Hilpoltstein (ute) Der letzte Platz besetzt, die Treppen der festlich geschmückte Kirche ebenso und selbst die Stehplätze schienen fast auszugehen.
Zu den feierlichen Klängen des bekannten Rondeaus aus der "Sinfonie de Fanfares" von Jean-Joseph Mouret begaben sich die Sängerinnen und Sänger des Hilpoltsteiner Vokalensembles gemessenen Schrittes in den Chorraum der Hilpoltsteiner Stadtpfarrkirche. Vorbei an den vielen Zuhörern und dem fünfköpfigen Brass-Ensemble Zimt - namensgebend für das Konzert vor Heilig Abend - mit dem Leiter des Vokalensembles Hilpoltstein, Wayne Lempke, an der zweiten Trompete.
Drei traditionelle Weihnachtslieder aus Schweden, England und Deutschland in zeitgenössischen Bearbeitungen von Gustav Gunsenheimer, Wayne Lempke und William Hawley eröffneten das Konzert: "Jul, jul, strahlendes Weihnachtsfest"" in harmonischem Wohlklang und sehnsuchtsvoll, das bekannte "The First Noel" mit reinen Sopranstimmen und Summen untermalt, sich in mannigfaltiger Variation steigernd und ein lebhaftes "In Dulci Jubilo", das in großer Lautstärken- und Tempodynamik in schwingendem Glockenklang endete.
Es folgten "Aria und vier Partiten" des Giovanni Girolamo Kapsperger, für Zither bearbeitet und gespielt von Jonathan Fiegl, der es verstand, die Triller und Verzierungen virtuos für die Zither zu adaptieren. Ursprünglich für die Laute oder Chitarrone geschrieben, entfaltete die frühbarocke Musik auf der Zither einen durchaus adäquaten Klang, der verstärkt werden musste, um den großen Kirchenraum auszufüllen. Nicht nur war die enorme Fingerfertigkeit Fiegls gefordert, die heikle Temperatur des Kirchenraums erzwang im Verlauf des Konzertes ein mehrmaliges Nachstimmen der empfindlichen Saiten dieses filigranen Instruments.
Wahrhaft weihnachtliche Klänge ertönten mit Blockflöte (Monika Walter), Kontrabass (Gunther Rissmann) und Zither als Begleitung eines Solistenquartettes (Doris Engelhardt-Gesell, Agnes Plier, Torsten Sandvoß, Bernhard Nikitka) und des Chores in "Irish Carol". In "Child of Peace" klangen die Solostimmen von Uschi Steppert und Michael Rieger fast klagend, erst alleine der Sopran, dann kanonisch einsetzend der Tenor bis der gesamte Chor die Melodie aufnahm. Ein wunderbarer Satz von John Rutter, "Candlelight Carol", bei dem man innere Ruhe fühlen konnte wie bei einem verschneiten Kirchgang am Weihnachtsfeiertag, schloss sich an. Und wieder schaffte es Lempke, sein Vokalensemble mit ruhigem, konzentrierten Dirigat und aufmunterndem Blickkontakt zu durchsichtigem Wohlklang wie auch intensivster Dynamik zu animieren.
Dann blickte musikalisch der "Alte Peter" hervor bei den Variationen eines altbayerischen Liedes von Alfred von Beckerath, die Jonathan Fiegl leichtfüßig oder auch schwermütig, lässig oder spitzbübisch zum besten gab. Hier traten besonders schön die gestalterischen Möglichkeiten der Zither zu Tage.
Thalia Hellfritsch sang das englische Weihnachtslied "Away in a Manger" in einem modernen Satz des norwegischen Komponisten Ola Gjeilo gemeinsam mit dem Vokalensemble, das die Solistin zuerst summend untermalt, um dann das Thema aufzunehmen. "Mary Sings a Lullaby" von Leanne Daharja Veitch wurde, teils unisono, teils in reinen Terzfolgen von den Solistinnen Doris Engelhard-Gesell und Alexandra Vildosola und dem Chor interpretiert. Einen wunderbar intimen Charakter erhielt dieses Wiegenlied durch Gitarre (Stefan Burger), Zither und Kontrabass. Das folgende "O Magnum Mysterium" von Morten Lauridsen drückt seinen Titel durch geheimnisvolle, vorhaltreiche, sich verschiebende Klänge und Reibungen aus, die meisterhaft bis ins leiseste Pianissimo dargeboten wurden.
"Highland Cathedral" spielten die fünf Blechbläser des Ensembles Zimt. Mit vollen Chorsatz in freudiger Aufbruchsstimmung überzeugte die Lobpreisung Gottes "Come to the Light", eines schottischen Traditionals . In der Verkündigung Mariens "The Angel Gabriel from Heaven Came" in einem Satz von Wayne Lempke konnte man die schweren Schritte des Erzengels Gabriel hören. Das fröhliche "Christmas Day in the Morning", wiederum mit Begleitung durch die Zither, rundete das gelungene Konzert ab.
Mit begeistertem Applaus wurde die großartige Leistung der Instrumentalisten sowie der Sängerinnen und Sänger belohnt. Die Freude am Singen, am gemeinsamen Formen eines Klangerlebnisses wurde auch in der Zugabe, wobei die Mitglieder des Vokalensembles im Kirchenschiff verteilt sangen, noch einmal hörbar.
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