger