Manching
Mittelmeerdiät: "Schweinshaxn is aa a Krustentier"

Bei der Manchinger Starkbiergaudi bogen sich die Zuschauer vor Lachen Alle Vorstellungen ausverkauft

11.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:42 Uhr

Foto: Max Schmidtner

Manching (DK) Wahre Beifallsstürme entfachten die Starkbierfreunde Manching bei der Premiere ihres neuen Programms. Manche Zuschauer kamen aus dem Lachen gar nicht mehr heraus. Auch heuer sind alle sechs Vorstellungen im Manchinger Hof längst ausverkauft.

Sie waren eigentlich nur der Ersatz für die "Manchinger Prinzen", die krankheitsbedingt ihren Auftritt hatten absagen müssen - doch die Götz-Mädels waren die Stars des Abends. Julia, Amelie und Elisa brauchten die Herzen der Zuschauer gar nicht mehr erobern: Sie flogen ihnen zu. Dabei hatte das Trio nur zwei Wochen Zeit, um sich auf den Auftritt vorzubereiten. Doch Mutter Julia an der Gitarre und ihre beiden singenden Töchter spielten auf der Bühne, als ob sie noch nie was anderes getan hätten. Bereits bei "So is bei uns in Bayern" von der Band Sauglocknläutn sprang der Funke über, das Publikum war begeistert.

Vollends aus dem Häuschen war der Saal beim zweiten Stück, eine reine Ansammlung bairischer Schimpfwörter. Zugegeben: Bei erwachsenen Sängern würde die Nummer nicht so gut funktionieren. Aber die beiden Mädels sangen derart locker und gut gelaunt über "Ogsoachte Brunzkacheln" und Ähnliches mehr, als ob es für sie das Selbstverständlichste der Welt sei. Recht deftig ging es auch beim dritten Stück zu. "Das Lied der Winde" ist ein altes, unverfälschtes Wirtshauslied: "Der Ministrant im Gotteshaus, dem kummt a ganz a Schdaader aus. Zwischen Dominus Vobiscum schwirrt der Schoaß in der Luft rum, und der Pfarrer blicket stumm in der ganz'n Kirch herum." Zeilen wie diese waren nach dem Geschmack der Manchinger. Hoffentlich sind die Götz-Mädels im nächsten Jahr wieder dabei.

Allerdings muss man zugegen, dass Fastenprediger Barnabas rein stimmungstechnisch den Boden hervorragend vorbereitet hatte. Eine Rampensau war er ja schon immer, der Ralf Winkelbeiner, aber seit er mit seinem Kabarettprogramm die Bühnen in Bayern unsicher macht, ist er noch besser geworden. Er weiß, wie weit er gehen kann, ohne dass es beleidigend wird, und bot eine wilde Mischung aus derben Sprüchen, die beim Starkbier einfach dazugehören, Manchinger Lokalkolorit, Frotzeleien auf die Bundes- und Weltpolitik und bisweilen tiefschürfenden Erkenntnissen, die an Karl Valentin erinnern. "Oben klar und unten dicht, mehr will man doch im Alter nicht" wäre nur eines von vielen Beispielen unter der Rubrik "lockere Sprüche".

Auffallend war heuer, dass unser Fastenprediger offenbar kein besonderer Freund von Vegetariern und Diäten ist. Mit seinem Gewicht könnte er locker bis nach Moskau laufen, um den optimalen Body-Mass-Index zu erzielen, habe ihm sein Arzt gesagt. "Und manche im Publikum bis nach Australien", ergänzte Winkelbeiner bei einem Blick durch den Saal. Doch halte er sich natürlich an die Empfehlungen seines Doktors, der ihm eine mediterrane Diät nahegelegt habe: "Kein Problem. A Schweinshaxn is ja aa so eine Art Krustentier." Außerdem sind Vegetarier generell schlecht drauf, meint der Bruder Barnabas: "Weil es heißt ja auch dahinvegetieren und nicht dahinschnitzeln." Die Fußball-WM werde für die deutsche Mannschaft ziemlich schwer, glaubt der Manchinger Fastenprediger: "Weil in Russland sind wir ja noch nie besonders weit gekommen." Und schließlich stelle sich noch die Frage, was die Frisur von Donald Trump eigentlich beruflich mache? "Meine Oma hätte mit so was früher den Gang rausgewischt."

