Pfaffenhofen (PK) Auf den Fußballplätzen in der Region ist er seit Jahren ein bekanntes Gesicht: Nico Seepe spielt für den ST Scheyern, ist zudem Co-Trainer. Doch auch außerhalb des Spielfelds hat der 25-jährige Pfaffenhofener sein Glück im Fußball gefunden: Als Kommentator berichtet er unter anderem für Sport1, DAZN und das ZDF – von der 2. Bundesliga bis zur WM-Qualifikation.
Er grätscht, er ackert. Er zieht Fäden, gibt Anweisungen und versucht, mit seinen Pässen, das Spiel zu ordnen. Unter anderem dafür ist Nico Seepe auf den Fußballplätzen der Region bekannt. Seit sieben Jahren läuft er für den ST Scheyern, den er bereits im dritten Jahr als Co-Trainer betreut, auf. Auch außerhalb des Platzes ist Seepe mittlerweile bekannt. Nicht für seine Grätschen oder Pässe und wahrscheinlich nicht mit seinem Namen. Noch nicht. Doch wer mit dem Pfaffenhofener spricht, kommt eventuell ins Stutzen. Seine angenehm ruhige und tiefe Stimme könnte dem einen oder anderen bekannt sein: Seepe arbeitet seit 2013 als Fußballkommentator und pendelt so bald von der Kreisliga auf und der Champions League neben dem Platz.
„Ja, es ist doch ganz gut gelaufen in den vergangenen Jahren“, gibt Seepe zu, wenn er seine Stationen der vergangenen Jahre durchgeht. In Hamburg geboren, landete er nach der Zwischenstation Unterschleißheim mit seiner Familie in Pfaffenhofen. Nach seiner Zeit auf dem Schyren-Gymnasium absolvierte er auf der FOS das Fachabitur. Seine Fußballkarriere begann derweil schon früh, in den Jugendteams in Hettenshausen, Pfaffenhofen und Scheyern. „Es war immer klar, dass ich im Fußball bleiben will“, sagt er. Zwar war er Teil von verschiedensten Auswahlmannschaften des DFB, doch irgendwann musste er sich eingestehen: „Das Talent reichte eben doch nicht.“
Also versuchte er, auch außerhalb des Spielfelds im Fußballgeschäft Fuß zu fassen. Neben verschiedenen Praktika beim Münchener Radiosender NRJ oder dem Pfaffenhofener Kurier absolvierte er ein Studium – Sportjournalismus an der Medienakademie München, einer privaten Einrichtung: „Ich habe nebenbei gearbeitet, um das zu bezahlen“, erzählt er stolz. Für seinen Traum ackerte er genauso wie auf dem Feld – das Risiko zahlte sich aus. Seine ersten Erfahrungen als Kommentator machte er bei einem Streamingportal. Bei Sport1 war er Praktikant, mittlerweile ist er angestellt. Er kommentiert die Fußballübertragungen, zudem schneidet, vertont und erstellt er Videobeiträge für verschiedene Formate. Als freier Journalist ist er auch für das ZDF-Sportstudio, wo er die Zusammenfassung der 2. Bundesliga liefert, und den Radiodienst von Amazon sowie DAZN im Einsatz. Ob Kommentator oder Redakteur – die Mischungs macht’s. „Beides zusammen ist schon ganz geil“, sagt Seepe. Für eine Sache entscheiden möchte er sich nicht.
Dennoch ist besonders die Arbeit beim aufstrebenden Streamingdienst DAZN, wo er Spiele aus verschiedenen Ligen wie der italienischen Serie A, der englischen Premier League oder der spanischen Primera Division überträgt, hervorzuheben. Der Respekt sei zu Beginn groß gewesen. „Am Anfang überlegt man, wie man einsteigt, aber mit der Zeit wächst die Freude auf das Spiel“, erzählt er. Seepe weiß, dass ihm etwas Besonderes gelungen ist. Denn nicht viele Männer in seinem Alter üben den Traumjob des Fußballkommentators aus. „Das ist nicht alltäglich. Ich habe es in vier Jahren von Null auf dieses Level geschafft.“ Deswegen ist er glücklich, wie es aktuell ist. Große Ziele gibt es nicht: „Ich wollte immer nur kommentieren.“
Neben den eigenen Spielen muss sich der Mittelfeldmann auch auf seine Live-Kommentare am Wochenende vorbereiten. „Das kann schon einen bis zwei Tage dauern – je nach Partie“, erklärt er. Zu einigen Mannschaften erhält er Statistiken, selbst recherchiert er noch zusätzlich. Am Wochenende sitzt Seepe dann aber nicht live im Stadion, sondern im Medienzentrum Ismaning. Dort laufen die Fäden vieler Fußballübertragungen zusammen. „Wir haben da mehrere Monitore, drei, vier verschiedene Einstellungen und ein Hauptsignal, über das ich dann spreche. Das ist eigentlich relativ unspektakulär“, sagt Seepe. Wenn er, wie beim Futsal vor Ort ist, sind die Anforderungen höher: „Ich muss dann meine Unterlagen parat haben, im Studio kann ich zur Not am Laptop noch etwas nachschlagen.“
Bei hochkarätigen Spielen stehen Seepe dann auch Experten wie Benjamin Lauth, Michael Hofmann oder Ralph Gunesch zur Seite. „Sie haben schon einen anderen Blick, sehen Dinge, die ich nicht sehe.“ Doch auch bei sich selbst sieht er ein hohes Maß an taktischem Verständnis, das er in seine Kommentare mit einfließen lässt. Am Mikrofon wird Seepe schon auch emotional, aber nicht übertrieben. „Man kann nicht bei jedem Tor ausrasten, das wäre nicht authentisch. Es soll aber ja auch mir Spaß machen.“ Die Premier League-Partie zwischen Swansea City und Crystal Palace ist ihm besonders in Erinnerung geblieben: „Das Spiel ging 5:4 aus, in den letzten zehn Minuten sind vier Tore gefallen. Ich war eh schon erkältet, nach dem Spiel war ich nicht mehr fähig, irgendetwas zu erzählen.“
Solche Höhepunkte kommen auf Seepe womöglich bald öfter zu: Für die kommende Saison hat sich DAZN die Übertragungsrechte an der Champions League gesichert. „Ich glaube, das Verhalten vieler ändert sich, sie sind nicht mehr so abhängig vom Fernseher“, sagt Seepe über die neuen Möglichkeiten, Fußball auch im Internet zu sehen. Für ihn als Kommentator öffnet sich damit schon bald das Tor zur Königsklasse. Ein Traum sei es natürlich, einmal ein Finale zu kommentieren. „Und wenn nicht, dann schaue ich es mir eben an. Das ist auch mal entspannend“, sagt er und lacht. Ohne Fußball geht es eben einfach nicht. „Dazu bin ich einfach zu sehr Fan.“
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