Mit Spannung warteten die Gäste wieder auf den Manchinger Teil des Jahresrückblicks aus des Fastenpredigers Sicht - und sie sollten nicht enttäuscht werden. Das Geschenk zur Einweihung der Paarterrassen (ein Sitzkissen) sei ja ganz nett gewesen, so Barnabas mit Blick auf Rathauschef Herbert Nerb und seine Stellvertreterin Elke Drack: "Aber Terrasse schreibt man mit zwei "r", und es heißt Kelten- und Römermuseum und nicht Romermuseum", korrigierte er gleich zwei Fehler. Nicht fehlen durfte natürlich Peter Lange. Der Fraktionschef der Freien Wähler, der sich ja schon mal als 3. Bürgermeister vorgestellt haben soll (den es aber in Manching nicht gibt), hat Barnabas sogar eine einstweilige Verfügung angedroht für den Fall, dass er nochmals erwähnt wird. Kommentar des Fastenpredigers zu dieser Steilvorlage: "Es gibt eine Lösung: einfach nichts machen." Auch den Gemeinderäten las er die Leviten. Bei offiziellen Veranstaltungen lasse sich kaum einer blicken, "aber Freikarten fürs Starkbier wollen's haben". Sehr treffend fand der Manchinger Starkbierprediger auch den Zettel, den die Müllabfuhr an den Tonnen angebracht hat. Der Text: "Es gibt künftig keine Zettel mehr."

Und dann waren da noch die Feuerwehren und die Kehrausfreunde. Genüsslich zerpflückte der Prediger die wirklich amüsante Geschichte der Oberstimmer Wehr, die in den Wald gezogen war, um zwei Maibäume zu fällen: einen schönen, großen für den Ortsteil und einen kleineren, krummen für den Maibaumsägewettbewerb auf der Gewerbemesse. Das Pech war nur, dass die Kehrausfreunde den falschen Baum zerschnitten. . .Nicht besonders zielführend sei auch das Vorgehen der Niederstimmer Wehr gewesen, die alle Hydranten aufgedreht hatte mit der Folge, dass es in Manching kein Wasser mehr gab. Schließlich starteten die Starkbierfreunde sogar einen (echten!) Bürgerantrag mit Unterschriftenliste: Elmau soll eine Partnergemeinde von Manching werden.

Neben den Musikeinlagen von den Götz-Mädels und den "Blerradn Schinderzupfa" bilden die Sketche das dritte Standbein der Starkbiergaudi in Manching. Christian Finkenzeller und Roland Binder ergänzten sich auf der Bühne als ungleiches Paar hervorragend: ein Interviewer, der an der Dummheit seines Gegenübers langsam verzweifelt.

Wenn der Sandmann vor Gericht angeklagt wird, weil er allen Sand in die Augen streut, kann es nur ein Ende geben: Alle schlafen ein. Welche Verwicklungen so ein Prozess nimmt, zeigten Anita Schmid, Alexander Jungwirth, Florian Fogl und Jan Luff, wobei vor allem die Rolle des Staatsanwalts sehr gut gespielt war. Eine richtig schöne, sich langsam steigernde und unaufhaltsam auf das Fiasko zusteuernde Nummer ist "Ups!" mit Cornelia Schweizer und Anita Schmid. Paketbote Ralf Winkelbeiner will nur ein Päckchen zustellen, doch die Mutter ist anfangs nicht da, und das Kind will das Paket nicht annehmen. Die Szene endet damit, dass sich der Bote auszieht, weil das Kind glaubt, dass eine Bombe im Paket ist - und natürlich die Mutter erscheint. Was passiert, wenn zwei Schildkröten im Fitnessstudio auf einen voll aktiven Trainer treffen, präsentierten Conny Oberhofer, Rosmarie Kaun und Roland Binder. Nach der Pause ging's mit Sketchen wie "Die Braut", "Die Heiligen Drei Könige" oder "Der Gast ist . . ." weiter.